Schorn-Schütte, Luise, Konfessionskriege und europäische Expansion. Europa 1500-1648 (= beck’sche reihe). Beck, München 2010. 276 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Im Rahmen der vom Verlag C. H. Beck organisierten Geschichte Europas in zehn Bänden ist der vierte Band von Luise Schorn-Schütte bearbeitet. Die in Osnabrück 1949 geborene, nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Geschichtswissenschaft und Politikwissenschaft in Göttingen, Marburg an der Lahn und Münster 1981 mit ihrer Dissertation über Karl Lamprecht - Kulturgeschichtsschreibung zwischen Wissenschaft und Politik promovierte, danach als Hochschulassistentin in Osnabrück und Gießen tätige, 1992 mit der Schrift über evangelische Geistlichkeit der Frühneuzeit - deren Anteil an der Entfaltung frühmoderner Staatlichkeit und Gesellschaft, dargestellt am Beispiel des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, der Landgrafschaft Hessen-Kassel und der Stadt Braunschweig habilitierte, 1993 nach Potsdam und 1998 für neuere allgemeine Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der frühen Neuzeit nach Frankfurt am Main berufene Verfasserin ist dafür bestens ausgewiesen. Dass ihr Werk nicht die gesamte frühe Neuzeit umfasst, ist durch die Verlagsplanung vorgegeben.

 

Gegliedert ist das Taschenbuch in insgesamt sieben Teile. Nach dem Zeit, Raum, Wirtschaft, Recht und Religion behandelnden Prolog zu Europa um 1500 behandelt die Verfasserin sachkundig und klar die Verfassung und soziale Ordnung mit dem König an der Spitze, das Verhältnis von Religion und Politik mit der Frage, ob die Reformation als Umbruch verstanden werden kann, die europäischen Konfessionskonflikte seit der Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Dreißigjährigen Krieg, Lebensphasen wie Kindheit, Jugend, Ehe und Alter, Lebensformen wie Bildung, Regionalität und Konfession und schließlich weit ausgreifend die Anfänge europäischer Kolonialbildungen mit einem Schwergewicht auf Nordamerika. Der Epilog  zieht danach eine zweite Bilanz zur Mitte des 17. Jahrhunderts.

 

Die beiden Schwerpunkte des behandelten Zeitraums bringt bereits der Titel präzise zum Ausdruck. Kennzeichnend ist die Spannung zwischen Bewahrung und Veränderung. Im Ergebnis zeigt die Verfasserin, dass die „Evidenz dessen, was erfahren und neu erkannt wurde, dazu zwang, althergebrachte Ansichten zu modifizieren und zu revidieren“, wodurch trotz aller Tradition letztlich Neues prägend wurde.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler