Original Ergebnisseite.

Hopfer, Ines, Geraubte Identität. Die gewaltsame „Eindeutschung“ von polnischen Kindern in der NS-Zeit. Böhlau, Wien 2010. 304 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Hopfer, Ines, Geraubte Identität. Die gewaltsame „Eindeutschung“ von polnischen Kindern in der NS-Zeit. Böhlau, Wien 2010. 305 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist - nicht ohne Weiteres erkennbar - die 2006 in Graz angenommene Dissertation der auf der Seite 305 sympathisch strahlenden Historikerin mit dem Forschungsschwerpunkt Eindeutschung von Kindern und Jugendlichen in der Zeit des Nationalsozialismus. Das vorliegende Buch konzentriert das Interesse auf Polen, das sich dafür mit einer Ehrenmedaille eines Vereins bedankt hat. Gegliedert ist die vor allem auch auf Gesprächen mit Überlebenden beruhende Untersuchung nach einer kurzen Einleitung in acht Kapitel.

 

Dabei schildert die Verfasserin zunächst Ideologie, Rahmenbedingungen und Durchführung der Eindeutschung von Kindern aus Polen und schließt daran die Betrachtung der Stationen der Eindeutschung (Einmarsch deutscher Truppen, rassische Examina und gesundheitliche Überprüfung, gewaltsame Trennung von den Angehörigen, Übergangsheime, Assimilierungsheime, Überstellung in deutsche Heimschulen, deutsche Heimschule in Niederalteich) aus der Sicht der Kinder, der einzudeutschenden Kinder in der Ostmark (Vermittlung nach Salzburg) und des Kinderheims Alpenland in Oberweis an. Weitere Kapitel betreffen die unterschiedlich aufgenommene Repatriierung nach Kriegsende und die Vergangenheitsbewältigung und dehnen den Untersuchungsgegenstand in kürzerer Fassung auf Rumänien, Böhmen und Mähren, Oberkrain, Untersteiermark, Kroatien und die besetzten Ostgebiete aus.

 

In ihren abschließenden Betrachtungen weist die Verfasserin besonders daraufhin, dass Heinrich Himmler seine Jagd auf gutrassiges Menschenmaterial beispielsweise bereits in einer Rede am 8. November 1938 eröffnete. Die von den damit verbundenen rechtswidrigen Maßnahmen erfasste Zahl von polnischen Mädchen und Buben ist nicht genau bekannt, lässt sich aber auf vielleicht 20000 schätzen. Die Erinnerungen der noch Lebenden sind gemischt, doch herrscht der Wunsch nach Weitergabe ihrer Geschichten an die nächsten Generationen nach dem Ergebnis der überzeugenden Untersuchung der Verfasserin vor.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler