Löhr, Isabella, Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte - neue Strukturen internationaler Zusammenarbeit 1886-1952 ( = Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 195). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2010. 342 S., 5 Abb., 6 Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die nach dem kurzen Vorwort anscheinend von Hannes Siegrist betreute, nach dem Studium der Kulturwissenschaften und Philosophie (1997-2002) und einer Magisterarbeit über Autor, Text und Rechte - Die Entstehung des Urhebers im englischen Recht im 18. Jahrhundert 2008 an der Universität Leipzig angenommene Dissertation der von der Studienstiftung des deutschen Volkes geförderten, als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Universität Heidelberg tätigen Verfasserin. Ihr geht es um die globale Ausdehnung von Autorenrechten. Im Mittelpunkt stehen multilaterale Abkommen, die auf die Institutionalisierung eines bestimmten Mindeststandards für den grenzüberschreitenden Schutz von Autoren zielen, indem möglichst viele Staaten diese Rechtsstandards übernehmen und gemeinsam daran arbeiten, den Rechtsschutz qualitativ auszuweiten.
Die Untersuchung geht davon aus, dass bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts die Ausarbeitung von Normen für den Autorenschutz und ihre Umsetzung in gesetzliche Vorschriften vorrangig einzelstaatliche Aufgaben waren. Dies änderte sich in dem Augenblick, in dem kulturelle Güter im größeren Umfang zwischen verschiedenen Räumen und Staaten gehandelt wurden und der Rückfluss von Autorenhonoraren aus dem Verkaufsland in das Herstellungsland nicht mehr gesichert war. Von da an ging es um internationale Abkommen, wie es zuerst europäische Staaten in der Berner Konvention von 1886 erreichten, die den Transfer kultureller Güter mit einem höheren >Grad an Durchsichtigkeit und Berechenbarkeit versehen sollte.
Das Besondere hieran war die Institutionalisierung und Verstetigung in einer Eigendynamik entwickelnden Organisation. Zur Berner Union kam 1922 die Organisation für geistige Zusammenarbeit des Völkerbundes, 1946 die UNESCO, 1970 unter Überführung der Berner Union die World Intellectual Property Organization (WIPO) und 1994 die World Trade Organization mit dem Abkommen über die handelsbezogenen Aspekte des geistigen Eigentums (TRIPS-Agreement). Diesen auf der Tatsache, dass ein einziges Buchexemplar genügt, um den Schutz des Autors durch nationales Recht im Ausland zu unterlaufen, beruhenden modernen Vorgang verfolgt die Verfasserin parallel zur Globalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in neuer Weise in spannend lesbarer Form unter besonderer Berücksichtigung der Jahre zwischen 1886 und 1952.
Innsbruck Gerhard Köbler