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Bahlcke, Joachim, Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit (= Enzyklopädie deutscher Geschichte 91). Oldenbourg, München 2012. XIV, 170 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

Bahlcke, Joachim, Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit (= Enzyklopädie deutscher Geschichte 91). Oldenbourg, München 2012. XIV, 170 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auf dem Weg von den wandernden Völkern zum Staatenverbund der Europäischen Union sind Landesherrschaft, Territorien und Staat in der frühen Neuzeit eine wichtige Etappe. Deswegen hat der Titel nach seinem Erscheinen auch rasch das Interesse eines sachkundigen Rezensenten erweckt. Da dem Verlag jedoch die Lieferung eines Rezensionsexemplars nicht möglich war, muss der Herausgeber mit wenigen Zeilen auf das Werk hinweisen.

 

Sein in Göttingen 1963 geborener Verfasser promovierte nach dem Studium der osteuropäischen, neueren und neuesten Geschichte sowie der Philosophie in Trier, Wien und Freiburg im Breisgau und Forschungsaufenthalten in Ostmitteleuropa 1993 mit der Dissertation Regionalismus und Staatsintegration im Widerstreit (der Länder der böhmischen Krone innerhalb der Habsburgerherrschaft des 16. und frühen 17. Jahrhunderts). Nach verschiedenen Tätigkeiten als wissenschaftlicher Mitarbeiter an universitären wie außeruniversitären Instituten habilitierte er sich in Leipzig 2002 mit der Schrift „Ungarischer Episkopat und österreichische Monarchie. Von einer Partnerschaft zur Konfrontation“. Über die Universität Erfurt wurde er 2003 auf den Lehrstuhl für Geschichte der frühen Neuzeit in Stuttgart berufen.

 

Im Rahmen der von den Herausgebern vorgegebenen Gliederung des ursprünglich von Ernst Schubert begonnenen Bandes behandelt der Verfasser im enzyklopädischen Überblick das Heilige römische Reich und seine Territorien im Verständnis der Zeitgenossen, die deutschen Territorien im Staatsbildungsprozess, den Übergang von der fürstlichen Herrschaft zu territorialer Staatlichkeit, das Verhältnis von Ständen und Staat sowie den europäischen Rahmen. Grundprobleme und Tendenzen der Forschung sind die Staatsbildung als Gegenstand der historischen Forschung, die politischen Wirkungen und die soziale Reichweite der fürstlichen Herrschaftsintensivierung (Beamte, Gesetzgebung, Steuer, Heer, ständische und gemeindliche Partizipation, Kirche), exemplarische Forschungsschwerpunkte Säkularisierung und Konfessionalisierung, Kommunalismus und Territorialismus, Absolutismus und hochstiftische Herrschaftsformen. Insgesamt ist durch den Band ein vorzüglicher Überblick über einen wichtigen Sachgegenstand entstanden, der sicher viele Interessenten finden wird.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler