Kocka, Jürgen, Arbeiten an der Geschichte. Gesellschaftlicher Wandel im 19. und 20. Jahrhundert (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 200). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2011. 400 S., 5 Tab. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Jürgen Heinz Kocka wurde in Haindorf (Hejnice) 1941 geboren, wurde nach dem Studium der Geschichte, Politikwissenschaft, Soziologie und Philosophie in Wien, Berlin und North Carolina 1968 mit seiner Dissertation über Unternehmensverwaltung und Angestelltengesellschaft am Beispiel Siemens 1847-1974 promoviert, 1972 habilitiert und 1973 nach Bielefeld sowie 1998 an die Frei Universität Berlin berufen, wo er 2009 in den Ruhestand trat. Mit Hans-Ulrich Wehler gründete er die so genannte Bielefelder Schule. Sie stellte der herkömmlichen Geschichtswissenschaft eine historische Sozialwissenschaft gegenüber.

 

Der vorliegende Band vereint seine wichtigsten Aufsätze zur historischen Theorie, zur Sozialgeschichte und zur deutschen Geschichte. Er erweckte umgehend das Interesse eines sachkundigen Rezensenten. Da der Verlag aber nur ein e-Book liefern konnte, muss der Herausgeber auf das interessante Werk in wenigen Zeilen hinweisen.

 

Erfasst sind insgesamt 21 Studien, die bei chronologischer Reihung die interessengeschichtliche Entwicklung ihres Verfassers widerspiegeln könnten. Demgegenüber ist vom Verfasser eine sachliche Einteilung in Theorie und Geschichte (von Karl Marx und Maxweber bis heute) einerseits und Wirtschaft und Gesellschaft (von vorindustriellen Faktoren bis 1989 und seinen Folgen) andererseits mit einem neuen Ausblick auf den Kapitalismus und seine Krisen in historischer Perspektive getroffen worden. Insgesamt spiegeln die ausgewählten, erfreulicherweise um ein Register bereicherten Arbeiten nach eigener Einschätzung des Verfassers wie in einem Verkleinerungsspiegel viele der Fragen, Themen und Veränderungen wider, die in die vorangehenden 199 Bände der 1972 eröffneten, sehr erfolgreichen, vom Verfasser mitverantworteten Kritischen Studien zur Geschichtswissenschaft Eingang gefunden haben.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler