Kurze Einführung in die altenglische Sprachwissenschaft
A. Begriff
Das Altenglische ist die zeitlich zwischen dem Germanischen und dem Mittelenglischen liegende Sprachstufe des Englischen. Ihr Beginn setzt vielleicht schon mit der auf den Rückzug der Römer (407) folgenden Landnahme germanischer Stämme auf der britischen, wohl seit der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends von Kelten besiedelten und seit 43 n. Chr. von den Römern eroberten Insel im Jahre 449 (vielleicht schon 428) ein, mit der eine räumliche Absonderung von den übrigen germanischen Stämmen einhergeht, welche faktisch die Wahrscheinlichkeit gesonderter Sprachentwicklung begünstigt. Aus dieser frühen Zeit sind aber keine altenglischen Texte überliefert, so dass sich der Anfang der Überlieferung um etwa 700 als Anfangszeitpunkt des Altenglischen anbietet. Im 11. Jahrhundert treten dann so viele, vor allem durch die den skandinavischen Einfällen seit 787 folgende normannische Eroberung Englands im Jahre 1066 (14. 10. 1066 Schlacht bei Senlac/Hastings) bewirkte Veränderungen (vor allem Abschwächung der vollen kurzen Endsilbenvokale zu e) ein, dass mit dem Ende dieses Jahrhunderts auch die altenglische Sprachstufe endet und das Mittelenglische beginnt. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts werden Handschriften mit altenglischen Texten bereits allgemein nicht mehr verstanden.
Das Altenglische stammt aus dem nur durch Rekonstruktion erkennbaren Germanischen und ist somit eine germanistische Sprache. Über das Germanische gehört es zugleich zum Indogermanischen oder Indoeuropäischen, und zwar zur Gruppe der sogenannten Kentum-Sprachen (lat. centum = hundert), zu welchen außer dem Germanischen das Griechische, das Italische, das Keltische, das Hethitische und das Tocharische zählen und welche im Gegensatz zu den sogenannten Satem-Sprachen stehen.
Innerhalb des Germanischen unterscheidet man zwischen Ostgermanisch, Nordgermanisch und Westgermanisch. Das Altenglische entwickelt sich zusammen mit dem Altfriesischen, dem Altniederdeutsche (Altsächsischen, Altniederfränkischen) und dem Althochdeutschen aus dem Westgermanischen. Von diesem unterscheiden sich Ost- und Nordgermanisch vor allem durch das Fehlen der Verben tun, gehen, stehen und die Umbildung von gemeingermanisch uu zu ggw gegenüber uw im Westgermanische. Innerhalb des Westgermanischen steht das Altenglische dem Altfriesischen am nächsten und dem Altniederdeutschen näher als dem Althochdeutschen.
Geographisch umfasst das Altenglische England mit Ausnahme von Cornwall. Seine wichtigsten Schreiborte sind Winchester, Canterbury, London, York und Lindisfarne.
Dialektal (diatopisch) gliedert sich das Altenglische im wesentlichen nach den Siedlungsräumen der einzelnen nach Britannien gewanderten und seit etwa 600 von Irland - über Iona und Lindisfarne und York - wie Rom - über Kent - aus christianisierten germanischen Stämme, wobei die sprachwissenschaftliche Bestimmung dieser Dialekte sowohl aus der altenglischen als auch aus der mittelenglischen Überlieferung erfolgt. Danach unterscheidet man Kentisch, Westsächsisch und Anglisch. Dabei entspricht das nur bruchstückhaft überlieferte Kentische dem Siedlungsbereich der aus Jütland gekommenen Jüten im Bereich der heutigen, Canterbury als Hauptstadt einschließenden Grafschaft Kent und der Insel Wight. Das Westsächsische gehört zum Siedlungsgebiet der insgesamt in Essex, Sussex und Wessex siedelnden Sachsen südlich der Themse und westlich von Kent. Sein Hauptort ist Winchester. Es ist der am reichsten überliefere Dialekt, der von der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts an die Normalform des Altenglischen bietet (Spätwestsächsisch). Das im Endergebnis namengebende Anglische schließlich umfasst das nördlich der Themse liegende Siedlungsgebiet der aus dem Gebiet zwischen Flensburg und Schleswig gekommenen Angeln, das 867 von Skandinaviern (Dänen) erobert wurde (Denalagu). Es gliedert sich in das Ostanglsiche, nordöstlich von London, das recht unvollkommen überlieferte Mercische (zu mearc Mark, Grenze) zwischen Themse und Humber und das nur burchstückhaft überlieferte Northumbrische nördlich des Humber. Politisch lag dabei die Vorherrschaft zunächst in Northumbrien (Edwin, Oswald, Oswin), dann in Mercien (Penda, Offa) und schließlich in Wessex (Egbert 802-839, Alfred 879-900).
Zeitlich (diachronisch) lässt sich das Altenglische in das nicht überlieferte Uraltenglische, das von 700 bis etwa (900 oder) 950 reichende Frühaltenglische, zu dem vor allem die von Alfred dem Großen angefertigten oder angeregten westsächsischen Prosaübersetzungen gehören, und das Spätaltenglische (900 bzw. 950-1100), in welchem besonders die Werke Aelfrics (um 1000) und Wulfstans verfasst sind, gliedern.
Sozial (diastratisch) erlaubt die Überlieferung kaum eine Unterscheidung, da die Umgangssprache so gut wie nicht erhalten ist.
Das somit vor allem dialektisch wie zeitlich in sich sehr differenzierte Altenglische bedarf für wissenschaftliche Zwecke einer normalisierenden Standardisierung. Hierfür hat Henry Sweet in der Einleitung zu seiner Ausgabe von König Alfreds altenglischer Übersetzung der lateinische Cura Pastoralis Gregors des Großen das Frühwestsächsische Alfreds des Großen (Cura Pastoralis, Orosius, Parker-Handschrift der Sachsenchronik) zur Grundlage gemacht. Ihm sind die wichtigsten Grammatike (Cosijn, Sievers, Wright, Girvan) und das Wörterbuch Holthausens gefolgt, obgleich das Spätwestsächsiche Aelfrics (um 1000) der Alfredischen Sprache überlegen sein dürfte.
Die altenglischen poetischen Denkmäler mit ihren insgesamt etwa 10000 Langzeilen sind vermutlich seit etwa 700 und im erheblichem Umfang im anglischen Sprachgebiet entstanden, aber fast durchwegs nur in vier westsächsischen Abschriften des 10. Jahrhunderts überliefert.
Die Beowulf-Handschrift des British Museum in London enthält drei altenglische Prosatexte, den Beowulf (1. Hälfte 8. Jh.?), und die fragmentarische Judith-Dichtung. Die war wohl 1563 im Besitz von Laurence Nowell, Dekan von Lichfield und danach Sir Robert Cottons (1571-1631), in dessen Bibliothek sie 1731 durch Brand beschädigt wurde. Sie wurde 1815 von G.J. Thorkelin, 1833 von J.M. Kemble und 1882 in Faksimile von J. Zupitza veröffentlicht.
Die Caedmon-Handschrift der Bodleian Library in Oxford enthält Genesis (1. Hälfte 8. Jh.), Exodus (1. Hälfte 8. Jh.), Daniel, Christ und Satan. Sie gehörte einst dem Erzbischof James Usher, der sie Franciscus Junius schenkte, der 1655 den Erstdruck besorgte und dann die Handschrift der Universität Oxford überließ. Im Faksimile wurde sie 1927 von I. Gollancz herausgegeben.
Die Exeter- Handschrift der Kathedrale zu Exeter enthält vor allem Christ, Guthlac, Phönix, Juliana, Wanderer, Der Menschen Gaben, Des Vaters Lehren, Seefahrer, Der Menschen Gemüt, Widsith, Der Menschen Geschicke, Reimlied, Panther, Walfisch, Rebhuhn, Rede der Seele an den Leichnam (I), Deors Klage, Klage der Frau, Das jüngste Gericht, Botschaft, des Gemahls, Ruine und Rätsel. Die Kathedrale von Exeter erhielt die Handschrift von Leofric, Bischof von Devon und Cornwall (+ 1072). Die erste vollständige Ausgabe erfolgte 1842 durch B. Thorpe, eine Ausgabe mit Übersetzung 1895 durch I. Gollancz, eine Faksimileausgabe 1933 durch R.W. Chambers, M. Förster und R. Flower.
Dei Vercelli-Handschrift enthält Homilien, Andreas, Schicksale der zwölf Apostel, Rede der Seele an den Leichnam (II), Der Menschen Falschheit, Traumgesicht vom Kreuze, Elene, (Leben des Guthlac). Wie sei in die Dombibliothek von Vercelli gelangte, ist unbekannt. Sie wurde 1836 von M.G. Maier unter B. Thorpes Leitung erstmals und 1894 von R. Wülker in ihrem poetischen Teil und 1913 von M. Förster umfassend in Faksimile ediert.
Zu den poetischen Denkmälern kommen dann noch zahlreiche prosaische Texte. Neben verschiedenen kleineren, teilweise auch in Runen geschriebenen und seit etwa 700 überlieferten Texten sind hier vor allem die altenglischen Urkunden, die altenglischen Gesetze, die im 8. Jahrhundert einsetzenden mercischen Glossen, die Interlinearversion des Psalters und der Evangelien und die Übersetzungen der Cura Pastoralis Gregors des Großen (540-604), der Historia ecclesiastica Bedas (672-735), der De consolatione philosophiae des Boethius (480-524), der Soliloquia Augustins (354-430), der Disticha Catonis, der Metra Boethius' und der Dialoge Gregors des Großen durch König Alfred zu nennen.
Hinzuweisen ist daneben auf die reiche Namensüberlieferung sowie auf verschiedenen Runeninschriften. Die Edition der altenglischen Denkmäler ist weit verstreut erfolgt und noch nicht abgeschlossen. Eine Zusammenfassung der ältesten - voralfredischen - Texte bietet Sweet, eine Zusammenfassung der poetischen Werke Grein sowie Krapp und Dobbie, einen Zusammenfassung der Urkunden Kemble, Thorpe und Robertson. Um Vereinigung wenigstens einer Reihe bemühen sich auch die Bände der Early English Text Society.
Das führende altenglische Wörterbuch stammt von Bosworth-Toller, ist aber trotz späterer Ergänzungen (Supplement, Additions, Corrections) nicht vollständig. Das insofern bessere Wörterbuch Halls ist allerdings trotz einer späteren Ergänzung ebenfalls nicht erschöpfend, vernachlässigt lateinische Lemmata und verzeichnet die Quellen nur global. Sein Wortschatz lässt sich auf über 40000 Wörter schätzen. Holthausens etymologisches Wörterbuch bietet deutsche Bedeutungsangaben, ist jedoch auf den Grundwortschatz beschränkt. Greins Wörterbuch erfasst nur die poetischen Denkmäler.
B. Akzent
Der Akzent liegt auf der jeweils ersten Silbe eines Wortes. Betont sind Stämme, unbetont Endungen. Abgeleitete Wörter behalten grundsätzlich die Betonung des Grundwortes. Affixe sind demnach meiste unbetont, teilweise auch betont. Allerdings tragen die vom Nominalkomposita abgeleiteten Verben wie auch die erst im Altenglischen gebildeten trennbaren Verbalkomposita den Akzent auch auf der ersten Silbe.
C. Vokale
germ. ae. ae. germ.
a a, Ï, ea, e, o, (æ) a a
ai õ, Ú õ ai, Ð (Ú)
au ea
Ï a
Ú ai, Ð (Ú)
e e, eo, i e e, a
Ð (Ú), Ð2 Ú, õ, ea, Ð Ð Ð2, Ð (Ú)
ea a, au, Ð (Ú)
ei Æ
eo e, eu
eu eo
i i, io, ie, Æ i i, e
Æ Æ, ío Æ Æ, i, ei
ie i
io i
ío Æ, iu
iu ío
o u, a
æ æ æ æ, Ð (Ú), (a)
u o, u, y u u
ð ð, ‘ ð ð
y u
‘ ð
I. Kurze Vokale
a ae. wõscan waschen (germ. *wa(t)skan waschen) a
Ï ae. Ïcer Acker (germ. *akraz Acker a
Ï ae. fÏder Vater (germ. *fadar Vater a
e ae. settan setzen (germ. *satjan setzen a
ea ae. eahta acht (germ. *ahtau acht a
o ae. of ab (germ. *af von, weg a
e ae. etan essen (germ. *etan essen e
eo ae. heorte Herz (germ. *hertam Herz e
i ae. fisc Fisch (germ. *fiskaz Fisch i
u ae. gold Gold (germ. *gulþam Gold u
u ae. sunu Sohn (germ. *sunze Sohn u
Die kurzen Vokale e, i, o und u bleiben, sofern keine Nachbarlaute einwirken, unverändert, a wird in einsilbigen Wörtern u verschiedenen anderen Fällen zu Ï.
II. Lange Vokale
õ ae. õþ Eid (germ. *aiþaz Eid) ai
Ú ae. lÚtan lassen (germ. *lÐtan lassen) (õ)
Ð ae. hÐr hier (germ. *hÐr hier) e
éa ae. béag Ring (germ. *baugaz Ring) au
eo ae. déop tief (germ. *deupaz tief) eu
Æ ae. swÆn Schwein (germ. *swÆnaz Schwein) Æ
æ ae. bræþor Bruder (germ. *bræþar Bruder) o
ð ae. hðs Haus (germ. *hðsam Haus) ð
Die langen Vokale Ð, Æ, æ, ð bleiben, sofern keine Nachbarlaute einwirken, bewahrt. Westgermanisch õ (germanisch Ú = Ð1) wird westsäschsich Ú, sonst Ð.
III. Diphthonge
ea ae. earm arm (germ. *armaz arm
ea ae. béam Balken (germ. *baumaz Baum
eo ae. eorþe Erde (germ. *erþaz Erde
eo ae. beodan bieten (germ. *beudan bieten
ie y
íe ‘
Die westgermanischen Diphthonge ai, au, eu, iu werden altenglisch õ, ea, eo, io/eo.
IV. Kombinatorischer Lautwandel
Neben der allgemeinen Entwicklung der Vokale vom Germanischen zum Altenglischen treten bestimmte Veränderungen nur durch den Einfluss benachbarter Laute ein. Dabei ist im Altenglischen insbesondere der Vokalismus verändert worden, während im Althochdeutschen der Konsonantismus stark betroffen wurde. Hierzu gehört vor allem der Umlaut als die Veränderung eines betonten Vokals durch einen Vokal der Folgesilbe. Im einzelnen handelt es sich vor allem um folgende Erscheinungen.
Die Nasale n, m schwinden vor stimmlosen Reibelauten unter Ersatzdehung des vorangehenden Vokals (ae. mðþ).
A, e, i werden vor h, r, l - im einzelnen unterschiedlich - zu ea, eo und io gebrochen.
germ. *ahtau acht ae. eahta acht
germ. *flehtan flechten ae. fleohtan flehten
Ð, Æ werden vor h zu éa, éo und ío gebrochen
germ *lenhtaz, *linhtaz leicht ae. líoht leicht
germ *nÐhwaz nahe ae. néah nah
Nach c, g, sc oder i geschriebenem j (palatalen Konsonanten) ensteht aus Á, Û der Diphthong ÆÐ, Áa.
germ *geban geben ae. giefan geben
germ. *jeram Jahr ae. géar Jahr
Nach germanischen j (altenglisch g oder i) entsteht aus u, Å, À der Diphthong iu, eÅ, eÀ.
germ. *jungaz jung ae. geong jung
Vokale und Diphthonge werden durch i oder j der Folgesilbe umgelautet, und zwar a zu e, õ zu Ú, o zu e, æ ober oe zu Ð, È zu ‘, Áa zu westsächsisch Âe und Âo zu westsächsisch íe.
Ae, e, i können vor einfachem Konsonanten und folgendem u, o, a (velarem Vokal) zu ea, eo, io/eo diphthongiert werden.
germ. *eburaz Eber ae. eofor Eber
V. Ablaut
Das Altenglische kennt wie das Germanische den aus der indogermanischen Grundsprache ererbten Ablaut d.h. den regelmäßigen Wechsel von Vokalqualitäten (Abtönung) und bzw. oder Vokalquantitäten (Abstufung) in etymologisch zusammengehörigen Formen oder Wörtern. Es benutzt ihn vor allem dazu, verschiedenen Bedeutungen besser zum Ausdruck zu bringen. Dabei werden insbesondere sechs (sieben bzw. acht) Ablautreihen unterschieden, welche zur Unterscheidung der verschiedenen Formen des sog. starken Verbs dienen, aber auch sonst erscheinen. Die Ablautreihen des starken Verbs umfassen zwei bis vier Ablautstufen (Präsens, Infinitiv; 1.3.P. Sg. Ind. Prät.; 2.P.Sg.Ind.Prät., Pl.Ind.Prät., Opt.; Part.-Prät.). Die ersten fünf beruhen auf dem indogermanischen qualitativen Ablaut e : o, die sechste auf dem indogermanischen quantitativen Ablaut a : õ.
Sie lauten germanisch:
ei/Æ : ai : i : i (germ. *steigan steigen) I
eu : au : u : o (germ. *beudan bieten) II
e, i : a : u : u, o (germ. *werþan werden) III
e, i : a : : o (germ. *beran tragen) IV
e, i : a : : e (germ. *geban geben) V
a : æ : æ : a (germ. *lÐtan lassen) VI
Im Altenglischen unterscheidet man dementsprechend.
i : õ : i : i ae. grÆpan, grõp, gripon, gripen greifen I
eo : ea : u : o ae. beodan, bead, budon, boden bieten II
i : a,o : u : u ae. bindan, band, bundon, bunden binden III
e : ea,a : u : o ae. helpan, healp, hulpon, holpen helfen III
eo : ea : u : o ae. weorpan, wearp, wurpon, worpen werfen III
e,i : Ï : u : o IV
i : a : æ : u IV
e : Ï : u : o IV
e : Ï : Ú : o ae. beran, bÏr, bÚron, boren tragen IV
e : Ï : Ú,u: o ae. metan, mÏt, mÚton, metan messen V
a : æ : æ : a ae. faran, fær, færon, faren fahren VI
Dazu kommen die reduplizierenden Verben, denen aber im Altenglischen fast ausnahmslos (angl. heht, reord, leolc, leort, ondreord) aller Spuren einer früheren Reduplikation fehlen.
V1 : Ð : Ð : V1 ae. hõtan, hÐt, hÐton, hõten heißen VII
V1 : eo : eo : V1 ae. hleapan, hleop, hleopon, hleapen laufen VII
VI. Praktische Hinweise auf häufigere unterschiedliche Schreibweisen (Graphemvarianten)
land/lond : a-o
Ïhta/ehta/eahte : Ï-e-ea
ealdðald : ea-a
firen/fyren : i-y
hÆ/hig : i-Æg
hierde/hyrde/hirde/heorde : ie-y-i-eo
híeran/hÐran : íe-Ð
dræwian/dræwigan/dræwigean : ‑ian-igan-igean
bÊgen, bÐgen : Ê-Ð
seggan/secgan/secgean : gg-cg-cge
streccan/streccean : cc-cce
D. Konsonanten
Das germanische Konsonantensystem bleibt im (Westgermanischen und im) Altenglischen im wesentlichen unverändert. Germanisch z wird westgermanisch r. Germanisch º wird westgermanisch d. Nach kurzer Stammsilbe bewirkt j Verdoppelung des vorausgehenden Konsonanten (außer r) und schwindet. P, t, k und h werden auch vor r oder l verdoppelt.
b ae. beran tragen germ. *beran tragen labialer stimmhafter
Verschlusslaut
(ª labialer stimmhafter
Reibelaut
c (=k) ae. ceosan wählen germ. *keusan kosten palataler/velarer
stimmloser Ver-
schlusslaut
d ae. dream Traum germ. *draugmaz Jubel dentaler stimmhaf-
ter Verschlusslaut
º dentaler stimmhaf-
ter Reibelaut
f ae. full voll germ. *fullaz voll labialer stimmloser
Reibelaut
g ae. giest Gast germ. *gastiz Gast labialer stimmloser
Verschlusslaut
g palataler/velarer
stimmhafter Reibe-
laut
h ae. hõtan heißen germ. *haitan heißen Halbvokal
palataler/velarer
stimmloser Reibe-
laut
j ae. géar Jahr germ. *jeram Jahr palatarer/velarer
Halbvokal
k s. c
ks s. x
l ae. leax Lachs germ. *lahsaz Lachs
m ae. mann Mann germ. *mannaz Mann labialer Nasal
n ae. niman nehmen germ. *neman nehmen dentaler Nasal
p ae. ríepan raufen germ. *reipan ernten labialer stimmloser
Verschlusslaut
r ae réad rot germ. *raudaz rot dentaler Liquid
r ae. déor Tier germ. *deuzaz Tier
s ae. siofun sieben germ. *sebun sieben dentaler stimmloser
Reibelaut
t ae. tréo Holz germ. *trewaz Baum dentaler stimmloser
Verschlusslaut
þ ae. þÆn dein germ. *þÆnaz dein dentaler stimmloser
Reibelaut
w ae. wealdan walten germ. *waldan walten labialer Halbvokal
x(=ks) ae. oxa Ochse germ. *usæn Ochse Reibelaut
z (selten) dentaler stimmhaf-
ter Reibelaut
Kombinatorischer Lautwandel
In stimmhafter Umgebung werden die stimmlosen Reibelaute f, s, þ zu stimmhaften b, g, º, was jedoch in der Schreibweise nicht zum Ausdruck gebracht wird. Stimmhaftes ª, g wird vor stimmlosen Konsonanten und im Auslaut zu stimmlosem f, h. Neben l wird germanisch þ zu d (germ. *gulþam, ae. gold).
Germanisch k und g werden unter bestimmten Bedingungen altenglisch zu palatalem c und g (germ. *gelu, ae. geolu, germ. *dagiz, ae. dÏg). Im Anlaut wird sc seit der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts palatal (spätae. sceal, sceawian).
E. Substantiv
Das Altenglische besitzt beim Substantiv die drei Geschlechter (Genera) Maskulinum, Femininum und Neutrum, die zwei Numeri Singular und Plural sowie die vier Fälle (Kasus) Nominativ, Genitiv, Dativ (einschließlich Instrumental) und Akkusativ, wobei die einzelnen Kasus, Numeri und Genera im Altenglischen verhältnismäßig selten durch eindeutige Endungen besonders gekennzeichnet sind (Endungsarmut). Entsprechend dem in den indogermanistischen Sprachen regelmäßig an eine Wurzelsilbe sowie ein eventuell folgendes Ableitungssuffix angeschlossenen Wortbildungselement (Vokal, Konsonant, Verbindung von Vokal und Konsonant), das allerdings im Altenglischen meist nicht mehr unmittelbar zu erkennen ist, unterscheidet man vier vokalische und fünf konsonantische Deklinationsklassen. Hiervon sind im Altenglischen vor allem die germanischen a‑, æ‑ und n‑ Deklinationen von Bedeutung, in welche zahlreiche Wörter übergetreten sind, welche im Germanischen einer anderen Deklinationsklasse angehören.
I. o-Stämme (germanische a-Stämme): männlich, sächlich
1. reine -o-Stämme
Sg.N.M. dæm Urteil dÏg Tag (germ. *dagaz)
Sg.G.M. dæmes dÏges (germ. *dagez(o))
Sg.D.M. dæme dÏge (germ. *dagai)
Sg.A.M. dæm dÏg (germ. *dagam
Sg.I.M. dÏge
Pl.N.M. dæmas dagas (germ. *dagoz)
Pl.G.M. dæma daga (germ. *dagen, *dagon)
Pl.D.M. dæmum dagum (germ. *dagamiz)
Pl.A.M. dæmas dagas (germ. *daganz)
Sg.N.N. word Wort
Sg.G.N. wordes
Sg.D.N. worde
Sg.A.N. word
Pl.N.N. word
Pl.G.N. worda
Pl.D.N. wordum
Pl.A.N. word
2. -jo-Stämme (germ. ja-Stämme)
Sg.N.M. ende Ende
Sg.G.M. endes
Sg.D.M. ende
Sg.A.M. ende
Pl.N.M. endas
Pl.G.M. enda
Pl.D.M. endum
Pl.A.M. endas
Sg.N.N. rÆce Reich
Sg.G.N. rÆces
Sg.D.N. rÆce
Sg.A.N. rÆce
Pl.N.N. riciu
Pl.G.N. ricea
Pl.D.N. ricium
Pl.A.N. riciu
3. -wo-Stämme (germ. wa-Stämme)
Sg.N.M. bearu Wald
Sg.G.M. bearwes
Sg.D.M. bearwe
Sg.A.M. bearu
Pl.N.M. bearwas
Pl.G.M. bearwa
Pl.D.M. bearwum
Pl.A.M. bearwas
Sg.N.N. searu Rüstung
Sg.G.N. searwes
Sg.D.N. searwe
Sg.A.N. searu
Pl.N.N. searu
Pl.G.N. searwa
Pl.D.N. searwum
Pl.A.N. searo
II. õ-Stämme (germ. -æ-Stämme): weiblich
1. Reine -õ-Stämme
Sg.N.F. giefu Gabe (germ. *gebæ)
Sg.G.F. giefe (germ. *gebæz)
Sg.D.F. giefe (germ. *gebai, *gebæ,, geboi)
Sg.A.F. giefe (germ. *gebæm, *gebæn)
Pl.N.F. giefa (germ. *gebæz)
Pl.G.F. giefa (germ. *gebæ(no), *gebæn)
Pl.D.F. giefum (germ. *gebæmiz)
Pl.A.F. giefa (germ. *gebæz)
2. -jõ-Stämme (germ. -jæ-Stämme)
Sg.N.F. sibb Verwandtschaft
Sg.G.F. sibbe
Sg.D.F. sibbe
Sg.A.F. sibbe
Pl.N.F. sibba
Pl.G.F. sibba
Pl.D.F. sibbum
Pl.A.F. sibba
3. -wõ-Stämme (germ. -wæ-Stämme)
Sg.N.F. beadu Kampf
Sg.G.F. beadwe
Sg.D.F. beadwe
Sg.A.F. beadwe
Pl.N.F. beadwa
Pl.G.F. beadwa
Pl.D.F. beadwum
Pl.A.F. beadwa
III. i-Stämme: männlich, weiblich, sächlich (selten)
Männlich und sächlich sind meist kurzsilbige, weiblich meist langsilbige Stämme.
Sg.N.M. wine Freund giest Gast (germ. *gastiz)
Sg.G.M. wines giestes (germ. *gastiso)
Sg.D.M. wine gieste (germ. *gastai)
Sg.A.M. wine giest (germ. *gastin)
Pl.N.M. wine giestas (germ. *gastijiz)
Pl.G.M. wina giesta (germ. *gastion)
Pl.D.M. winum giestum (germ. *gastimiz)
Pl.A.M. wine, winas giestas (germ. *gastinz)
Sg.N.N. spere Speer
Sg.G.N. speres
Sg.D.N. spere
Sg.A.N. spere
Pl.N.N. speru
Pl.G.N. spera
Pl.D.N. sperum
Pl.A.N. speru
Sg.N.F. bÊn Bitte
Sg.G.F. bÊne
Sg.D.F. bÊne
Sg.A.F. bÊn
Pl.N.F. bÊne
Pl.G.F. bÊna
Pl.D.F. bÊnum
Pl.A.F. bÊne
IV. u-Stämme: männlich, weiblich
Sg.N.M. sunu (germ. *sunuz)
Sg.G.M. suna (germ. *sunauz)
Sg.D.M. sunu (germ. *sunawi)
Sg.A.M. sunu (germ. *sunun)
Sg.I.M. suna
Pl.N.M. suna (germ. *suniwez)
Pl.G.M. suna (germ. *suniwe-)
Pl.D.M. sunum (germ. *sunumiz)
Pl.A.M. suna (germ. *sununz)
V. s-Stämme
Von den s-Stämmen sind nur geringfügige Reste erhalten (cealf Kalb, lamb, Lamm, cild Kind). Im übrigen sind die hierhergehörigen Wörter in andere Deklinationen übergetreten.
VI. r-Stämme (Verwandtschaftsnamen)
Sg.N.M. bræþor Bruder (germ. *broþar)
Sg.G.M. broþor (germ. bræþriz)
Sg.D.M. brÐþer (germ. *bræþri)
Sg.A.M. bræþor (germ. bræþarun)
Pl.N.M. broþor
Pl.G.M. broþra
Pl.D.M. broþrum
Pl.A.M. broþor
VII. nd. Stämme (substantivierte Partizipien Präsens, meist männlich)
Sg.N.M. fréond Freund (germ. *frijonds)
Sg.G.M. fréondes
Sg.D.M. fréonde, fríend (germ. *frijondi)
Sg.A.M. fréond (germ. frijondun)
Sg.I.M. fréonde
Pl.N.M. fréond, fríend
Pl.G.M. fréonda
Pl.D.M. fréondum
Pl.A.M. fréond, fríend
VIII. -t-Stämme (nur in Resten erhalten)
IX. n-Stämme (schwache Deklination): männlich, weiblich, sächlich (selten)
Sg.N.M. guma Mann (germ. *hanan)
Sg.G.M. guman (germ. *hananiz)
Sg.D.M. guman (germ. *hanani)
Sg.A.M. guman (germ. *hananum)
Pl.N.M. guman (germ. *hananiz)
Pl.G.M. gumena (germ. *hananan)
Pl.D.M. gumun (germ. *hanomiz)
Pl.A.M. guman (germ. *hananuns)
Sg.N.F. tunge Zunge
Sg.G.F. tungan
Sg.D.F. tungan
Sg.A.F. tungan
Pl.N.F. tungan
Pl.G.F. tungena
Pl.D.F. tungum
Pl.A.F. tungan
Sg.N.N. éage Auge
Sg.G.N. éagan
Sg.D.N. éagan
Sg.A.N. éage
Pl.N.N. éagan
Pl.G.N. éagena
Pl.D.N. éagum
Pl.A.N. éagan
X. Wurzelnomina
Das Altenglische enthält auch geringe Reste von Substantiven ohne stammbildendes Element, welche die Endung unmittelbar an die Wurzel anschließen z.B. fæt Fuß.
F. Pronomen
I. Personalpronomen
Sg.N.1.P. ic ich (germ. *ek, *ik)
Sg.G.1.P min
Sg.D.1.P mÐ (germ. *mez, *miz)
Sg.A.1.P mÐ, (mec) (germ. *mek)
D.N.1.P wit, (*wi-twæ?) wir beide (germ. *wit)
D.G.1.P uncer
D.D.1.P unc (germ. *unk)
D.A.1.P unc, (uncit) (germ. *unk)
Pl.N.1.P wÐ wir (germ. *wiz)
Pl.G.1.P ðre
Pl.D.1.P ðs (germ. *uns)
Pl.A.1.P ðs, (ðsic) (germ. *uns)
Sg.N.2.P. þu du (germ. *þð)
Sg.G.2.P. þin
Sg.D.2.P. þÐ (germ. *þez)
Sg.A.2.P. þe, (þec) (germ. *þek)
D.N.2.P. git ihr beide (germ. *jut)
D.G.2.P. incer
D.D.2.P. inc (germ. *ink)
D.A.2.P. inc, (incit) (germ. *ink)
Pl.N.2.P. gÐ (germ. *iuz, *iiz)
Pl.G.2.P. éower, (iower)
Pl.D.2.P. éow, (íow) (germ. *izwiz)
Pl.A.2.P. éow, (íow, éowic) (germ. *izwiz)
Sg.N.3.P..M. hÐ er (germ. *iz, *ez)
Sg.G.3.P.M. his
Sg.D.3.P.M. him
Sg.A.3.P.M. hine, (hiene)
Sg.N.3.P.F. héo, (hío) (germ. *si‑)
Sg.G.3.P.F. hire, (hiere)
Sg.D.3.P.F. hire, (hiere)
Sg.A.3.P.F. híe
Sg.N.3.P.N. hit (germ. *ita)
Sg.G.3.P.N. his
Sg.D.3.P.N. him
Sg.A.3.P.N. hit
Pl.N.3.P. híe, (hÂ)
Pl.G.3.P. hira, (hiera)
Pl.D.3.P. him
Pl.A.3.P. híe, (hÂ)
II. Reflexivpronomen
Das germanische Reflexivpronomen (D. *sez, A. *sek), ist im Altenglischen ganz verloren gegangen. Statt seiner werden die betreffenden Personalpronomens der dritten Person gebraucht.
III. Possessivpronomen
Das Possessivpronomen wird vom Genitiv der Personalpronomen gebildet und wie das starke Adjektiv gebeugt. Für die dritte Person Singular (his, hire, his) und Plural (hira) tritt das reflexive sÆn ein.
Sg.1.P. mÆn mein (germ. *mÆnaz)
Sg.2.P. þÆn dein (germ. *þÆnaz)
Sg.3.P. sÆn sein (germ. *sÆnaz)
D.1.P. uncer unser beider (germ. *unkera)
D.2.P. incer euer beider (germ. *inkera)
Pl.1.P. ðre unser (germ. *unsera)
Pl.2.P. éower, íower euer (germ. *izwera)
IV. Demonstrativpronomen
1. se
Das ursprünglich einfache Demonstrativpronomen hat im Altenglischen meist nur noch die abgeschwächte Bedeutung des bestimmten Artikels.
Sg.N.M. se der
Sg.G.M. þÏs
Sg.D.M. þÚm, þõm
Sg.A.M. þæne
Sg.I.M. þ‘, þon
Sg.N.F. séo, sío
Sg.G.F. þÚre
Sg.D.F. þÚre
Sg.A.F. þÀ
Sg.N.N. þÏt
Sg.G.N. þÏs
Sg.D.N. þÚm, þõm
Sg.A.N. þÏt
Sg.I.N. þ‘, þon
Pl.N. þõ
Pl.G. þõra, dÚra
Pl.D. þÚm, þõm
Pl.A. þõ
2. þes dieser
Sg.N.M. þes dieser
Sg.G.M. þisses
Sg.D.M. þissum
Sg.A.M. þisne
Sg.I.M. þ‘s
Sg.N.F. þéos, þíos
Sg.G.F. þisse
Sg.D.F. þisse
Sg.A.F. þõs
Sg.N.N. þÆs
Sg.G.N. þisses
Sg.D.N. þissum
Sg.A.N. þis
Sg.I.N. þ‘s
Pl.N. þõs
Pl.G. þissa
Pl.D. þissum, þiosum
Pl.A. þõs
þes ist aus dem einfachen Demonstrativpronomen und der Partikel s zusammengesetzt, welche dem gotischen sai »siehe« entspricht.
V. Relativpronomen
Ein Relativpronomen fehlt. Das Altenglische verwendet als Ersatz eintwede das einfache Demonstrativpronomen se oder die erstarrte flexionslose Relativpartikel þe, welche entweder allein oder in Verbindung mit einem Demonstrativpronomen (se und þe) erscheinen kann.
VI. Interrogativpronomen
Das Interrogativpronomen hat nur das Maskulinum und Neutrum Singular.
1. hwõ wer
Sg.N.M. hwõ wer
Sg.G.M. hwÏs
Sg.D.M. hwÚm
Sg.A.M. hwone
Sg.M.N. hwÏt was
Sg.G.N. hwÏs
Sg.D.N. hwÚm
Sg.A.N. hwÏt
Sg..I.N. hw‘, (hwÆ) (warum)
2. hwÏþer welcher von beiden
Flektiert wie ein starkes Adjektiv
3. hwelc welcher
Flektiert wie ein starke Adjektiv
4. hðlic wie beschaffen
VII. Indefinitpronomen
Irgendeiner wird ausgedrückt durch sum und in bestimmten Rällen durch hwa, hwÏþer, hwelc oder Únig. Jeder heißt gewöhnlich Úlc. Für den Begriff keiner werden nõn oder nÚnig, für nichts nõwuht verwandt. Solcher ist gewöhnlich swelc.
G. Adjektiv
Das Adjektiv hat im Altenglischen drei Geschlechter und kann stark oder schwach dekliniert werden. Die starke Beugung entspricht ursprünglich der der (vokalischen) Substantive, hat sich von dieser aber in vielen Formen durch Annäherung an die Pronomina entfernt. Deklinationsklassen sind nur joch wenig ausgeprägt. Die schwache Beugung entspricht der Beugung der n-Stämme. Der Genitiv Plural hat meist die Endung -ra der starken Adjektivform.
Die meisten Adjektive werden sowohl stark wie schwach gebeugt, wobei die schwache Form in der Regel nach bestimmten Artikel, Possessivpronomina und Zahlwörtern erscheint, die starke Form dagegen in allen anderen Fällen. Nur stark flektieren die meisten adjektivischen Pronomina, æþer, eall, genæg, monig u.a., nur schwach die Komparative, die Superlative auf -ma und die Ordunungszahlen von 3 ab.
I. Starke Adjektivformen
Sg.N.M. gæd gut
Sg.G.M. gædes
Sg.D.M. gædum
Sg.A.M. gædne
Sg.I.M. gæde
Pl.N.M. gæde
Pl.G.M. gædra
Pl.D.M. gædum
Pl.A.M. gæde
Sg.N.F. gæd
Sg.G.F. gædre
Sg.D.F. gædre
Sg.A.F. gæde
Pl.N.F. gæda
Pl.G.F. gædra
Pl.D.F. gædem
Pl.A.F. gæda
Sg.N.N. gæd
Sg.G.N. gædes
Sg.D.N. gædum
Sg.A.N. gæd
Sg.I.N. gæde
Pl.N.N. gæd
Pl.G.N. gædra
Pl.D.N. gædum
Pl.A.N. gæd
II. Schwache Adjetivformen
Sg.N.M. gæda
Sg.G.M. gædan
Sg.D.M. gædan
Sg.A.M. gædan
Sg.N.F. gæde
Sg.G.F. gædan
Sg.D.F. gædan
Sg.A.F. gædan
Sg.N.N. gæde
Sg.G.N. gædan
Sg.D.N. gædan
Sg.A.N. gæde
Pl.N. gædan
Pl.G. gædra
Pl.D. gædum
Pl.A. gædan
III. Steigerung
Die Steigerung der Adjektiver erfolgt mit dne Suffixen -r-(a) (germ *‑ozan) für den Komparativ und -ost- (germ. *osta(n)), verschiedentlich -ma, -mest für den Superlativ. Bei einigen Adjektiven tritt dabei durch germanisch *‑izan, *‑ista ein i-Umlaut ein.
heard heardra heardort hart
eald ieldra ieldes alt (germ.*‑izan,‑ista)
Unregelmäßig gesteigert werden vor allem
gæd betera best, (betest) gut
gæd sella selest
yfel wiersa, wyrsa eierst, wyrrest schlecht
micel mõra mÚst groß
lytel lÚlla lÚst klein
H. Adverb
Das Adverb wird vom Adjektiv mit Hilfe der Eindung -e abgeleitet.
heard hart Adverb heard-e
Später gewinnt gegenüber dieser einfachen Endung die von den auf -lic endenden Adjektiven her gebildete Adverbendung -lic-e an Bedeutung. Andere Adverbien enden auf -a (z.B. sæn-a) oder -unga usw. oder sind erstarrte Kasusformen von Substantiven oder Adjektiven (z.B. genæg, full, hwÆlum). Die regelmäßige Steigerung der Adverbien erfolgt durch -or, -ost.
heard-e heard-or heard-ost
Wichtige ursprüngliche Adverbien sind Ïfre immer, Ïfter entlang, binnan drinnen, bðtan draußen, foran von vorne, gíet noch, þÚr da, hwÚr wo, hÐr hier, inne innen, nõ nicht, ne nicht, ðte außen, up uppe auf, néah nahe, hð wie, hwonne wann, hwanon woher, swõ so, þõ dann, þonne dann, þus so, oft oft, þider dort.
I. Numerale
I. Grundzahlen
õn (m., F., N.) deklinabel eins (germ. *ainaz)
twÊgen (M.), twõ (F.), tð (N.) deklinabel zwei (germ. *twa(i))
þríe (M.), þréo (F.), þrío (N.) deklinabel drei (germ. *þrei(ji)z)
féower vier (germ. *fedwor(e)z)
fÆf fünf (germ. *femf(e))
siex, syx sechs (germ. *sehs)
seofon, siofon sieben (germ. sebun)
eahte acht (germ. *ahtau)
nigon neun (germ. *newun)
tíen, t‘n, tÐn zehn (germ. *tehun)
endleofan elf (germ. *ainalibi)
twÐlf zwölf (germ. *twalibi)
Die Zahlen von 13 bis 19 werden mit Hilfe der Grundzahlen und von -téne gebildet und können wie die Zahlen von 4-12 in bestimmten Fällen entsprechend der i-Deklination gebeugt werden. Die Zehner von 20 bis 60 werden mit -tig, die von 70 bis 120 mit hund- und -tig (szB. hund-seofon-tig) gebildet. Hundert heißt hund-téon-tikg (hund, hundred), tausend þðsend.
II. Ordnungszahlen
forma, formesta, fyresta, Úresta erste (germ. *fruma,
*furista, *airista)
æþer, Ïftera zweite (germ. *anþaraz)
þridda dritte (germ. *þridjan)
féorþa, féower-þa vierte (germ. *...-þan)
fÆf-ta fünfte
siex-ta, syx-ta sechste
seof-oþa, siof-oþa siebte
eaht-oþa achte
nigo-þa neunte
téo-þa zehnte
end-lef-ta elfte
twe-lf-ta zwölfte
III. Andere Zahlarten
Multiplikativa werden mit dem Adjektiv -feald gebildet, Zahladverbein meist mit sÆþ.
K. Präpositionen und Präfixe
Die Präpositionen haben sich teils aus Adverbien, teils aus nominalen Bildungen in den ältesten Zeiten der indogermanischen Einzelsprachen entwickelt. Wichtige Präpositionen sind
Ïfter nach
Úr bis
and entgegen
be bei
beforan vor
betweox unter
binnan in
bðtan außer
for für, wegen
from von
geond entlang
in in
mid mit
néah nahe
of von
ofer über
on an
ongéan entgegen
op auf
tæ zu
þurh durch
under unter
uppen auf
ðt aus
wiþ gegen
ymb um
Die meisten Präpositionen werden auch als Präfix gebraucht. Nur als Präfix sind außerdem bezeugt z.B. õ-, ed-, ge-, mis-.
L. Konjunktionen
Die wichtigsten Konjunktionen sin
ac sondern, aber, un
Úr bis
and und, aber
bðtan denn
for þon þe da, weil
ge und
gif wenn
oþ bis
oþþe oder
siþþan nachdem
swõ so dass
þõ als
þÏt dass
þéah obwohl
þonne wenn
M. Verb
Das Altenglische hat als Verbalgeschlecht das Aktiv und bildet erst mit Hilfe des Partizips Präteritum sowie von Hilfsverben ein umschriebenes Passiv. Es kennt als Zeitform des Präsens zur Bezeichnung unbestimmter, allgemeiner, sich wiederholender oder möglicher sowie bestimmter, relativ gegenwärtiger oder zukünftiger Tatsachen sowie das Präteritum (Vergangenheit), während zusammengesetzte Verbformen - für Passiv, Perfekt, Plusquamperfekt und Futur - im eigentlichen Sinn noch fehlen und dort, wo entsprechende Konstruktionen vorkommen, das (Hilfs-)Verb noch Vollverb ist und das beigefügte Partizip noch als (flektierte) prädikative Ergänzung fungiert. Als Aussageweisen besitzt es den Indikativ, Optativ (Konjunktiv) und einen auf das Präsens beschränkten Imperativ. Als Numeri sind Singular und Plural mit je drei Personen vorhanden. Außerdem gehören als Verbalnomina der Infinitiv Präsens, das Partizip Präsens und mit aktiver Bedeutung das Partizip Präteritum mit intransitiver oder passiver Bedeutung zum Verb.
Die Verben flektieren fast ausschließlich thematisch d.h. sie bilden ihren Indikativ Präsens mit einem Thema - oder Bindevokal. Die starken Verben formen ihr Präteritum durch Ablaut (oder Reduplikation) und wiesen ein Partizip Präteritum auf -n auf, die schwachen Verben gestalten ihr Präteritum durch ein dentales Element (-da, -ta), so dass ihr Partizip Präteritum auf -ed endet. Die kleine Gruppe der Präterito-Präsentia bildet zu einem als Präsens verwandten alten starken Präteritumstamm ein neues schwaches Präteritum.
Der Formenbestand des Altenglischen ist gegenüber dem Indogermanischen erheblich eingeschränkt. Im Präsens gilt für alle Verben das gleiche Endungssystem (Indikativ: -e, -(e)st-, -(e)þ, -aþ, -aþ, -aþ, Optativ: -e, -e, -e, -en, ‑en, -en), doch schieben die Verben der zweiten schwachen Klasse entweder -i(g)- ein oder verwenden a statt e. Der Imperativ lautet im Singular auf -an (Verben mit wurzelauslautendem -r und schwache Verben der zweiten Klasse -ian), das Partizip Präsens entsprechend -ende (bzw. -iende). Im Präteritum Indikativ Singular verwenden die starken Verben die Endungen-, -e, -, die schwachen Verben die Endungen -e, -est, -e, während alle Formen des Plurals auf -on ausgehen. Der entsprechende Optativ endet im Singular auf -e, im Plural auf -en. Das Partizip Präteritum endet bei den starken Verben auf -en, bei den schwachen auf -ed, -d, -t, -od. In der Regel geht ihm das Präfix ge- voran.
I. Starkes Verb
Die starken Verben lassen sich einteilen in ablautende und (ursprünglich) reduplizierende Verben. Davon gliedern sich die ablautenden Verben in sechs Klassen. Hiervon ist in der dritten Klasse zwischen den Untergruppen m/n (z.B. bindan) und Konsonant sowie l/r und Konsonant (z.B. helpan) zu unterscheiden.
1. Ablautendes Verb
Infinitiv
téon (1) fléon (2) bindan (3a) helpan (3b) beran (4) séon (5) faran (6)
zeihen fliehen binden helfen tragen sehen fahren
Präsens Aktiv Indikativ
1.P.S. téo fléo binde helpe bere séo fare
2.P.S. tíehst flíehst bindest hilpest bierest siehst fÏrest
3.P.S. tíehþ flíehst bindeþ hilpeþ biereþ siehþ fÏreþ
1.P.Pl. teoþ fleoþ bindaþ helpaþ beraþ séoþ faraþ
2.P.Pl. teoþ fleoþ bindaþ helpaþ beraþ séoþ faraþ
3.P.Pl. teoþ fleoþ bindaþ helpaþ beraþ seoþ faraþ
Präsens Aktiv Optativ
1.P.S. téo fléo binde helpe bere séo fare
2.P.S. téo fléo binde helpe bere séo fare
3.P.S. téo fléo binde helpe bere séo fare
1.P.Pl. téon fléon binden helpen beren séon faren
2.P.Pl. téon fléon binden helpen beren séon faren
3.P.Pl. téon fléon binden helpen beren séon faren
Präsens Imperativ
2.P.Sg. téoh fléoh bind help ber séoh far
1.P.Pl. téon fléon bindan helpan beran séon faran
2.P.Pl. téoþ fleoþ bindaþ helpaþ beraþ séoþ faraþ
Präsens Partizip
téonde fléonde bindende helpende berende séonde farende
teon fleon binden helpen geran seon faran
Präteritum Aktiv Indikativ
1.P.S. tõh fléah band healp bÏr seah fær
2.P.S. tige fluge bunde hulpe bÚre sõwe fære
3.P.S. tõh fléah band healp bÏr seah fær
1.P.Pl. tigon flugon bundon hulpon bÏron sõwon færon
2.P.Pl. tigon flugon bundon hulpon bÏron sõwon færon
3.P.Pl. tigon flugon bundon hulpon bÏron sõwon færon
Präteritum Aktiv Optativ
1.P.S. tige fluge bunde hulpe bÚre sõwe fære
2.P.S. tige fluge bunde hulpe bÚre sõwe fære
3.P.S. tige fluge bunde hulpe bÚre sõwe fære
1.P.Pl. tigen flugen bunden hulpen bÚren sõwen færen
2.P.Pl. tigen flugen bunden hulpen bÚren sõwen færen
3.P.Pl. tigen flugen bunden hulpen bÚren sõwen færen
Präteritum Partizip
getigen geflogen gebunden gehopen geboren gesewen gefaren
2. Reduplizierendes Verb
Die ursprünglich reduplizierenden Verben haben im Altenglischen daher als starke verben geführt. Sie lassen sich in zwei Klassen gliedern.
hõtan hÐt hÐton ge-hõten heißen
healdan héol héoldon gehealdan halten
II. Schwaches Verb
Die schwachen Verben sind meist abgeleitete Verben. Sie zerfallen nach der Art der Stammbildung in drei Klassen.
1. (germ.) -jan: Die Verben dieser Klasse zerfallen in kurz- und langsilbige sowie in Verben mit Bindevokal im Präteritum undmit Bindevokal. Die enthalten bedeutungsmäßig vielfach ein Veranlassen (sog. Kausativa) oder ein Machen zu, Verwehen mit (Faktitiva).
Beispiele: nerian, fremman, dÊman, sellan, sÊcan, þencan, sendan
2. (germ.) -æn, æjan (ae. ian): Diese Klasse bildet einen Teil der Präsensformen mit einer thematischen Erweiterung des ursprünglichen (germanischen) Suffixes -æn. Sie enthält zahlreiche von Nomina abgeleitete Verben. Sie ist als einzig Beispiel: bodian, lufian, warian.
3. (germ.) -ai, -a-, -Ðn-: Zu dieser Klasse gehören im Altenglischen nur die vier Verben habban haben, libban leben, secgan sagen, hycgan denken.
Infinitiv
Erste Klasse Zeite Klasse Dritte Klasse
nerian dÊman læcian habban secgan
retten urteilen schauen haben sagen
Präsens Aktiv Indikativ
1.P.Sg. nerie dÊme læcige hÏbbe secge
2.P.Sg. nerest dÊmest læcast hÏfst sÏgst
3.P.Sg. nereþ dÊmeþ læcaþ hÏfþ sÏgþ
1.P.Pl. neriaþ demaþ læciaþ habbaþ secgaþ
2.P.Pl. neriaþ demaþ læciaþ habbaþ secgaþ
3.P.Pl. neriaþ demaþ læciaþ habbaþ secgaþ
Präsens Aktiv Optativ
1.P.Sg. nerie dÊme læcige hÏbbe secge
2.P.Sg. nerie dÊme læcige hÏbbe secge
3.P.Sg. nerie dÊme læcige hÏbbe secge
1.P.Pl. nerien dÊmen læcigen hÏbben secgen
2.P.Pl. nerien dÊmen læcigen hÏbben secgen
3.P.Pl. nerien dÊmen læcigen hÏbben secgen
Präsens Imperativ
2.P.Sg. nere dÊm læca hafe sÏge
2.P.Pl. nerian dÊman læcian
2.P.Pl. neriaþ demaþ lõciaþ habbaþ secgaþ
Präsens Partizip
neriende dÊmende læciende hÏbbende secgende
Präteritum Aktiv Indikativ
1.P.Sg. nerede dÊmde læcode hÏfde sÏgde
2.P.Sg. neredest dÊmdest læcodest hÏfdest sÏgde
3.P.Sg. ner(e)de dÊmde læcode hÏfde sÏgde
1.P.Pl. neredon dÊmdon læcodon hÏfdon sÏgdon
2.P.Pl. neredon dÊmdon læcodon hÏfdon sÏgdon
3.P.Pl. neredon dÊmdon læcodon hÏfdon sÏgdon
Präteritum Aktiv Optativ
1.P.Sg. ner(e)de dÊmde læcode hÏfde
2.P.Sg. ner(e)de dÊmde læcode hÏfde
3.P.Sg. ner(e)de dÊmde læcode hÏfde
1.P.Pl. nereden dÊmden læcoden hÏfden
2.P.Pl. nereden dÊmden læcoden hÏfden
3.P.Pl. nereden dÊmden læcoden hÏfden
Partizip Präteritum
genered(e) gedÊmed(e) gelæcod gehÏfd gesÏgd
III. Präterito-Präsentia
Die Präterito-Präsentia sind Präteritumstämme starker Verben, welche nach dem Verlust der ursprünglichen resultativen Zustandsbedeutung präsentiale Bedeutung angenommen haben (z.B. ich habe gesehen = ich weiß; ich bin in Schulden geraten - ich soll). Bei ihnen wird zu dem an die Stelle eines Präsens getretenen Präteritum nach Art der schwachen Verben einen neue Präteritalform geschaffen.
Hierher gehören in Zuordnung zu den Ablautreihen der starken Verben.
(1) witan wissen
õgan haben
(2) tugan taugen
(3) cunnan können
þurfan brauchen
*durran wagen
unnan gönnen
(4) sculan sollen
munan sich erinnern
(5?) mugan können
(6) *mætan müssen
Präsens Aktiv Indikativ
1.P.Sg. wõt õh deah cann sceal mÏg mæt
2.P.Sg. wõst õhst *deahst canst scealt meaht mæst
3.P.Sg. wõt õh deah cann sceal mÏg mæt
1.P.Pl. witon agon dugon cunnon sculon magon mæton
2.P.Pl. witon agon dugon cunnon sculon magon mæton
3.P.Pl. witon agon dugon cunnon sculon magon mæton
Präsens Aktiv Optativ
1.P.Sg. wite age duge cunne scule mÏge mæte
” ” ” ” ” ” ”
Präsens Imperativ
2.P.Sg. wite age duge cunne
2.P.Pl. witaþ agaþ dugaþ cunnaþ
Präsens Partizip
witende agende dugende
Präteritum
1.P.Sg. wiste õhte dohte cðþe sceolde mehte mæste
” ” ” ” ” ” ”
Präteritum Partizip
gewiten Úgen ‑cunnen
IV. Unthematische Verben (anomale Verben)
Vond er zweiten großen indogermanischen Konjugationsklasse auf -mi gibt es im Altenglischen nur noch Reste.
1. Sein (*es-, or-, béon, wesan) (aus insgesamt vier indogermanischen Wurzeln gebildet: es-, er-, bheu-, øes-)
Präsens Aktiv Indikativ
1.P.Sg. eom béo eart
2.P.Sg. bist
3.P.Sg. is biþ
1.P.Pl. sind(on) béoþ
2.P.Pl. sind(on) béoþ
3.P.Pl. sind(on) béoþ
Präsens Aktiv Optativ
1.P.Sg. s‘, síe béo
2.P.Sg. s‘, síe béo
3.P.Sg. s‘, síe béo
1.P.Pl. s‘n, síen béon
2.P.Pl. s‘n, síen béon
3.P.Pl. s‘n, síen béon
Präsens Imperativ
2.P.Sg. béo wes
2.P.Pl. béoþ wesaþ
Präsens Partizip
béonde wesende
Präteritum Aktiv Indikativ
1.P.Sg. wÏs
2.P.Sg. wÏre
3.P.Sg. wÏs
1.P.Pl. wÏron
2.P.Pl. wÏron
3.P.Pl. wÏron
Präteritum Aktiv Optativ
1.P.Sg. wÚre
2.P.Sg. wÚre
3.P.Sg. wÚre
1.P.Pl. wÚren
2.P.Pl. wÚren
3.P.Pl. wÚren
Präteritum Partizip
gebéon gewesen
2. Tun (dæn)
P.A.I. P.A.O. Pr.A.I. P.A.O.
1.P.Sg. dæ dæ dyde dyde
2.P.Sg. dÐst dæ dydest dyde
3.P.Sg. deþ dæ dyde dyde
1.P.Pl. doþ dæn dydon dyden
2.P.Pl. doþ dæn dydon dyden
3.P.Pl. doþ dæn dydon dyden
Imperativ
2.P.Sg. dæ
1.P.Pl. dæn
3.P.Pl. dæþ
Partizip Präsens
dænde
Partizip Präteritum
gedæn
3. Gehen
P.A.I. P.A.O. Pr.A.I. P.A.O.
1.P.Sg. gõ gõ éode éode
2.P.Sg. gÚst gõ éode éode
3.P.Sg. gÚþ gõ éode éode
1.P.Pl. gõþ gõn éodon éoden
2.P.Pl. gõþ gõn éodon éoden
3.P.Pl. gõþ gõn éodon éoden
Imperativ
2.P.Sg. gõ
2.P.Pl. gõþ
Partizip Präsens
gõnde
Partizip Präteritum
gegõn
Gõn konkurriert mit gangan
4. Wollen (willen)
P.A.I. P.A.O. Pr.A.I.
1.P.Sg. wille wille wolde
2.P.Sg. wilt wille woldest
3.P.Sg. wile wille wolde
1.P.Pl. willaþ willen woldon
2.P.Pl. willaþ willen woldon
3.P.Pl. willaþ willen woldon
Partizip Präsens
willende
Willen ist ein ursprünglicher Optativ mit indikativischer Bedeutung, zu dme neue Optativformen gebildet worden sind.
N. Wortbildung
Wörter können spontan neu geschaffen oder aus bereits vorhandenem Wortgut durch Zusammensetzung (Kompositum) oder Ableitung gebildet werden, wobei grundsätzlich ein einzelner Sprecher den Ausgangspunkt bildet, von dem aus die Veränderung die ganze Sprachgemeinschaft erfassen kann. Zusammensetzung und Ableitung überwiegen in allen Sprachen die ursprüngliche Schöpfung zahlenmäßig beträchtlich.
I. Zusammensetzung
Bei der Komposition kennt das Altenglische sowohl die echte Komposition (z.B. brudigomo, Grundzahlen, Personennamen) als auch die unechte, durch flektierte Form eines Gliedes gekennzeichnete Komposition (z.B. ae. sunnansetlgang Sonnenuntergang) und sowohl die nominale als auch die verbale und durch Präfix erfolgende (unechte) Komposition, welche teilweise auch als Ableitung angesehen wird. Bei der Komposition im Altenglischen geht das bestimmende Wort (Determinans) dem bestimmten Wort (Determinatum) voran.
II. Ableitung
Die Ableitung geschieht durch Anhängung formantischer Elemente, welche vielfach keine eigenständige Bedeutung mehr erkennen lassen (Affixe, Präfixe, Suffixe). Die meisten Suffixe sind aus dem Indogermanischen ererbt, so dass auch für das Altenglische grundsätzlich alle Vokale und Konsonanten als Suffixe in Betracht kommen. Suffixlos sind die Wurzelnomina.
Bei der Ableitung sind nominale und verbale Stammbildung zu unterscheiden.
1. Nominale Stammbildung
a. Wurzelnomina
Von dem im Indogermanischen direkt aus der Wurzel gebildeten Nomina (Wurzelnomina) hat das Altenglisch einige bewahrt /z.B. ae. fæt Fuß, ae. m/s Maus, ae. mann Mann, ae. burg Burg, ae. cð Kuh, ae. gõt Geiß, ae. bæc Buch, ae. õc Eiche).
b. Vokalsuffixe
germ. -a-: Nomina actionis aus Verbalwurzeln, Adjektive
ae. snõw Schnee, ae. sang Gesang, ae. lÏg Recht, ae. seoc siech
germ. -æ-: Nomina actionis
ae. wracu Verfolgung, ae. geoc Kampf
germ. -i-: Nomina actionis
ae. lyge Lug, ae. myne Sinn, ae. wÊn Hoffnung
germ. -u-: Substantive, selten
ae lagu See, ae. widu Holz
germ. -ja-, -jo-: Verbalabstrakte
ae. cynn Geschlecht, ae. híeg Heu
germ. -Æ-, jæ-: Femina, selten
ae. déowe Magd
germ. -wa-, -wæ-: Adjektive
ae. earu schnell, ae. slõw stumpf, ae. fealu fahl
c. Liquidasuffixe
idg. -er-: Verwandschaftsnamen, selten
ae. tõcor Schwager
germ. -ra-, ræ-: Adjektive, Substantive
ae. hõdor hell, ae. slipor schlüpfrig, ae. hÏfr Bock
germ. -ru-: Verbaladjektive, Substantive, selten
ae. ae. winter Winter, ae. õr Bote
idg. -ero-: Adjektive, Substantive
ae. ðser unser
germ. -Àrja: Nomina agentis, Lehnwörter, sehr produktiv
ae. myntere Münzer, ae. bæcere Schreiber
germ. -la-, læ-, -ila-, -ala-, -ula-: Adjektive, Substantive
ae. þwÏl Bad, ae. flugol flüchtig, ae. yfel übel, ae. bydel Büttel
germ. -li-: selten
ae. s‘l Säule
germ. -sla-, -slæ-, -isla-, islija-, -islan-: Abstrakta, Konkreta
ae. cnæsl Nachkommenschaft, ae. þixl Deichsel, ae. smyrels Fett
d. Nasalsuffixe
germ. -an-, -æ-: Nomina agentis, Feminina, Abstrakta, Konkreta
ae. lida Fahrer, ae. wita Zeuge, ae. asse Eselin, ae. sefa Sinn
ae. éage Auge, ae. heorte Herz
germ. -jan-, -jæn-: Nomina agentis, Feminina, Abstrakte, Konkretbezeichnungen
ae. myrþra Mörder, ae. wyrhte Arbeiter, ae. dÚge Bäckerin,
ae. Úsce Wunsch, ae. wÏlle Wollkleid
germ. -Æn-: feminine Eigenschaftsabstrakte
ae. ieldu Alter, ae. strengu Kraft
germ. -na-, -næ-, -ana-, -ina-, -una-: Adjektive, Substantive, Partizip Präteriti,
Infinitiv der starke Verben
ae. torn Zorn, ae. hean verachtet, ae. getigen geziehen, ae. beran
tragen
germ. -Æna-: Adjektive, Substantive
ae. tr‘wen hölzern, ae. hÚcen Zicklein
germ. -ni-, -ani-, -Æni, -aini-, -æni-: Adjektive, Substantive
grÊne grün, ae. bÊn Bitte
germ. -sni-: Abstraktbildungen, selten
ae. b‘sen, bÆsn Beispiel
germ. -nu-: selten
ae. sunu Sohn
germ. --njæ-, -injæ-, -unjæ-: Feminina
ae. gyden Göttin
germ. -ænja-: Adjektiv der Himmelsrichtung
ae. éasterne östlich
germ. -ma-, -mæ-: Adjektive, Substantive, kaum noch produktiv
ae. rðm geräumig, ae. earm Arm
germ. -uma-: Adjektive
ae. meduma mittlere
germ. -mi-: selten
ae. wielm, wylm Woge, ae. wyrm Wurm
germ. -man-: Nomina actionis, Konkreta, nicht mehr produktiv
ae. noma Name, gæma Gaumen
germ. -sman-: Nomina actionis, Konkreta
ae. þÚsma Sauerteig
e. s-Suffixe
germ. -iz-, -az-, -uz-: Substantive, kaum mehr produktiv
ae. bere Gerste, ae. hlõw Hügel
germ. -isjæ-, -usjæ-: Abstrakta, Konkreta, Personenbeschreibungen
ae. blÆþs, blÆss Freude, ae. Ïces Axt, ae. ciefes Kebse
germ. -sa-, -sæ-, -isa-, -asa-, -san-, -sæn-: Abstrakta und Konkreta
ae. seax Messer, ae. heals Hals
germ. -is-: Komparativ bzw. Superlativsuffix
f. Dentalsuffix
germ. -þ-, -aþ-, -iþ-, -uþ-: selten
ae. neaht Nacht
germ. -þa-, -þæ-, -iþa-, -iþæ-: Adjektive (Partizip Prästeritum der schwachen Verben,
Abstrakte, Konkreta
ae. dead tot, ae. sceard verwundet, ae. õþ Eid, ae. tr‘wþ Wahrheit
germ. -þon-, -aþan, -iþan-: Abstrakta
germ. -þja-, -iþja-, -æþja: Adjektive, Kollektiva
ae. bliþe freundlich, ae. éowde Schafherde
germ. -þi-: Verbalabstraka, Nomina actionis, Nomina agentis
ae. meaht Macht, ae. stede Stätte, ae. cyst Wahl, ae. br‘d Braut
germ. -þu-, -oþu-: Verbalabstrakte, Nomina agentis
ae. friþu Friede, ae., cost Wahl, ae. smiþ Schmied
germ. -assu- usw.: Abstraka, sehr produktiv
‘cness Vermehrung, ae. déagolness Verborgenheit
germ. -st-: Abstrakta
ae. hlÏst Last, ae. hÚst Heftigkeit, ae. Ðst Gunst
germ. -nd-, -und-: Verbaladjektive (Partizip Präsens), sehr produktiv
ae. féond Feind, ae. fréond Freud
germ. -t-, -ta-: Tierbezeichnungen, Kokreta
ae. Ïlbitu Schwan, ae. hnutu Nuss
germ. -atja-, -itja-: Nomina actionis, Abstrakta
ae. bÏrnet Brand
germ. -dh-: Substantive
ae. hord Schatz
germ. -ter-: Verwandtschaftsnamen
ae. broþor Bruder
germ. -tero-, -toro-, -tro-: Raumbezeichnungen
ae. éaster Osten
germ. -þra, -þræ-: Nomina actionis, Instrumentalbezeichnungen
ae. gealdor Zauberlied, ae. ræþor Ruder
germ. -stra-: Substantive
ae. boster Polster
germ. -istrijæ-, -astrijo-, -ustrijæ-: Nomina agentis
ae. bÏcestre Bäckerin
germ. -aldra-, -uldra-, -aldor-, -ulrdo-: Baumbezeichnungen
ae. mapuldor Maßholder
germ. -þla-, -þlæ-: Instrumentalbezeichnungen, Abstrakte
ae. staþol Scheune, ae. spõþl Speichel
g. Gutturalsuffixe
germ. -ha-, -ga-, -aha-, -aga-, -iga-, -uga-: Adjektive, sehr produktiv
ae. stõneg steinig, ae. eadig glücklich, ae. niedig nötig
germ. -ahta-, -uhta-, -ihta-: Adjektive
ae. stõneht steinig, þyrneht dornig
germ. -ska-, -skæ-: Adjektive, selten
ae. horsc munter
germ. -iska-: Adjektive der Herkunft
ae. scyttisc schottisch
germ. -agjæn-, -igjæn-: Nomina agentis
ae. dr‘icge Zauberin
germ. -inga-, -unga-: Personen- und Sachbezeichnungen
ae. cyning König, ae. scilling Schilling
germ. -linga-: Personen- und Sachbezeichnungen
ae. þeowling Knecht, ae. sweartling Kohlmeise
germ. -ingæ-, -ungæ-: Abstrakta
ae. leornung Gehorsamkeit, ae. blÊtsung Segnung
germ. -k-, -ka-, kæ-, -aka-, -ika-, -uka-: Tierbezeichnungen, Konkreta, Adjektive
ae. hafoc Habicht, ae. pearuc Pferch, ae. Ðce ewig
germ. -ikÆna: Deminutivsuffix
ae. sæanicnel Steinchen
h. Kompositionssuffixe
germ. -dæma-: germ. *dæmaz Urteil, Stand, Würde, Ruhm
ae. hõlig-dom Heiligtum, ae. fréo-dæm Freiheit
germ. -haidu-: germ. *haiduz Erscheinung, Art
ae. ciric-had kirchlicher Rang, ae. cild-hõd Kindheit
germ. -skapi-, -skafti-: germ. *skapiz, westgerm. *skaftiz Beschaffenheit, sehr produktiv
féond-scipe Feindschaft, ae. frumsceaft Anfang
germ. -stabi: germ. *stabiz Stab
ae. Úþ-stÏf Eid, ae. edwit-stÏf Vorwurf
germ. -rÚden: Anordnung, Verhältnis
ae. fréond-rÚden Freundschaft
germ. -lÆka-: germ. *lÆka- Leib, Körper, sehr produktiv
ae. féo-lic frei, ae. déor-lic wertvoll
germ. -sama-: germ. *sama derselbe
ae. lang-sum langwierig, ae. frem-sum freundlich
germ. -kunda-: germ. *kundaz stammend
ae. yfel-cund j böse, ae. gõst-cund geistlich
germ. -fasta: germ. *fastaz fest
ae. eorþ-fÏst erdfest, ae. sæþ-fÏst wahrhaftig
germ. -wandja-: germ. *wandjaz gewendet
ae. hõl-wende heilsam
germ. -wielle: Adj., überquellend
ae. fisc-wielle fischreich
germ. -heald: Adj., geneigt
ae. fréond-heald freundlich
germ. -full: Adj., voll
germ. -léas: Adj., los, sehr produktiv
2. Verbale Stammbildung
Die verbale Stammbildung erfolgt - abgesehen von den wenigen Wurzelverben - mit Hilfe von Suffixen. Dies können grammatisch der Tempus- oder Modusbildung dienen oder semantisch dem Ausdruck der Aktionsarten (allgemein durativ (=andauernd) oder punktuell (= einmalig), sowie speziell iterativ = wiederholend, intensiv = verstärkend, deminutiv = verkleinernd, desiderativ = wünschen, inkohativ = beginnend, kausativ = veranlassend, faktitiv = machend). Dabei können für neue Verben sowohl Nominalstämme als auch Verbalstämme die Ableitungsgrundlage abgeben. Besonders produktiv ist hierbei der Bereich der schwachen Verben.
