Scheller, Benjamin, Memoria an der Zeitenwende. Die Stiftungen Jakob Fuggers des Reichen vor und während der Reformation (ca. 1505-1555) (= Veröffentlichungen der schwäbischen Forschungsgemeinschaft, Reihe 4, 28 = Studien zur Fuggergeschichte 37 = Stiftungsgeschichten 3). Akademie, Berlin 2004. 350 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Jakob Fugger von der Lilie wurde in Augsburg am 6. März 1459 als Sohn des gleichnamigen Kaufmanns Jakob Fugger des Älteren geboren, wurde ab 1473 in Venedig ausgebildet, war zugleich Kleriker und bestimmte seit 1487 die Geschäftspolitik des Handelshauses Fugger. Zwischen 1495 und 1525 war er der bedeutendste Kaufmann Europas.

 

Berühmt wurde er dauerhaft vor allem durch seine Stiftungen. Sie betrafen vor allem die Grabkapelle bei St. Anna, die Prädikatur bei St. Moritz und die Armensiedlung Fuggerei in der östlichen Vorstadt. Sie sind der sorgfältig untersuchte Gegenstand der Arbeit des Verfassers, die er nach einer Einleitung in drei chronologisch geordnete Teile gliedert.

 

Dabei beginnt er mit den Stiftungen Jakob Fuggers bis 1521, schließt deren Schicksal in der unruhigen und schwierigen Reformationszeit bis 1547/1548 an und beendet seine Darstellung mit der Zeit zwischen 1548 und 1555. Sein vorrangiges Ziel, neben einer Gesamtdarstellung unter dem Gesichtspunkt der Stiftungswirklichkeit zu zeigen, dass die Verflechtung von Sozialgeschichte und Kulturgeschichte, Mikrogeschichte und Makrogeschichte neue Erkenntnisse ermöglicht, hat er ansprechend erreicht. Alle drei Stiftungen bestehen heute noch, wenngleich nur die Stiftung der Fuggerei niemals unterbrochen wurde, so dass nach der abschließenden Ansicht des Verfassers weitere Geschichten von Abbruch, Wiederbeginn und Wandel des menschlichen Wunsches nach Gedenken und Gegenwart unter den Lebenden über den Tod (Jakob Fuggers in Augsburg am 30. Dezember 1525) hinaus bis in die Jetztzeit geschrieben werden könnten.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler