Ladwig-Winters, Simone, Ernst Fraenkel. Ein politisches Leben. Campus, Frankfurt am Main 2009. 447 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die in Berlin 1955 geborene, nach dem Studium von Rechtswissenschaft und Pädagogik an der Freien Universität als Sozialplanerin und Mieterberaterin in der Stadterneuerung in Schöneberg und Kreuzberg tätige Verfasserin hat bereits durch verschiedene Veröffentlichungen etwa über die Familie Wertheim und das Schicksal jüdischer Rechtsanwälte in Berlin auf sich aufmerksam gemacht. Als promovierte Politologin arbeitet sie als freie Autorin und Wissenschaftlerin in Berlin. Ihr Werk über Ernst Fraenkel erweckte bei seinem Erscheinen so großes Interesse, dass der Verlag von der Vergabe eines Rezensionsexemplars Abstand nehmen musste, so dass der Herausgeber nach Ausleihe in wenigen Zeilen darauf hinweisen muss.

 

Die Verfasserin sieht den aus wohlhabender jüdischer Familie stammenden Ernst Fraenkel sowohl als Theoretiker der modernen Demokratie wie auch als einen Begründer der Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland und in West-Berlin nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Sein Leben verlief in mehrfachem Wechsel zwischen Sozialismus und Demokratie, zwischen Judentum, Deutschem Reich und Vereinigten Staaten sowie zwischen Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft. Ziel des Werkes ist es zu zeigen, wie sich Ernst Fraenkel neuen Anforderungen stellte, welche innere Haltung er gewann, wie er Erfahrungen verortete und wie dies auf ihn wirkte.

 

Gegliedert ist die Untersuchung nach der Einleitung in sieben zeitliche Abschnitte. Sie betreffen die Jahre 1898-1919, 1919-1932, 1933-1938, 1938-1945, 1946-1950, 1951-1961 und 1961-1975. In diesen bewegten und bewegenden Stationen erkennt die Verfasserin überzeugend Ernst Fraenkel als einen charismatischen Menschen, der jegliche Form des Dogmatismus ablehnte und das demokratische Denken in der Bundesrepublik Deutschland wesentlich mitprägte.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler