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Cser, Andreas, Die großen Heidelberger Fässer. Fürstenprestige, wirtschaftliche Unvernunft und Untertanenprotest. Braun, Karlsruhe 2009. 333 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Cser, Andreas, Die großen Heidelberger Fässer. Fürstenprestige, wirtschaftliche Unvernunft und Untertanenprotest. Braun, Karlsruhe 2009. 333 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Heidelberg 1981 mit Untersuchungen zur Lehrform der Politik im 18. und frühen neunzehnten Jahrhundert promovierte Verfasser ist bereits mit einer Reihe von Werken zu Heidelberg und seiner näheren Umgebung hervorgetreten. Während seiner Arbeiten an den großen Heidelberger Fässern wurde er öfter gefragt, ob die Geschichte des großen Heidelberger Fasses, das jährlich von einer halben Million Besuchern des Heidelberger Schlosses besichtigt wird, und seiner Vorgänger ein lohnendes geschichtliches Studienobjekt sei. Die Durchsicht des Quellenmaterials führte ihn zu der festen Überzeugung, dass die Bearbeitung der Fassakten eine ganze Reihe von Einsichten in die Sozialgeschichte, Wirtschaftsgeschichte und Verwaltungsgeschichte der Kurpfalz im Zeitalter des Absolutismus eröffnet.

 

Seine Darstellung beginnt er mit vier großen Heidelberger Fässern, von denen er das erste große Fass von 1592 als Fass voller Fragen einstuft. Das zweite große Fass von 1659 bis 1664 bewirkte wie viele öffentliche Aufträge am Ende lange Streitigkeiten über das Entgelt, das dritte große Fass von 1724 bis 1728 zog nicht enden wollende Reparaturen nach sich und das vierte große Fass von 1750 bis 1751 versprach eine Antiquität, die fast in ganz Europa berühmt und gepriesen werden sollte, und endete in irreparablen Umständen, dürfte aber danach längst seinen Lohn eingespielt haben. Das dem angeschlossene Riesenfass auf der Festung Königstein von 1725 bis 1818 sollte ein Denkmal des reichen Segen Gottes werden, zeigte sich aber als verzogen und schadhaft bzw. gänzlich unbrauchbar.

 

Gut lesbar schildert der Verfasser jeweils die großen für den Bau erforderlichen Anstrengungen auf der Grundlage der vorhandenen Akten. Dem schließt er die gleichermaßen aufwendigen Bemühungen um den Erhalt der rasch lecken Gebilde an. Insgesamt entsteht so ein belehrendes Bild über einen trotz des technischen Fortschritts heute noch Aufmerksamkeit erweckenden, dem Prestige des absolutistischen Fürsten dienenden, seine Untertanen belastenden Gegenstand frühneuzeitlicher Staatswirtschaft.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler