Original Ergebnisseite.

Sigelen, Alexander, Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich. Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler zwischen Fürstendienst und Familienpolitik (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 171). Kohlhammer, Stuttgart 2009. XXXI, 622 S. Abb. Graph. Besprochen von Gerhard Köbler.

Sigelen, Alexander, Dem ganzen Geschlecht nützlich und rühmlich. Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler zwischen Fürstendienst und Familienpolitik (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschungen 171). Kohlhammer, Stuttgart 2009. XXXI, 622 S. Abb. Graph. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Zacharias Geizkofler wurde in Brixen am 1. November 1560 als zweiter Sohn des Stiftsamtmanns Hans Geizkofler in einer seit dem 15. Jahrhundert unter den führenden Geschlechtern der Bergbaustadt Sterzing in Tirol nachweisbaren Familie geboren, die um 1558 in den Adelsstand erhoben wurde. Um 1568 kam er nach Augsburg zu seinem als oberster Rentmeister der Brüder Fugger tätigen Onkel Michael, der ihn protestantisch erzog. Nach dem Studium des Rechtes in Ingolstadt, Straßburg und Basel sowie Aufenthalten in Italien (Padua) und Frankreich (Bourges) praktizierte er 1583/1584 am Reichskammergericht und trat danach in die Dienste der Fugger und mit deren Einwilligung 1585 des Tiroler Landesherrn Erzherzogs Ferdinand.

 

Seinen Werdegang verfolgt sehr ausführlich die von Wolfgang Reinhard angeregte und betreute, im Dezember 2006 von der philosophischen Fakultät der Universität Freiburg im Breisgau angenommene Dissertation des Verfassers. Sie gliedert sich dabei außer einer Einleitung (eine biographische Skizze, Fragestellung, Theorie, Methode, Gliederung, Forschungsstand und Quellenlage) in vier Kapitel. Als Startkapital werden dabei soziales Kapital und kulturelles Kapital geschieden. Bei sozialem Kapital geht es hauptsächlich um die Cluster des Netzwerks, bei dem kulturellen Kapital um Bildungsgang und Bildungsstrategien.

 

Das zweite Kapitel betrifft den Fürstendienst, der 1585 zu einer Tätigkeit als Rat und 1589 zur Stellung als Reichspfennigmeister führte, wobei die evangelische Konfession nicht schadete. Im dritten Kapitel stellt der Verfasser als Profite das ökonomische Kapital (Einkommensquellen, Investitionen, Vermögen und Einkünfte) und das symbolische Kapital (Status, Lebensstil, Memoria, Ehre) als Profite zusammen. Abschließend untersucht er die Familienpolitik in der Verwandtschaft und in der Kernfamilie.

 

Im Ergebnis erweist der Verfasser die schwierige Tätigkeit als Reichspfennigmeister auf Grund der verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Kontakte zur Hochfinanz als großen Erfolg. Auch die generationenübergreifende Absicherung familiärer Interessen gelingt. Insgesamt liefert der Verfasser durch seine biographische, mit einen Kupferstich veranschaulichte Fallstudie einen gewichtigen und interessanten Beitrag zur politischen Kultur im Heiligen Römischen Reich an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert, der durch einen Anhang vorteilhaft abgerundet wird.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler