Opll, Ferdinand, Zwang
und Willkür. Leben unter städtischer Herrschaft in der Lombardei der frühen
Stauferzeit. Böhlau, Wien 2010. 276 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.
Ferdinand Opll, in Mödling 1950 geboren, nach dem Studium
von Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte in Wien promoviert und 1985
habilitiert, war von 1989 bis 2010 Direktor des Stadt- und Landesarchivs Wien.
Die Anfänge seiner persönlichen Hinwendung zum Hochmittelalter wurden
maßgeblich von seinem akademischen Lehrer Heinrich Appelt (1910-1998) geleitet.
In dankbarer Erinnerung widmet er seine vorliegende sorgfältige Studie seinem
Lehrer.
Er versteht sie selbst in mancher Hinsicht als eine Summe
aus vielen Jahren. DasThema ist die städtische Herrschaft über den Contado
einerseits und das Leben der Leute des Contado unter dieser Herrschaft
andererseits. Politisch stehen sich das Ausgreifen Pavias nach dem Süden und
das Drängen Piacenzas nach dem Westen gegenüber, wobei den Mittelpunkt die Orte
Mondonico, Monticelli, Olmo, Parpanese und S. Manzano bilden.
Die im Anhang wiedergegebenen Quellen bestehen aus einer
Bestallungsurkunde des mit der Durchführung von Verhören und ihrer Protokollierung
beauftragten Gremiums, elf Notariatsinstrumenten mit Notariatssigneten und drei
formlos gehaltenen Niederschriften der Aussagen der einvernommenen Zeugen. Auf ihrer Grundlage zeichnet der
Verfasser ein lebendiges Bild der tatsächlichen Lebensverhältnisse im
städtischen Umland der Lombardei in frühstaufischer Zeit, das von Zwang und
Willkür gekennzeichnet ist. Wie sich die Menschen mit ihrem damaligen
beschwerlichen Leben abfanden, nötigt dem Verfasser dieser Geschichte von unten
im Rahmen großer Zusammenhänge am Ende Respekt und Anerkennung ab, die der
Leser gerne mit ihm teilt.
Innsbruck Gerhard
Köbler