Wagner, Walter, Der Volksgerichtshof im nationalsozialistischen Staat. Erweiterte Neuausgabe mit einem Forschungsbericht für die Jahre 1975 bis 2010 von Zarusky, Jürgen (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte  Band 16 Die deutsche Justiz und der Nationalsozialismus, Teil 3). Oldenbourg, München 2011. 1023 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Walter Wagner wurde in Posen am 31. Juli 1901 geboren, studierte ab dem Sommersemester 1920 Rechtswissenschaft in Gießen, München und Frankfurt am Main, wurde nach der Promotion 1928 Staatsanwalt in Frankfurt am Main, 1930 Staatsanwaltschaftsrat in Berlin 1935 Erster Staatsanwalt bei dem Oberlandesgericht in Breslau, 1938 Oberstaatsanwalt in Schweidnitz und 1939 in Posen. Von 1940 bis 1945 war er im Kriegsdienst, wurde aber bereits 1945 Staatsanwalt in Frankfurt am Main, 1950 Oberstaatsanwalt und am 8. August 1954 Bundesanwalt am Bundesgerichtshof in Karlsruhe, wo er am 31. Juli 1966 als stellvertretender Generalbundesanwalt in den Ruhestand trat. Auf Anregung des früheren Präsidenten des Bundesgerichtshofs (Hermann Weinkauff) beschäftigte er sich mit dem Volksgerichtshof, für den sich zahlreiche Quellen ermitteln ließen.

 

!974 legte er sein umfangreiches Arbeitsergebnis vor. Soweit ersichtlich wurde von ihm in der Zeitschrift für Rechtsgeschichte nicht besonders Kenntnis genommen. Deswegen ist es angebracht, darauf mit wenigen Zeilen des Herausgebers zu verweisen.

 

Gegliedert ist das Werk in insgesamt sieben Abschnitte. In ihnen schildert der Verfasser aus seiner Sicht sorgfältig und detailliert Ursprung, Aufbau und Entwicklung des Volksgerichtshofs, die Strafbestimmungen und Zuständigkeiten, die Rechtsprechung zu den Ursprungsgesetzen, die Rechtsprechung zu den Kriegsgesetzen, die Verfolgung des Widerstands in den eingegliederten und besetzten Gebieten, die Verfolgung der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 sowie Besonderheiten (Todesurteile, einzelne Verfahrensarten, Ära Freisler) und Auswirkungen im Lichte der Nachkriegsjustiz. Jürgen Zarusky vom Institut für Zeitgeschichte in München-Berlin würdigt Person und Leistung des Verfassers und ordnet das Werk unter gewissen Bedenken als die noch immer wichtigste und zuverlässigste Gesamtdarstellung des Gegenstands ein, der nach Zaruskys abschließendem Urteil trotz aller äußerlichen Züge justitieller Normalität ein integraler Bestandteil der Verfolgungs- und Vernichtungsmaschinerie des verbrecherischen nationalsozialistischen Regimes war.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler