Kneip, Wolfgang, Die Staatsanwaltschaft Mannheim im 19. Jahrhundert (= Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums 19). Gesellschaft für kulturhistorische Dokumentation e. V., Karlsruhe 2010. 69 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Staatsanwalt gilt als eine in den deutschen Staaten im Laufe des frühen 19. Jahrhunderts allmählich aus Frankreich übernommene liberale Errungenschaft. Der in Mannheim zuletzt als Oberstaatsanwalt und Vertreter des Behördenleiters tätige Verfasser schildert diesen Vorgang für Baden an Hand einzelner, bisher nicht veröffentlichter Prozessakten. Dadurch bereichert er die strafverfahrensrechtliche Literatur um wichtige Einzelheiten, wobei er das Schwergewicht auf die Staatsanwaltschaft Mannheim auch deswegen legt, weil sie nicht nur für das Hofgericht Mannheim tätig war, sondern zugleich die Aufgaben der Staatsanwaltschaft bei dem Oberhofgericht Mannheim als dem höchsten Gericht Badenswahrzunehmen hatte.

 

Nach einer kurzen allgemeinen Einleitung beginnt der Verfasser mit den Anfängen der mit einem Staatsanwalt besetzten Staatsanwaltschaft Mannheim, die 1832 zusammen mit drei weiteren Staatsanwaltschaften in Rastatt (später Bruchsal), Freiburg im Breisgau und Meersburg (später Konstanz) eingerichtet wurde. Die Aufgaben waren zunächst auf die Verfolgung von Pressedelikten beschränkt, weshalb der Verfasser zu Recht darauf hinweist, dass die Staatsanwaltschaft zwar nicht ausschließlich, aber doch auch dem Interesse des Monarchen diente. Dem entsprechen die anschließend geschilderten Anklagen gegen Karl Gutzkow vom 8. Dezember 1835 und gegen Gustav von Struve vom Oktober 1845.

 

Nach Justizreformen kommen aber weitere Zuständigkeiten hinzu, so dass bald Totschlag und Mord sowie Raub im Mittelpunkt stehen. Von den Details einzelner Verfahren greift der Verfasser daher auch insgesamt auf die personellen Veränderungen bei der Staatsanwaltschaft Mannheim seit 1852 aus, auf die einzelnen Staatsanwälte in Mannheim, Heidelberg und Mosbach sowie auf die Staatsanwaltschaft Mannheim zwischen 1879 und 1900. Zusammenfassung und Ausblick, Listen der Staatsanwälte und Anmerkungen runden das durch Abbildungen veranschaulichte kleine Werk vorteilhaft ab.

 

Innsbruck                                                        Gerhard Köbler