Schaller, Karlheinz, Fabrikarbeit in der NS-Zeit. Arbeiter und Zwangsarbeiter in Chemnitz 1933-1945. Verlag für Regionalgeschichte, Gütersloh 2011. 175 S., 51 sw. Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Das Werk ist der vierte Band des Geschichtsprojekts der Chemnitzer Verwaltungsstelle der IG Metall. Verfasst ist es von dem langjährigen Bearbeiter der Geschichte der Chemnitzer Arbeiterschaft, der sich 2001 mit der Geschichte der Chemnitzer Arbeiterschaft vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zum ersten Weltkrieg, 2003 mit der Zeit vom ersten Weltkrieg bis zur Inflation und 2007 unter dem Stichwort Sechstagerennen mit dem Alltag Chemnitzer Fabrikarbeiter in der Weimarer Republik befasst hat. Damit ist auf der Grundlage vielfältiger, dichter Quellen des sächsischen Staatsarchivs Chemnitz, des Stadtarchivs Chemnitz und des Chemnitzer Industriemuseums eine beeindruckende Geschichte der Arbeit in Chemnitz von der Industrialisierung bis zum Ende des zweiten Weltkriegs vorgelegt.

 

Der Verfasser beginnt nach einem kurzen Geleitwort mit Hakenkreuzen über Chemnitz und schließt daran die nationalsozialistische Arbeitsordnung samt der Betriebsgemeinschaft in der Praxis, die Risse wie Kitt aufweist, an. Von hier aus geht er zur Arbeitsordnung im zweiten Weltkrieg über und schildert den Wandel der Belegschaftsstruktur im Wege des Ersatzes von Stammbelegschaften durch Zwangsarbeiter. Am Ende wendet er sich dem von Denunziation, Verrat und Solidarität sowie Verfall der Arbeitsdisziplin gekennzeichneten Fabrikalltag im Krieg zu.

 

Im Ergebnis ermittelt er eine absolute Verfügungsgewalt über die Arbeitskräfte anstrebende Arbeitsordnung, mit welcher der Verfasser eine skrupellose, in vielem verbrecherische Maschinerie verbindet. Trotz aller Bemühungen unterlief der Arbeitsalltag dieses System aber an vielen Stellen, so dass erhebliche Widersprüche zu den Zwängen der industriellen Produktion entstanden. Möge diese interessante, durch Abbildungen und ein Literaturverzeichnis bereicherte Studie auch noch eine Fortsetzung für die Folgezeit finden.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler