Thronverzicht. Die Abdankung in Monarchien vom Mittelalter in die Neuzeit, hg. v. Susan, Richter/Dirbach, Dirk. Böhlau, Köln 2010. 344 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Geschichte zeigt, dass viele Menschen die Macht über andere Menschen lieben. Deswegen ist Herrschaft begehrt und möglicherweise so selbverständlich wie Gesundheit. Demgegenüber ist der Machtverzicht eher so unwillkommen wie eine Krankheit, weshalb sich die Forschung mit diesem Ausnahmevorgang bisher auch nur am Rande befasst hat.

 

Der deswegen sehr begrüßenswerte Sammelband ist vor allem mit großzügiger Unterstützung der Fritz Thyssen Stiftung möglich gewesen, die im November 2007 in Heidelberg im Wissenschaftsforum eine Tagung über diesen Gegenstand finanzierte, die insbesondere dem wissenschaftlichen Nachwuchs eine Plattform bieten sollte, sich der Fachwelt zu präsentieren. Insgesamt wurden dabei 17 von der einführenden Einleitung der Herausgeber eröffnete Beiträge geboten. Sie betrachten in drei Abteilungen die Abdankung als Rechtsakt, die (freiwillige) Abdankung in ihrem Spannungsverhältnis zur (unfreiwilligen) Absetzung und die Wirkung der Vorgänge auf die Öffentlichkeit.

 

Dabei leitet etwa Hans Hattenhauer in die Abdankung von Monarchen vom Mittelalter bis zur Gegenwart begriffsgeschichtlich ein oder behandelt Susan Richter die Abdankung Friedrich Carl Alexanders von Ansbach-Bayreuth im Jahre 1791, Wilhelm Brauneder den Verzicht Kaiser Karls am 11. November 1918 oder István Szabo die Abdankung König Karls IV. von Ungarn 1918. Andere Untersuchungen betreffen Oliver Cromwell, Georg Friedrich von Baden-Durlach, den Reichsdeputationshauptschluss, Napoleon, das Jahr 1848, das Risorgimenteo oder die Bundesfürsten des Deutschen Reiches im November 1918. Am Ende bieten Susan Richter und Michael Roth ein allgemeiner ausgerichtetes Quellenverzeichnis zum Thronverzicht, während ein Sachregister für die außer durch allgemeine Zeitströmungen auch und vor allem durch vielfältige individuelle Umstände gekennzeichneten behandelten Vorgänge fehlt.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler