Meteling, Wencke, Ehre, Einheit, Ordnung. Preußische und französische Städte und ihre Regimenter im Krieg, 1870/71 und 1914-19 (= Historische Grundlagen der Moderne 1 Moderne Regionalgeschichte). Nomos, Baden-Baden 2010. 474 S. Ill. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die leicht überarbeitete, von Eckart Conze betreute, im Sonderforschungsbereich Kriegserfahrungen erstellte, im August 2008 in der Fakultät für Philosophie und Geschichte der Universität Tübingen eingereichte, in der Drucklegung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Werner-Hahlweg-Stiftung großzügig unterstützte Dissertation der 1975 geborenen, nach dem Studium von Geschichte und französischer Literaturwissenschaft ab 2002 in Tübingen und seit 2006 in Marburg als wissenschaftliche Mitarbeiterin bzw. als wissenschaftliche Assistentin tätigen Verfasserin. Untersucht werden die Erfahrungen der preußischen und französischen Armee und Gesellschaft in den Kriegen von 1870/1871 und 1914-1918, wobei die Offizierskorps ausgewählter Regimenter aller drei Waffengattungen im Mittelpunkt stehen. Damit sind konkrete zivile und militärische Lebenswelten erfasst, aus denen Soldaten aus ihrer Heimat in den Krieg zogen.

 

Gegliedert ist die Arbeit naheliegenderweise in die beiden chronologisch aufeinander folgenden Kriege. Der erste Teil wird weiter in den Feldzug und die Kriegstheater Orléans bzw. den Schauplatz Frankfurt an der Oder geteilt. Der zweite Teil verfolgt die Westfront des ersten Weltkriegs und die Frage zweierleier Heimatfronten in Orléans und Frankfurt an der Oder.

 

Im Ergebnis gelangt die Verfasserin auf der Grundlage ungedruckter wie gedruckter Quellen in ihrer erstmals das Wechselspiel zwischen Zivilgesellschaft und Militär, zwischen lokalen und nationalen Gemeinschaften in zwei großen Kriegen an Hand ausgewählter Beispiele vergleichend analysierenden Untersuchung zu zahlreichen neuen Einsichten. Beispielsweise erzeugten nach ihren Feststellungen die Erfahrungen während der Revolution von 1918 radikalere Gewaltphantasien gegen den inneren Feind, als es im Krieg gegen den äußeren Feind jemals der Fall gewesen war, und nährten damit im Deutschen Reich eine aggressive, völkisch geprägte Wehrideologie. Personenregister und Sachregister schließen die durch einige Abbildungen veranschaulichte interessante Studie näher auf.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler