Neue Technologien in der Gesellschaft. Akteure, Erwartungen, Kontroversen und Konjunkturen, hg. v. Kehrt, Christian/Schüßler, Peter/Weitze, Marc-Denis (= Science Studies). transcript Verlag, Bielefeld 2011. 363 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Seit ihrem Anbeginn verändert sich die Welt, zunächst ohne Zutun des Menschen, nach seiner Ankunft auf der Erde auch durch ihn. Manches vollzieht sich in vom Einzelnen nicht wirklich erfassbarer Langsamkeit, einiges auch mit so atemberaubender Geschwindigkeit, dass der einfache Erdenbürger dem kaum folgen kann. In dieser Lage ist es sehr hilfreich, wenn Sachkenner ihr Überblickswissen der Allgemeinheit so verständlich wie möglich zur Verfügung stellen und dabei auch noch dem Grundsatz folgen, dass es ohne Verständnis der Geschichte keine Zukunft gibt.

 

Ausgangspunkt einer derartigen förderlichen Übersicht über neue Technologien in der Gesellschaft war eine im Deutschen Museum in München im Juli 2009 abgehaltene Tagung über neue Technologien im Spannungsfeld von Wissenschaft, Politik, Öffentlichkeit und Wirtschaft, deren Beiträge der Band dokumentiert. Sie ließ nach dem Grußwort des Generaldirektors auch unbequeme Meinungen zu Wort kommen, weil die neuen Technologien auch der kritischen Auseinandersetzung bedürfen. Zu diesen neuen Technologien werden dabei insbesondere Kernenergie, Mikroelektronik, Biotechnologie und Nanotechnologie gezählt, ohne dass der Inhalt von neuer Technologie allgemein genau feststeht.

 

Gegliedert sind die einer Einleitung folgenden und die Grundlage einer Zusammenfassung bildenden 23 Beiträge in die fünf Abschnitte zum Begriff der neuen Technologien, handlungsleitende Visionen der Energieversorgung, denkende Maschinen, Biotechnologie und Nanotechnologie. Im Einzelnen wird dabei dann etwa auf Kernfusion, auf Windenergienutzung, auf Brennstoffzellen, auf Computer, Internet, Kybernetik, Gentechnologie, Bionik oder das Spiel mit Molekülen sachkundig eingegangen. Am Ende des aktuellen interessanten Bandes wird intuitiv als neu erklärt, was die andern schon haben und man selbst noch nicht besitzt, die Frage nach neuem Wein in alten Schläuchen gestellt und den Hauptakteuren Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit in den Debatten um neue Technologien die auffällige Absenz der Wirtschaft gegenübergesetzt, die möglichst aufzuheben sei.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler