Hecht, Michael, Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess. Die Salzstädte Lüneburg, Halle und Werl in Spätmittelalter und früher Neuzeit (= Städteforschung Reihe A, Darstellungen 79). Böhlau, Köln 2010. VIII, 377 S., Abb. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Werner Freitag angeregte und betreute, während der Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl geschaffene, im Sommersemester 2008 von der philosophischen Fakultät der Universität Münster angenommene, vom Sonderforschungsbereich 496 symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme geförderte Dissertation des Verfassers. Sie behandelt das wichtige und auch bereits vielfach erörterte Thema der Patriziatsbildung in mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Städten. Schon zu Beginn stellt der Bearbeiter allerdings fest, dass die historische Forschung die Frage, wer in der vormodernen Stadt als Patrizier zu bezeichnen ist, bisher weitgehend ohne Berücksichtigung konkreter Einzelkonflikte zu beantworten gesucht hat.

 

Der Autor gliedert seine ansprechende Untersuchung nach theoretischen und methodischen Überlegungen und kurzer Betrachtung der einbezogenen Städte in der Vormoderne in insgesamt drei Abschnitte, wobei er mit den organisatorischen Grundlagen der Pfännerschaften beginnt. Danach ordnet er die Pfännerschaften unter den Zielsetzungen der Integration und Distinktion als institutionelle Mechanismen  in die städtische Gesellschaft ein. Schließlich ermittelt er ständische Rollen und Karrieremuster der Pfänner.

 

Insgesamt nimmt er also die Zuordnung zu den Patriziern nicht in erster Linie an Hand ökonomischer und politischer Merkmale vor. Vielmehr berücksichtigt er besonders das Selbstverständnis der Handelnden. Dabei gelangt er auf der Grundlage umfangreicher Literatur sowie archivalischer Quellen in seiner innovativen, durch einen Index der Personennamen aufgeschlossenen, ältere Erkenntnisse ergänzenden  Arbeit zu ansprechenden Erkenntnissen darüber, wie die Pfänner in Lüneburg, Halle und Werl als Inhaber von Salzsiederechten ihre soziale Sonderstellung auf vielfältige Art und Weise zu wahren und zu sichern versuchten und verstanden.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler