Schwelling, Birgit, Heimkehr - Erinnerung - Integration. Der Verband der Heimkehrer, die ehemaligen Kriegsgefangenen und die westdeutsche Nachkriegsgesellschaft. Schöningh, Paderborn 2010. 326 S., 12 S. Bildteil mit 18 Abb.. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Buch ist die leicht überarbeitete und gekürzte Fassung der von Gesine Schwan betreuten, im Wintersemester 2007/2008 von der kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Frankfurt an der Oder angenommene Habilitationsschrift der nach dem Studium der politischen Wissenschaften und der qualitativen Methoden in den Sozialwissenschaften an der Freien Universität Berlin im Jahre 2000 auf Grund einer Dissertation über Wege in die Demokratie - eine Studie zum Wandel und zur Kontinuität von Mentalitäten nach dem Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik promovierten, seitdem in Frankfurt an der Oder und seit Oktober 2009 als Leiterin der Forschungsgruppe Geschichte - Gedächtnis der Universität Konstanz tätigen Verfasserin. Sie ist für den Übergang von den nationalsozialistisch bestimmten Jahren zur Bundesrepublik bestens ausgewiesen. Mit ihrer Arbeit über den Verband der Heimkehrer behandelt sie ein bisher vernachlässigtes Forschungsfeld.

 

Gegliedert ist das Werk hauptsächlich in 6 Sachkapitel. Nach der Einleitung über Forschungskontext, Gegenstand, theoretische Perspektive der politischen Erinnerung , Quellen und Gliederung erörtert die Verfasserin das Verhältnis des Verbandes zu den Kriegsgefangenen, die Erinnerungen als Grundlage kollektiver Identität (Wir im Verhältnis zu den anderen), das Verhältnis des Verbands zur wissenschaftlichen Kommission für deutsche Kriegsgefangenengeschichte, die politische Bildung und die Sozialpolitik. Am Ende steht die Frage der Bewahrung des Erbes nach dem natürlichen Auslaufen durch Versterben der Mitglieder, vor dem die Verfasserin gerade noch rechtzeitig auf die vorhandenen Quellen zugreifen konnte.

 

Insgesamt kann die Verfasserin eindrucksvoll zeigen, dass der Verband der Heimkehrer angesichts von rund 10 Millionen überlebenden Kriegsgefangenen schon von den Mitgliedern her zu den gewichtigsten Veteranenverbänden der Bundesrepublik zählte. Insbesondere unmittelbar nach der Gründung im März 1950 erlangte der 2006 aufgelöste Verband beträchtlichen politischen Einfluss. In dessen Rahmen gelang die Einbindung in die politische, gesellschaftliche und kulturelle Demokratisierung im Wesentlichen ohne auffällige Schwierigkeiten.

 

Innsbruck                                                                                Gerhard Köbler