Huntebrinker, Jan Willem, „Fromme Knechte“ und „Garteteufel“. Söldner als soziale Gruppe im 16. und 17. Jahrhundert (= Konflikte und Kultur - Historische Perspektiven 22). UVK, Konstanz 2010. 451 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die auf vielen unterschiedlichen Anregungen und Gesprächen beruhende, von Gerd Schwerhoff betreute, von drei Dresdner „Mitdoktorranden“ (!) unterstützte, im Rahmen des Graduiertenkollegs Institutionelle Ordnungen, Schrift und Symbole entstandene Dissertation des in Dresden und Paris 2008 promovierten, als Leiter der Abteilung Bildung und Kommunikation am Historischen Museum Hannover tätigen Verfassers. Sie geht in erster Linie von illustrierten Flugblättern aus, von denen 54 im Anhang abgebildet sind. Daneben verwendet der Verfasser auch Militärgerichtsakten.
In seiner Einleitung behandelt er Forschungsstand und Problemstellung, Begriffserklärungen, Quellen und Methoden, den Aufbau und schließlich die Rahmenbedingungen des Söldnerwesens in seinem Untersuchungszeitraum. Danach setzt er mit Außensichten ein, in deren Rahmen Söldner als Gruppe in der Gesellschaft und als Typ behandelt werden, wechselt am Beispiel des Passports von der Außensicht zur Innensicht und stellt dafür den Gehorsam und die Konflikte in den Mittelpunkt. Unter dem Zeichen der Reformation der Kriegsdisciplin verfolgt er Aktualisierungen und Verstetigungen von Söldnerbildern.
Insgesamt zeigt der Verfasser auf Grund seiner Bilder, wie am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit der Söldner als sozial nicht an eine bestimmte Herkunft gebundener Krieger sich als Angehöriger einer neuen sozialen Gruppe konstituiert. Zum einen kann er dabei seinen ausgewählten Quellen eine vorbildliche Sozialordnung, zum anderen aber zugleich auch eine bedrohliche Gegenordnung entnehmen. Letztlich wurde der wohl doch eher negativ belastete Söldner im Rechtsstaat des 19. und 20. Jahrhunderts zumindest überwiegend vom der gesetzlichen Wehrpflicht unterworfenen Bürger verdrängt.
Innsbruck Gerhard Köbler