Krewer, Peter, Geschäfte mit dem Klassenfeind. Die DDR im innerdeutschen Handel 1949-1989. Kliomedia, Trier 2008. 332 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die auf ungedruckten wie gedruckten Quellen beruhende Arbeit ist die von Lutz Raphael betreute, im Wintersemester 2006/2007 vom Fachbereich III der Universität Trier angenommene Dissertation des in Saarburg 1961 geborenen, nach dem Studium der Geschichte und Germanistik als Lehrer tätigen Verfassers. Auf dem vorderen Umschlag zeigt sie Franz-Josef-Strauß im fröhlichen Gespräch mit Alexander Schalck-Golodkowski auf dem Leipziger Flughafen im Vorfeld der Herbstmesse 1985. Wohl derselbe bundesdeutsche Politiker findet sich rückseitig mit einem Heiligenschein in einer Karikatur zu einem Milliardenkredit an die Deutsche Demokratische Republik mit dem Text „Wer besitzt denn die unglaubliche Geschmacklosigkeit, zu behaupten, ich hätte etwas Unkeusches getan.“
In seiner Einleitung fragt der Verfasser: Wie kam denn die Standuhr aus Ostdeutschland ins KADEWE, und schildert die politisch-ökonomischen Rahmenbedingen für Geschäfte zwischen Bundesrepublik Deutschland und Deutscher Demokratischer Republik, den Forschungsstand, seine Leitfragen und die Quellenlage. Der Hauptteil verfolgt sehr detailliert und sorgfältig den innerdeutschen, am Ende in einer tabellarischen Übersicht zusammengefassten Handel im geteilten Deutschland zwischen 1949 und 1989 in drei zeitlichen Einheiten (1949-1960, 1961-1972, 1973-1989 einschließlich der Kontinuität während Helmut Kohls Kanzlerschaft nach der Wende 1982). Am Ende fasst der Bearbeiter seine neuen Erkenntnisse zusammen.
Insgesamt kann der Verfasser die innerdeutsche Handelspolitik der Bundesregierungen einleuchtend grundsätzlich als sinnvoll bezeichnen, weil sie dazu beitrug, schädliche Folgen der durch die Besatzungsmächte verursachten Teilung zu begrenzen. Er weist aber zugleich auch deutlich auf die bedenklichen Folgen des westdeutschen Handels in dem weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit erfolgenden Treiben hin. Sehr klar beschreibt er in seiner gelungenen Untersuchung den Teufelskreislauf von wirtschaftlicher Schädigung und gesellschaftlicher Spaltung im Osten bei gleichzeitiger kurzfristiger Stabilisierung der Herrschaft und darauf folgendem erneutem sozio-ökonomischen Schaden durch weitere Aktionen, der erst 1990 beendet werden konnte.
Innsbruck Gerhard
Köbler