Vademekum der Geschichtswissenschaften. Verbände, Organisationen, Gesellschaften, Vereine, Institute, Seminare, Lehrstühle, Bibliotheken, Archive, Museen, Dienststellen, Ämter, Verlage und Zeitschriften sowie Historiker in Deutschland, Österreich und der Schweiz, im Einvernehmen mit Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands, Verband österreichischer Historiker und Geschichtsvereine und Schweizerische Gesellschaft für Geschichte, 9. Ausg. 2010/2011. Steiner, Stuttgart 2010. 683 S. Besprochen von Werner Augustinovic.

 

Seit 1994 bemüht sich das Vademekum der Geschichtswissenschaften, die Organisation der historischen Disziplin im deutschsprachigen Kerngebiet zu erfassen und – im Interesse einer besseren wissenschaftlichen Vernetzung ebenso wie einer verstärkten allgemeinen Präsenz und Resonanz im öffentlichen Raum - jedermann zur Verfügung zu stellen. Das im Zweijahresrhythmus aufgelegte Hilfsmittel gibt dem Nutzer in der Tat immer wieder eine erhebliche Anzahl an Basisdaten an die Hand. Im Hinblick auf eine möglichst ökonomische Bewirtschaftung des Druckraums verzichtet der Verlag auf jedwedes Vorwort ebenso wie auf einleitende erläuternde Hinweise zur Handhabung des Vademekums; die Innenseiten des vorderen und hinteren Einbanddeckels beherbergen das Ortsregister im Minidruck.

 

Über Jahre bewährt – und deshalb auch in der aktuellen Ausgabe beibehalten – hat sich der inhaltliche Aufbau des Nachschlagewerks. Der erste Abschnitt, Selbstdarstellungen verschiedener Forschungsinstitute zur Geschichte, wurde im Laufe der Zeit sukzessive verkleinert und beschränkt sich gegenwärtig auf zwei knappe Skizzen der Arbeitsgemeinschaft historischer Forschungseinrichtungen in der Bundesrepublik Deutschland e. V. (AHF) und des Arbeitskreises Historische Frauen- und Geschlechterforschung e. V. (AKHFG). Die Reduzierung in diesem Teil ist verantwortlich  für den zunächst erstaunlichen Umstand, dass der Gesamtumfang der neunten Ausgabe gegenüber der achten von 2008/09 um einige wenige Seiten geschrumpft ist; in den folgenden beiden zentralen Abschnitten bleibt das quantitative Niveau hingegen konstant.

 

Auf 277 Seiten versammelt der Band zunächst die Struktur- und Kontaktdaten verschiedener Einrichtungen; dieses Material wird durch 25 Seiten Namensregister am Ende des Bandes zusätzlich aufgeschlossen. Das Kapitel „Einrichtungen“ erfasst in der angeführten Reihenfolge folgende Körperschaften im weiteren Sinn: Verbände; Historische Institute an Hochschulen; Akademien; Außeruniversitäre Institute; Historische Gesellschaften/Kommissionen; Arbeitskreise/Arbeitsgemeinschaften/Stiftungen; Geschichtsvereine; Bibliotheken; Archive; Museen/Gedenkstätten/Schlösser; Bildwesen/Landesbildstellen; Statistik; Denkmalpflege; Zentralen für Politische Bildung; Landeskunde/Volkskunde/Landsmannschaften; Verlage; Zeitschriften. Allein diese Aufzählung lässt erkennen, dass hier jedem auf dem Gebiet der Geschichtswissenschaften wie ihrer verwandten Bereiche in Forschung und/oder Lehre Tätigen ein Hilfsmittel zur Verfügung steht, das wesentliche Informationen  in rasch greifbarer Form verfügbar hält und dessen unkomplizierter Einsatz zeitaufwändigere Online-Recherchen erübrigt.

 

Der Abschnitt „Personen“ bietet in alphabetischer Ordnung eine Auflistung der Dienst- und Privatadressen jener Gelehrten, die nach Auffassung der Herausgeber eine maßgebliche Rolle im Wissenschaftsbetrieb einnehmen. Hier gibt es einen klaren Verbesserungsbedarf, denn es wird nirgendwo erklärt, nach welchen Kriterien eine Aufnahme in den Band erfolgt oder unterbleibt. Auch die über die Adressen hinausgehenden Angaben differieren quantitativ und qualitativ stark, was sich beliebig zeigen lässt. Schlägt man etwa S. 452 auf, so findet man unter dem Stichwort „Köbler, Gerhard“  zwar Geburtsdatum, Geburtsort, akademische Grade und die Universität Innsbruck als akademische Heimat aufgeführt, aber keinerlei Hinweise auf den Arbeitsbereich des Gelehrten! Diese Informationen werden bei „Kockel, Valentin“ ebenso unterschlagen wie dessen Lebensalter. Man wird auch erstaunt fragen dürfen, wie „Koch, Rolf“, seines Zeichens Professor für Kieferorthopädie (!) mit Praxis in Bamberg, Eingang in einen fachhistorischen Führer gefunden hat. Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, sie offenbart – trotz der langen Laufzeit des Unternehmens – zur Korrektur anstehende, augenscheinliche Defizite des ansonsten sehr praktischen Werkes. Die Hauptforderung an die nächste Ausgabe muss daher, nebst dem Wunsch nach einem kurzen Hinweis auf die allgemeinen Auswahlkriterien, vor allem sein, jeden Namen mit der entsprechenden Disziplin und/oder Forschungsleistung zu verknüpfen. Ebenso selbstverständlich sollte heutzutage das Anführen von E-Mailadressen sein, die man in der gegenwärtigen Ausgabe noch häufig vergeblich sucht. Mit den Mitteln der modernen Datenverarbeitung muss der Verlag in der Lage sein, hier rasch Abhilfe zu schaffen.

 

Kapfenberg                                                                Werner Augustinovic