Zeitgeschichte ausstellen in Österreich. Museen - Gedenkstätten - Ausstelllungen, hg. v. Rupnow, Dirk/Uhl, Heidemarie. Böhlau, Wien 2011. 472 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Geschichte wird in jedem Augenblick länger und fordert zu Recht auch für die Verlängerung die gebührende Aufmerksamkeit. Deswegen wird seit mehr als zehn Jahren über die Schaffung eines eigenen historischen Museums für die Geschichte des 20. Jahrhunderts kontrovers diskutiert. Diese Überlegungen haben bei den in Innsbruck und Wien tätigen Herausgebern den Gedanken eines Überblicks über die bereits für die Zeitgeschichte bestehenden Museen, Gedenkstätten und Ausstellungen Österreichs erweckt, der im vorliegenden Werk unter dem Buchcover einer Schneekugel Wien 4 mit Stephansdom, Gloriette im Schlosspark Schönbrunn, Riesenrad im Prater und dem Donauturm auch in einigermaßen kurzer Zeit verwirklicht werden konnte.
Zwischen der einführenden Einleitung und der zusammenfassenden Betrachtung der Diskussionen, Konzente und Projekte für die Frage einer Nation ohne Museum erstatten unterschiedliche Bearbeiter Bericht über die ihnen besonders vertrauten Gegenstände. Erfasst werden das heeresgeschichtliche Museum in Wien, (die unendliche Geschichte von) Karl Renners Museum der Ersten und Zweiten Republik, die Ausstellungen in den Konzentrationslagergedenkstätten Mauthausen, Gusen und Melk, das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes mit seinen Ausstellungen, die österreichische Gedenkstätte im staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, das Technische Museum Wien, die österreichischen jüdischen Museen an unterschiedlichen Orten, die Wehrmachtsausstellung, die Milleniums-Länderausstellung 1996 die Jubiläumsausstellung 2008 über Republikgeschichte im Parlament, die österreichischen Landesmuseen, das Zeitgeschichte-Museum mit Gedenkstollen in Ebensee, das denkwürdige Dr. Engelbert Dollfuß-Museum in Texingtal in Niederösterreich sowie Identität und Zeitgeschichte in Form von Essen. Möge die sachliche, durchaus kritische bebilderte, eines besonderen Registers allerdings entbehrende Bestandsaufnahme über die Vergangenheit entsprechend der zweiten Ausrichtung der Schneekugel auf der Rückseite auch verheißungsvoll in die Zukunft einer integrierenden, vielfältigen Zeitgeschichte in Österreich wirken.
Innsbruck Gerhard Köbler