a. Wurzelverben: sein, gehen, tun
ae. dæn tun
b. Verben mit Präsensreduplikation: selten
ae. heht zu ae. hõtan heißen
c. Verben mit thematischem Vokal germ. -i-, -a-: die meisten Präsentien der starken Verben
ae. téon zeihen, ae. céosan wählen, ae. grindan
reiben, ae. swefan
schlafen
d. Verben mit stammbhildendem -æ-, (-æja-): zweite Klasse der schwachen Verben
ae. cearian sich kümmern, ae. gearwian bereiten, ae. grapien greifen,
ae. hwearfian wandeln, ae. droppian tropfen
e. Verben mit j-Suffix: starke Verben mit präsensbildendem Suffix -ja- (fünfte und sechste Klasse), erste und dritte Klasse der schwachen Verben (-an-Verba bzw. -r-ian Verba)
ae. licgan liegen, ae. swerian schwören, ae. sendan senden, ae. habban
haben
f. Verben mit Nasalformans, selten
ae. standan stehen
g. Verben mit s-Suffix: selten
ae. rÆcsian herrschen, ae. hréowsian bereuen
h. Verben mit sk-Suffix: selten
ae. õscian fragen, ae. w‘scan wünschen
i. Verben mit t-Erweiterung
ae. feohtan fechten
k. Verben mit -st-Suffix
ae. brestan bersten
l. Verben mit idg. -dh-Erweiterung
ae. wealdan walten
m. Verben mit idg. -d-Erweiterung
ae. meltan schmelzen
n. Verben mit -atja-, -itja-Suffix: intensiv-iterative Bedeutung, selten
ae. fallettan fallen, ae. droppettan tröpfeln
o. Verben mit -k-Suffix
ae. wealcan rollen
p. Verben mit -l-Suffix: iterative, deminutive Bedeutung, selten
ae. handlian anfassen, ae. cnéowlian knien
q. Verben mit -r-Suffix: iterative Bedeutung, selten
ae. slumerian schlummern, ae. hwisprian wispern
r. Verben mit -(i)næn-Suffix
ae. fÏstnian befestigen, ae. lõcnian heilen
O. Fremdsprachliche Einflüsse auf den Wortschatz
Mit den verschiedenen Möglichkeiten fremdsprachlichen Einflussses auf den Wortschatz hat sich vor allem Werner Betz am Beispiel des Althochdeutschen befasst. Er ist dabei zu folgender Systematig gelangt.
Fremdsprachlicher Einfluss
bezüglich der Form bezüglich des Inhaltes
(Fremdwort oder (Lehnprägung)
Lehnwort)
Lehnbildung
Lehnformung
Fremd- Lehn- Lehnüber- Lehnüber- Lehnschöpf- Lehnbe-
wort wort setzung z. B. tragung z. B. ung z. B. deutung
z. B. i. e. S. lat. con-scien- lat. paenin- frz. cognac z. B. lat.
blue z. B. tia dt. Ge- sula dt. dt. Wein- deus dt.
jeans Bischof wiss-en Halbinsel brand Gott
Dabei sind Fremd- und Lehnwörter Übernahmen des Wortmaterials (Lautgestalten, Ausdrucksseiten) fremder Sprachen. Fremdwort ist das aus einer fremden Sprache unter Bewahrung seiner Lautgestalt übernommenen Wort (nhd. blue jeans), Lehnwort das aus einer fremde Sprache unter Abänderung der Lautgestalt übernommene Wort (nhd. Bischof), wobei die Grenze zwischen Bewahrung und Abänderung der Lautgestalt nicht in jedem Fall eindeutig gezogen werden kann.
Lehnprägungen sind Wiedergaben fremdsprachlicher Wörter oder Bedeutungen mit eigensprachlichen Mitteln. Lehnbildung ist die formal-äußerliche Nachbildung des fremden Wortes mit eigensprachlichem Material. Dabei bildet die Lehnübersetzung das - mehrgliedrige - fremde Wort Glied für Glied nach (lat. conscientia Gewissen). Die Lehnübertragung folgt teilweise dem - mehrgliedrigen - Vorbild und teilweise nicht (lat. paeninsula Halbinsel). Die Lehnschöpfung verdankt dem Vorbild nur den gedanklichen Anstoß (frz. cognac Weinbrand), geht aber als neues formales Wortgebilde auf dieses zurück. Die Lehnbedeutung ist die inhaltliche Erweiterung bzw. Veränderung der Bedeutung eines ererbten eigensprachlichen Wortes unter dem Einfluss eines fremdsprachlichen Wortes (Gott, Geist, Seele).
Innerhalb dieser verschiedenen Möglichkeiten des fremdsprachlichen Einflusses sind Fremd- und Lehnwort relativ einfach zu erkennen, Lehnprägungen dagegen oft nur mühsam und unsicher zu ermitteln. Im einzelnen können hierbei folgende Merkmale auf fremdsprachlichen Einfluss deuten: Bauentsprechung zwischen fremd- und eigensprachlichem Wort, späte Produktivitätszeit eines Wortbildungselementes, fremdsprachliche Regelmäßigkeit einer Wortbildung, Komplexität einer Wortbildung, geringe Belegzahl, (insbesondere hapax legomenon), spätes Auftreten, Fehlen in anderen germanistischen Sprachen oder anderen eigensprachlichen Sprachstufen, miteinander konkurrierende Interpretamente für ein einzige Lemma, Textcharakter (z.B. Interlinearversion, Glosse) oder kulturelle Beeinflussung. Je mehr dieser Merkmale in einem Fall gegeben sind, desto sicherer kann der fremdsprachliche Einfluss vermutet werden. Dieser ist im Text in der Rubrik Interferenz (I.) berücksichtigt, in der ein entsprechender Hinweis auf die vermutete fremdsprachliche Vorlage steht.
P. Technische Hinweise
Das Wörterbuch folgt weitgehend Holthausens etymologischem altenglischen Wörterbuch, geht aber von der durchgehenden Alphabetisierung des Wortschatzes aus, berücksichtigt die Verbesserungen Bammesbergers und die Nachträge und interferenziellen Nachweise Gneuß' und versucht eine strengere Systematisierung. Jeder Artikel gliedert sich in Stichwort, Sprachangabe, grammatikalische Bestimmung, Bedeutungsangabe, eventueller lateinischer Übersetzungsgleichungen, Verweis- und Hinweisangabe, Interferenz, Etymologie und Literaturangabe.
Erchlossens Wörter sind durch * gekennzeichnet. Der Punkt über dem e (’) drückt den i-Umlaut des germanischen a aus.
Zu Dank für die Unterstützung bei der Erarbeitung des Wörterbuches bin ich unter anderem Frau Karin Metzler-Müller und Hernn Thomas Sunder sehr verpflichtet.
Zugeeignet sei das in Parallele zu ähnlichen bereits erschienen Arbeiten für das Indogermanische, Germanische, Gotische, Altniederdeutsche und Altfriesische stehende Hilfsmittel Wolfang Kühlwein, der die zweite Auflage von Holthausens Altenglischem etymologischem Wörterbuch betreute und dem ich mich durch unserer gemeinsame Schule verbunden weiß.
Gießen, den 26. 6. 1985 Gerhard Köbler
Abkürzungsverzeichnis
A. = Akkusativ
Adj. = Adjektiv
Adv. = Adverb
ae. = altenglisch
afries. = altfriesisch
ahd. = althochdeutsch
aí. = altindisch
air. = altirisch
an. = altnordisch
and. = altniederdeutsch
anfrk. = altniederfränkisch
anom. = anomal
as. = altsächsich
brit. = britisch
D. = Dativ, Dual
E. = Etymologie
EWAhd. = Etymologisches Wörter-
buch des Althoch-
deutschen
F. = Femininum
G. = Genitiv
gall. = gallisch
germ. = germanisch
got. = gotisch
gr. = griechisch
hebr. = hebräisch
Hw. = Hinweis
I. = Interferenz, Instrumental
idg. = indogermanisch
Ind. = Indikativ
Interj. = Interjektion
kelt. = keltisch
Konj. = Konjunktion
kymr. = kymrisch
L. = Literatur
lang. = langobardisch
lat. = lateinisch
Lbd. = Lehnbedeutung
Lbi. = Lehnbildung
Lsch. = Lehnschöpfung
Lüs. = Lehnübersetzung
Lüt. = Lehnübertragung
Lw. = Lehnwort
M. = Maskulinum
mlat. = mittellateinisch
N. = Neutrum
ne. = neuenglisch
nhd. = neuhochdeutsch
Num. Kard. = Grundzahl
Num. Ord. = Ordnungszahl
Opt. = Optativ
P. = Person
Pk. = Pokorny, Indogermani-
sches Etymologisches
Wörterbuch
Pl. = Plural
Poss.-Pron. = Possessivpronomen
Präf. = Präfix
Präp. = Präposition
Präs. = Präsens
Prät.-Präs. = Präteritopräsentium
Pron. = Pronomen
red. V. = reduplizierendes Verb
rom. = romanisch
s. = siehe
Sb. = Substantiv
subst. = substantiviert
Sg. = Singular
Suff. = Suffix
st. = stark
sw. = schwach
V. = Verb
vgl. = vergleiche
Vw. = Verweis
westgerm. = westgermanisch
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