Schneider, Silke, Verbotener Umgang. Ausländer und Deutsche im Nationalsozialismus. Diskurse um Sexualität, Moral, Wissen und Strafe (= Historische Grundlagen der Moderne 2). Nomos, Baden-Baden 2010. 308 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Peter Steinbach betreute und am Arbeitsbereich Historische Grundlagen der Politik am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft den institutionellen Rahmen und das forschungspolitische Umfeld findende, im Juli 2008 vom Fachbereich Politik und Sozialwissenschaft der Freien Universität Berlin angenommene Dissertation der Verfasserin. Sie ist durch einen Ausschnitt aus Frau und Mutter. Lebensquell des Volkes, hg. v. Hagemeyer (1943) veranschaulicht. Sie nimmt einen zwar bekannten, aber bisher wenig beachteten Gegenstand in den Mittelpunkt ihrer Betrachtung und gliedert sich in insgesamt sieben Sachabschnitte.

 

Zunächst leitet die Verfasserin in die Umgangsdelikte ein und beschreibt Fragestellung, Vorgehen und Aufbau ihrer Arbeit. Vertieft nimmt sie unter der Frage Diskurse in der Diktatur zur Methode Stellung. Danach untersucht sie die völkisch-nationale Literatur (Ferdinand Hoffmann, Ratgeber und Broschüren), juristische Schriften, „kodifizierte“ Umgangsverbote in Gesetzen, Verordnungen, Befehlen und vor Gericht sowie schließlich die Berichte des Sicherheitsdienstes.

 

Im Ergebnis bejaht sie den diskursanalytischen Zugriff nach dem Vorbild Michel Foucaults. Durch ihre Untersuchung macht sie zugleich den Einfluss historisch sich ändernder Wissensordnungen auf Politik und Bevölkerungsverhalten im Nationalsozialismus sichtbar. Als Ursachen der menschenrechtswidrigen, nur bedingt erfolgreichen Kriminalisierung bestimmten Umgangs ermittelt sie ansprechend die rassenpolitische bzw. rassenhygienische Ausrichtung der nationalsozialistischen Politik, die Verknüpfung privatrechtlicher mit strafrechtlichen Folgen und schließlich die verschärfenden Bedingungen des Krieges, so dass sie durch ihre Erkenntnisse auch zukünftiges politisches Verhalten verbessert abgesichert sieht.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler