Pausch, Oskar, Vocabularia Francusia (CVP 2598) von 1409/10. Ein Glossar aus dem Umkreis König Wenzels IV. Mit einem sprachhistorischen Beitrag und Textkommentaren von Goebl, Hans (= Sitzungsberichte der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, philosophisch-historische Klasse, 812), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2010. 128 S. Besprochen von Hiram Kümper.

 

Im dreißigsten und letzten Kapitel der Goldenen Bulle Karls IV. werden die Kurfürsten dazu angehalten, ihre Söhne vom siebten Lebensjahr an in den wichtigsten Fremdsprachen des Reiches und seiner Nachbarn zu unterrichten. Was für die Fürstensöhne galt, galt für den Kaisersohn – zumal angesichts der Personalunion von römisch-deutschem König und böhmischer Kur unter den Luxemburgern – nicht minder. Ein wichtiges Dokument solcher hochadeliger Fremdsprachenausbildung liegt nun in Edition vor: ein lateinisch-französisches Vokabular aus den Jahren um 1409/10. Bereits 2004 hat der Editor die dreisprachigen Habsburgervokabulare für Ladislaus Postumus und Maximilian I. herausgegeben und dabei auch auf den Wiener Cvp 2598 hingewiesen. Nun folgt mit einigen Jahren Verzögerung auch die Edition dieses spannenden kleinen Vokabulars, das offenbar aus dem Umfeld Wenzels IV. stammt. Wahrscheinlich war es für dessen Nichte Elisabeth von Görlitz bestimmt, die er schon 1398 in einer Eheabrede Karl von Orleans versprochen hatte. Die saubere diplomatische Edition wird begleitet von einer knappen Einleitung, die neben der kodikologischen Einordnung auch die Bezüge zum Wenzelshof plausibel macht, sowie einem „offenen“ sprachhistorischen Kommentar von Hans Goebl, der weniger darauf abzielt, endgültig zu erschließen, als viel mehr den Weg in den Text zu öffnen. Schließlich wird das Vokabular kurz in vergleichende Verbindung mit den späteren Habsburgervokabularen gebracht. Eine Farb- und mehrere Schwarzweißabbildungen im Anhang geben einen Eindruck der edierten Handschrift.

 

Bielefeld                                                                                             Hiram Kümper