Oliver, Clementine, Parliament and
Political Pamphleteering in Fourteenth-Century
Kurz nach dem 3. Juni 1388, dem Ende des
sogenannten „Merciless Parliament“, begann Thomas Fovent, über dessen Person
nur sehr wenig bekannt ist, ein Pamphlet in lateinischer Sprache zu verfassen.
Diesem Werk wurde im späten 14. Jahrhundert die Überschrift Historia sive narratio de modo et forma
mirabilis parliamenti apud Westmonasterium anno domini millesimo CCCLXXXVJ,
regni vero regis Ricardi secundi post conquestum anno decimo gegeben. Es
wurde in den Jahren 1641 und 1643 mehrfach gedruckt: 49 Exemplare der 1641
veröffentlichen Version existieren noch heute, während von der Historia dagegen nur (noch) zwei
mittelalterliche Handschriften erhalten sind.
Oliver legt eine neue Interpretation des
einzigen Fovent zugeschriebenen Werkes und der Motive des Verfassers vor, der allerdings
nur als Autor vermutet wird. Während Fovent bislang als „Lancastrian partisan“
angesehen wurde, ist er für Oliver eine weitaus bedeutendere Figur, da seine Historia das Parlament als Reformkraft
propagieren sollte und am ehesten in der Lage war, die unter Richard II blühende
Korruption offenzulegen und zu unterbinden (S. 2, 14, 64/65). Fovent schrieb
seine Historia, so Olivers These, für
eine Londoner Leserschaft aus ‚bureaucrats, civil servants‘ und ‚government
functionaries‘ (S. 16), „a readership more public than partisan“ (S. 73), die
wie er brennend an den Geschehnissen im Parlament interessiert war (S. 25, 149),
„hungry for vitriol“ (S. 73) und „eager for reform“ (S. 83) und ebenso an der
„circulation and consumption of documentary culture“ interessiert wie er (S.
115).
Es soll an dieser Stelle auf eine
Zusammenfassung der 8 Kapitel (Where Do Pamphlets Come From?; The Good
Parliament and the First Political Pamphlet; The Making of a Political
Pamphleteer; Reading and Writing about the Wonderful Parliament; Conspiracy
Theories; From London’s Streets, 1388; The End of the Merciless Parliament;
Afterword) verzichtet werden, denn die vorgelegte Interpretation der Historia überzeugt nicht, basiert sie doch nur auf
einer ganzen Reihe von Vermutungen. Zwar ist sich Oliver dessen durchaus
bewusst (Worte wie „suggest“ und „believe“ begegnen häufig), dies hindert sie
allerdings nicht daran, auf diese Vermutungen weitere zu stützen, die dann
immer weitere Kreise ziehen. Zudem hat sie eine recht gewöhnungsbedürftigen Vorstellung
der mittelalterlichen englischen Gesellschaft, in der Kanzleischreiber Kopien
von Dokumenten herstellen (die Oliver ‚halb-offizielle Dokumente‘ nennt) und diese
dann der interessierten Öffentlichkeit zur Kenntnis bringen (anscheinend eine
Frühform von Wikileak), in der es ein „shadow government“ gibt (S. 92), in der Parlamentsrollen
„a popular read“ waren (S. 99) und in der die Öffentlichkeit glaubt, ein Recht
auf Information zu haben (S. 118). Es erstaunt zudem geradezu zu lesen, dass der
Earl of Arundel mit seinen Truppen nördlich von London auf Verstärkung wartete und
Lebensmittel und andere Dinge an die Londoner auf einem improvisierten Markt
(makeshift market) verkaufte (mercati
sunt) und sich somit als „good, admirable and popular leader“ hervortat,
der sich fairen Geschäftsgepflogenheiten verpflichtet fühlte (S. 124, 125). Wahrscheinlicher
ist, dass Arundel Proviant und notwendige Dinge für seine Truppen kaufte statt
zu verkaufen, und dass er dies zum marktüblichen Preis tat. Diese Episode
ist somit kein
Beweis dafür, dass Fovent „interest in and enthusiasm for the sale of goods at
competitive prices at Arundel’s camp outside
London Susanne
Jenks