Kowalczuk, Ilko-Sascha, Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR. Beck, München 2009. 602 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Auch wenn im nachhinein der Untergang der Deutschen Demokratischen Republik vielen folgerichtig erscheint, wurde er noch am 7. Oktober 1989 von den wenigsten Zeitzeugen vorhergesehen. Aus diesem Grunde sind Beschreibung und Erklärung dieses Vorgangs von vielen Seiten willkommen und hilfreich. Der 1967 in Ost-Berlin geborene Ilko-Sascha Kowalczuk absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Baufacharbeiter und arbeitete danach als Pförtner in einem Institut, um ab 1990 als Mitglied des Unabhängigen Historiker-Verbandes Geschichte zu studieren und damit auch die eigenen Erlebnisse wissenschaftlich zu erfassen und zu verarbeiten.
Sein Werk möchte das Paradoxon erklären zwischen der scheinbaren Stabilität und angeblichen Ruhe in der Deutschen Demokratischen Republik und dem anschließenden raschen Zerfall von Staat und System innerhalb weniger Wochen. Er versteht seine Schrift als ein Angebot über „1989“ etwas zu erfahren und darüber zu diskutieren. Ihm geht es um eine schlichte Darstellung, warum „1989“ kam und was sich bis zu den Wahlen am 18. März 1990 zutrug.
Zu diesem Zweck teilt er sein Werk klar in die drei Kapitel Bilder einer Gesellschaftskrise, in denen etwa das System Gorbatschow als unfreiwilliger Totengräber wirkt oder die Ossietzky-Affäre einen Keim setzt, den Übergang von der Gesellschaftskrise- zur Diktaturkrise, in dem der 9. Oktober 1989 in Leipzig den Tag der Entscheidung bildet, und in den Untergang der Diktatur, der am ehesten daraus verständlich wird, dass ein Lande zu demonstrieren lernt, ohne dass sich wirklich ergründen lässt, warum dies gerade in diesem Zeitpunkt geschieht. Seine durchaus subjektive Darstellung endet optimistisch mit der Zuversicht, dass sich spätere Forscher wundern werden, wie schwer ei sich die deutsche Gesellschaft und Geschichtsschreibung mit der Deutung der Ereignisse von 1989/1990 als Revolution machte. Überzeugend hält er die die Zukunft für ebenso spannend wie die Geschichte und den Außenblick für unabdingbar.
Innsbruck Gerhard Köbler