Helmuth James und Freya von Moltke - Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel. September 1944-Januar 1945, hg. v. Moltke, Helmuth Caspar von/Moltke, Ulrike von. Beck, München 2011. 608 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Helmuth James Graf von Moltke, aus altem mecklenburgischem Adel, wurde auf dem Familiengut Kreisau in Schlesien am 11. März 1907 von einer Südafrikanerin britischer Abstammung geboren, studierte von 1927 bis 1929 Rechts- und Staatswissenschaft in Breslau, Wien und Berlin, heiratete 1931 die in Österreich kennengelernte Freya Deichmann, bestand 1934 die zweite juristische Staatsprüfung, wurde Rechtsanwalt in Berlin (Kanzlei Karl von Lewinski, dann Paul Leverkuehn, Vertretung jüdischer Mandanten) mit vielen Studienaufenthalten in Großbritannien, trat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in das Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht ein und wurde ab 6. September 1939 in der völkerrechtlichen Abteilung der Amtsgruppe Ausland/Abwehr, dem geheimen Nachrichtendienst der deutschen Wehrmacht unter Admiral Canaris, tätig. Im Januar 1944 wurde er von der geheimen Staatspolizei verhaftet und am 11. Januar 1945 von dem Volksgerichtshof unter dem Vorsitz Roland Freislers zum Tode verurteilt, weil er mit anderen darüber nachgedacht hatte, wie ein sich auf sittliche und demokratische Grundsätze besinnendes Deutschland in einer Zeit nach Hitler entstehen könnte. Am 23. Januar 1945 wurde er in Berlin-Plötzensee erhängt.
Mit der Verlegung Moltkes aus dem Zellenbau des Konzentrationslagers Ravensbrück in das Strafgefängnis Tegel am Ende des Monats September 1944 begann ein bisher unveröffentlichter Briefwechsel zwischen den Eheleuten Moltke. Der protestantische Gefängnispfarrer Harald Poelchau brachte die geheimen Briefe in die Zelle und aus der Zelle. Freya Moltke versteckte sie in Kreisau und nahm sie über Südafrika und Berlin in den sechziger Jahren fast vollständig mit nach Vermont.
Als Freya Moltke dort am Anfang des Monats Januar 2010 starb, gelangten die Brief an das Deutsche Literaturarchiv in Marbach und entstand der Gedanke einer Veröffentlichung zu ihrem hundertsten Geburtstag im März 2011. In kurzer Zeit wurde er von den Herausgebern unter vielseitiger Hilfestellung von Freunden und Helfern verwirklicht. Damit sind innerste und letzte, in der Einleitung einfühlend eingeordnete Gedanken eines großen aufrechten Deutschen in würdiger Form der Allgemeinheit so zugänglich gemacht, dass sie jedermann als vorbildliche Wegweisung dienen können.
Innsbruck Gerhard Köbler