Menk, Gerhard, Waldeck im Dritten Reich. Voraussetzungen und Wirken des Nationalsozialismus im hessischen Norden (= Beiträge aus Archiv und Museum der Kreisstadt Korbach und Archiv der Alten Landesschule 1). Wolfgang-Bonhage Museum Korbach, Korbach 2010. 315 S. Besprochen von Werner Schubert.
Das Fürstentum Waldeck hatte 1867 mit Preußen einen Akzessionsvertrag geschlossen, durch das es Teile seiner Souveränität – Menk spricht von Teilsouveränität (S. 38) – verlor; so wurde u. a. die Justiz von Preußen verwaltet. In der Weimarer Zeit bildete Waldeck einen Freistaat mit einem eigenen Landtag, blieb aber weiterhin unter der Verwaltung eines preußischen Landesdirektors. 1926 kündigte Preußen den Akzessionsvertrag mit Waldeck, das zum 1.4.1929 zur Provinz Hessen-Nassau kam. Waldeck, das aus drei Landkreisen bestand (rd. 60.000 Einwohner), hatte bereits in der Weimarer Zeit eine „ausgesprochene Neigung zur politischen Rechten“ (S. 22; bei der Reichstagswahl 1930 fielen 26,5%, im November 1932 61,8% und im März 1933 70% der Stimmen an die Nationalsozialisten). Menk behandelt in seinem Werk zunächst die Anfänge des Nationalsozialismus in Waldeck, den Ausbau des „Unrechtsstaates“ und die personellen und organisatorischen Facetten am Beispiel des Erbprinzen Josias von Waldeck, des Kreisleiters Rudolf Sempf und den „Anführer des gefürchteten Korbacher SS-Sturmes“ Friedrich Best als Beispiel für Gewalt und Verbrechen (S. 108ff.). Es folgen Abschnitte über die Judenverfolgung sowie den 2. Weltkrieg und dessen Folgen für Waldeck (S. 138ff.). Breit geht Menk auf den demokratischen Wiederaufbau Waldecks im neu begründeten Land Hessen (S. 189ff.) ein. Das Werk wird abgeschlossen mit einem ausführlichen „Personalbrevier“ (S. 276-313), das in aufschlussreichen Kurzbiographien wichtige Persönlichkeiten Waldecks aus der Zeit zwischen 1920 und 1970 behandelt. Hilfreich wäre es gewesen, wenn Menk dem nicht mit der Geschichte Waldecks vertrauten Leser detailliertere Basisinformationen über die Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte Waldecks gebracht hätte. Insgesamt hätte auch die Waldecker Justiz mit den Amtsgerichten in Arolsen, Bad Wildungen und Korbach sowie das für Waldeck zuständige Landgericht und Oberlandesgericht Kassel berücksichtigt werden sollen. Erwähnt wird Roland Freisler (bis 1933 Rechtsanwalt in Kassel und dortiger Stadtverordneter), der als Propagandaredner der NSDAP in Waldeck auftrat, und der aus Waldeck stammende nationalsozialistische Agrarrechtlicher Wilhelm Saure (S. 46f.). Insgesamt liegt mit dem Werk Menks eine Geschichte Waldecks und des Nationalsozialismus vor, das zahlreiche Details für die noch zu schreibende Rechts- und Verfassungsgeschichte Waldecks bringt. Ein Namensregister wäre nützlich gewesen.
Kiel |
Werner Schubert |