Köbler, Gerhard

 

Die Häufigkeit der zur Darstellung des Altfriesischen verwendeten Buchstaben

 

Das Altfriesische ist neben dem Gotischen, Altnordischen, Altenglischen, Altniederdeutschen (Altsächsischen, Altniederfränkischen) und Althochdeutschen eine germanisch/germanistische Einzelsprache. Sie tritt nach Einzelwörtern vor allem des 9. Jahrhunderts im (11. bzw.) 13. Jahrhundert in schriftlicher Überlieferung hervor. Dabei betrifft die Aufzeichnung vor allem Rechtstexte. Seine Grenze zum Neufriesischen - bzw. dem von einigen Forschern darüber hinaus angenommenen (zeitlich gesehenen und für die Zeit zwischen 1550 und 1800 angesetzten) Mittelfriesischen - wird bei etwa 1550 gezogen (unübersehbare Überlieferungslücke).

 

Der dadurch überkommene Wortschatz des Altfriesischen ist schon mehrfach lexikalisch erfasst worden. Karl Freiherr von Richthofens Wörterbuch aus der Mitte des 19. Jahrhunderts verzeichnet dabei zwar auch die Belege der von ihm veröffentlichten Texte, ist aber sowohl quellenmäßig wie auch sprachwissenschaftlich nur auf dem Stande seiner Zeit und behandelt außerdem nicht jedes selbständige Wort als selbständigen Ansatz. Ferdinand Holthausens Wörterbuch des frühen 20. Jahrhundets verbessert diesen Stand durch die Aufnahme zahlreicher weiterer Wörter (ca. 1800) und durch philologische Korrekturen. Sein nach Wortstämmen geordnetes, durch zwei Nachträge ergänztes und gleichwohl möglicherweise nicht mehr als 60-75 Prozent des überlieferten Wortschatzes erfassendes Werk ist aber sehr unübersichtlich und in Einzelheiten überholt.

 

Aus diesem Grunde ist auf der Grundlage beider - durchaus nicht vollkommener und vollständiger Wörterbücher und - in Parallele zu einem indogermanisch-neuhoch­deutschen Wörterbuch, einem germanisch-neuhochdeutschen Wörterbuch, einem gotisch-neuhochdeutschen Wörterbuch, einem altnordisch-neuhochdeutschen Wörterbuch, einem altenglisch-neuhochdeutschen Wörterbuch,  einem altniederdeutschen-neuhoch­deutschen Wörterbuch und einem althochdeutsch-neuhochdeutschen Wörterbuch auch ein altfriesisch-neuhochdeutsches Wörterbuch mit rund 7500 Stichwörtern und Verweisen in streng alphabetischer Reihenfolge erarbeitet worden. Dabei beginnt der einzelne Artikel mit dem Lemma in einer normalisierten Hauptform und eventuellen Nebenformen, die grundsätzlich auch als Verweise (verweisende Ansätze) auf die Hauptform aufgenommen sind. Es folgen die Angaben der (ungefähren) Anzahl (z. B. 1 für hapax legomena) der Belegstellen (und aus übergeordneten Erwägungen die Angabe der [altfriesischen] Sprache). Dem ist (grundsätzlich) eine grammatikalische Bestimmung des Wortes angefügt. Bei der anschließenden Ermittlung der Bedeutung im Neuhochdeutschen ist ein Mittelweg zwischen ganz besonderer Bedeutung im einzelnen, vermutlich öfter auch vom Zufall bestimmten Kontext und allgemeinerer, durch die überlieferten Kontexte nicht immer gesicherter etymologisch ausgerichteter Bedeutung eingeschlagen worden. Im Anschluss hieran wird eine englische Bedeutung angeführt. Darüber hinaus sind, soweit vorhanden, lateinische Übersetzungsgleichungen angefügt. Weiter werden Verweise von Grundwörtern auf Komposita und Hinweise auf nahestehende Wörter gegeben. Unter den Hinweisen finden sich auch verwandte Wörter anderer germanischer/germanistischer Sprachen (Gotisch, Altnordisch, Altenglisch, Altniederfränkisch, Altsächsisch, Althochdeutsch, Mittelniederdeutsch, Mittelniederländisch, Mittelhochdeutsch und Plattdeutsch/Neuniederdeutsch). An­schließend werden (die) Quellen des Lemmas durch summarische Siglen angegeben, wobei gelegentlich eine Jahreszahl für den ältesten Beleg angeführt wird. Im Anschluss hieran werden unter Interferenz fremdsprachliche Wörter genannt, die formal oder inhaltlich das nationalsprachliche Wort beeinflusst haben (könnten). Dem folgt (erstmals grundsätzlich) die Etymologie des Lemmas. Danach wird unter Literatur die lexikalische Fundstelle für das Stichwort offengelegt oder ein sonstiger weiterführender Hinweis geboten. Vereinzelt folgen dem geläufige Redewendungen oder Erklärungen von Besonderheiten eines Lemmas.

 

Erschlossenes Material ist durch * kenntlich gemacht, wobei für erschlossene Lemmata der Asterisk am Beginn steht, für nicht belegte, erschlossene Formen des Stichworts dagegen am Ende. Klammern und Fragezeichen deuten Unsicherheiten und Vorbehalte an. Als Bausteine etymologisch erkennbare Teile von Wörtern sind durch Bindestriche abgesondert.

 

Die Ordnung der Lemmata ist streng alphabetisch. Lange und kurze Vokale werden dabei grundsätzlich nicht geschieden, doch folgt bei Gleichheit im übrigen das Wort mit langem Vokal dem Wort mit kurzem Vokal nach. Th steht hinter t, j hinter i.

 

Wie für das Indogermanische, Germanische, Gotische, Altnordische, Altenglische,  Altniederdeutsche und Althochdeutsche so ist auch für das Altfriesische (erstmals) ein neuhochdeutsch-altfriesisches Wörterbuch verfasst worden, welches das Altfriesische von der neuhochdeutschen Sprache her aufschließen soll, indem es eine Antwort etwa auf die Frage ermöglicht, wie das Altfriesische den Sachverhalt bezeichnet, den das Neuhochdeutsche etwa als „Abend“,  „Kopf“, „Monat“, „Schulter“ oder „Wasser“ benennt. Dass auch hier noch manche Frage bleibt und Verbesserungen möglich sind, versteht sich von selbst. Möge wie hier auch insgesamt die germanistische Sprachforschung weiterführend eintreten und die Grundlage für das Altfriesische überhaupt und damit für ein altfriesisch-neuhochdeutsches wie ein neuhochdeutsch-­altfriesisches Wörterbuch verbessern - wie dies etwa durch die nahezu vollständige Ver­zettelung des altfriesischen Wörterschatzes im Friesischen Institut in Groningen (Fries Institut, Westersingel 28-30, Groningen) vorbereitet bzw. geschehen ist.

 

In den 12496 erfassten Ansätzen und Verweisen des Grundwortschatzes sind 88758 Zeichen enthalten. Daraus errechnet sich eine durchschnittliche Ansatzlänge von 7,1029 Zeichen. Zur Darstellung des Altfriesischen ist grundsätzlich das Buchstabensystem (Alphabet) des klassischen Lateinischen verwendet, das aber in bestimmten Hinsichten auf Besonderheiten des Altfriesischen angepasst werden muss.

 

Ausgangspunkt sind also die 24 Zeichen des lateinischen Alphabets (a, b, c, d, e. f, g, h, i, k, l, m, n, o, p, q[1x], r, s, t, u, v, x, y, z). Hinzu kommen als altfriesische Sonderzeichen j und w. Hieraus ergibt sich eine Gesamtzeichenzahl von 26 Zeichen.

 

Die Häufigkeit ihrer Verwendung hat mich schon von Beginn meiner Beschäftigung mit dieser Sprache besonders interessiert. Ich habe aber in der Literatur hierzu bislang keine besonderen genauen Angaben vorgefunden. Deswegen habe ich sie mit Hilfe eines von Josef Schönegger freundlicherweise für mich entwickelten Sortierprogramms selbst ermittelt.

 

Dieses gelangt unter der in der elektronischen Datenverarbeitung selbverständlichen Vereinzelung aller 26 Buchstaben (z. B. a, b, c, d usw.) und 54 Buchstabenvarianten (z. B. a, á, à usw.) zu folgenden Erkenntnissen:

 

Asc

Hex

Zeichen

Häufigkeit

97

61

a

6578

65

41

A

3

257,774

101,0306

ā̆

5

257

101

ā

534

226

0

â

725

98

62

b

1896

66

42

B

4

99

63

c

1142

100

64

d

4595

101

65

e

10396

69

45

E

2

275,774

113,0306

ē̆

32

275

113

ē

1141

234

00EA

ê

1202

102

66

f

2307

70

46

F

5

103

67

g

2397

104

68

h

4135

105

69

i

6628

73

49

I

2

299,774

012B,0306

ī̆

5

299

012B

ī

953

238

00EE

î

30

106

006A

j

341

74

004A

J

1

107

006B

k

3292

75

004B

K

2

108

006C

l

4405

76

004C

L

2

109

006D

m

2081

77

004D

M

4

110

006E

n

6971

78

004E

N

2

111

006F

o

2613

333,774

014D,0306

ō̆

17

333

014D

ō

763

244

00F4

ô

17

112

70

p

1326

80

50

P

4

113

71

q

33

114

72

r

6421

82

52

R

5

115

73

s

4604

83

53

S

3

116

74

t

5393

117

75

u

1868

85

55

U

2

363

016B

ū

660

118

76

v

677

119

77

w

2099

87

57

W

4

120

78

x

80

121

79

y

2

122

007A

z

290

Hieraus lassen sich folgende Häufigkeiten ermitteln:

Zeichen

Varianten

Häufigkeit

Prozent

A

a A ā̆ ā â

7845

8,80%

B

b B

1900

2,10%

C

c

1142

1,30%

D

d

4595

5,20%

E

e E ē̆ ē ê

12773

14,40%

F

f F

2312

2,60%

G

g

2397

2,70%

H

h

4135

4,70%

I

i I ī̆ ī î

7618

8,60%

J

j J

342

0,40%

K

k K

3294

3,70%

L

l L

4407

5,00%

M

m M

2085

2,40%

N

n N

6973

7,90%

O

o ō̆ ō ô

3410

3,80%

P

p P

1330

1,50%

Q

q

33

0,00%

R

r R

6426

7,20%

S

s S

4607

5,20%

T

t

5393

6,10%

U

u U ū

2530

2,90%

V

v

677

0,80%

W

w W

2103

2,40%

X

x

80

0,10%

Y

y

2

0,00%

Z

z

290

0,30%

Summe

88699

100%

 

Ordnet man die Buchstaben nach ihren Häufigkeiten, so entsteht folgende Reihung:

E

e E ē̆ ē ê

12773

14,40%

A

a A ā̆ ā â

7845

8,80%

I

i I ī̆ ī î

7618

8,60%

N

n N

6973

7,90%

R

r R

6426

7,20%

T

t

5393

6,10%

S

s S

4607

5,20%

D

d

4595

5,20%

L

l L

4407

5,00%

H

h

4135

4,70%

O

o ō̆ ō ô

3410

3,80%

K

k K

3294

3,70%

U

u U ū

2530

2,90%

G

g

2397

2,70%

F

f F

2312

2,60%

W

w W

2103

2,40%

M

m M

2085

2,40%

B

b B

1900

2,10%

P

p P

1330

1,50%

C

c

1142

1,30%

V

v

677

0,80%

J

j J

342

0,40%

Z

z

290

0,30%

X

x

80

0,10%

Q

q

33

0,00%

Y

y

2

0,00%