Puttkamer, Joachim von, Ostmitteleuropa im 19. und 20. Jahrhundert (= Oldenbourg Grundrisse der Geschichte 38). Studienausgabe. Oldenbourg, München 2010. XII, 353 S. Besprochen von Gerhard Köbler

 

Der von dem 1964 geborenen, als Professor für osteuropäische Geschichte in Jena tätigen Verfasser vorgelegte große Überblick über einen wichtigen Bereich Europas ist nach seinem Erscheinen sogleich auf das Interesse eines sachkundigen Rezensenten gestoßen. Leider war aus unbekannten Gründen dem Verlag die Lieferung eines Rezensionsexemplars nicht möglich. Deswegen muss der Herausgeber mit wenigen Zeilen auf den Band hinweisen.

 

Wie der Verfasser selbst in seinem kurzen Vorwort ausführt, ahnte er die damit verbundenen Schwierigkeiten nicht, als ihm um die Jahrtausendwende vom Verlag das geplante Vorhaben angetragen wurde. Mitten in Forschungen über ungarische Bildungspolitik des 19. Jahrhunderts schien es ihm aber doch ausgesprochen reizvoll, anschließend eine Synthese der jüngeren Geschichte Ostmitteleuropas zu schreiben, die nicht aus dem Nebeneinander herkömmlicher Nationalgeschichten, sondern aus der Zusammenschau gemeinsamer geschichtlicher Wurzeln und getrennter Entwicklungen bestehen sollte. Deswegen ließ er sich erfreulicherweise auf die schwierige Aufgabe ein, deren glückliche Lösung nun der Allgemeinheit vorliegt.

 

Gemäß den Vorgaben des Verlags beginnt der Band mit der Darstellung, in welcher der Verfasser nach einer Einführung über die Grundlagen chronologisch Adelsgesellschaft und ständischen Liberalismus, Verfassungsordnungen und Nationalgesellschaften bis 1918, die Zwischenkriegszeit, den Zusammenbruch, den Sozialismus und die Übergänge in die Demokratie behandelt. Als Grundprobleme und Forschungstendenzen ermittelt er die historische Region und das historiographische Konzept, die ungleichen Chancen der Industrialisierung, die Auflösung der Adelsgesellschaften, die ethnische Vielfalt mit den Möglichkeiten der Abschottung und der Symbiose, die Nationalismen und Nationalitätenkonflikte, das Spannungsverhältnis zwischen imperialen Ordnungen und nationaler Staatlichkeit sowie die Geschichtspolitik und die Erinnerungskulturen. Hinweise zu Quellen und Literatur runden den wertvollen Band über Polen, Preußen, Pommern, Schlesien, Baltikum, Weißrussland, Ukraine, (die Habsburgermonachie,) die böhmischen Länder, Slowakei, Ungarn, Kroatien und Siebenbürgen gelungen ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler