Hawellek, Jeronimo, Die persönliche Surrogation. Eine vergleichende Untersuchung von Rechtsübergängen zu Regresszwecken in Deutschland, Spanien und England (= Studien zum ausländischen und internationalen Privatrecht 248). Mohr (Siebeck), Tübingen 2010. XXIV, 463 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Jürgen Basedow angeregte und betreute, im Wintersemester 2008/2009 von der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Hamburg angenommene Dissertation des 1976 geborenen, in Hamburg ausgebildeten und seit 2007 als Richter in Hamburg tätigen Verfassers. Sie geht davon aus, dass sich in den gesetzgebenden Organen der Europäischen Gemeinschaft (oder Europäischen Union) seit einigen Jahren der politische Wille abzeichnet, von der bisherigen durch die beschränkten Zuständigkeiten verursachten sektoriellen, an Verbraucherschutzgesichtspunkten orientierten Regelungstechnik zu einer allgemeineren systembildenden Gestaltung des Privatrechts überzugehen, an deren Ende vielleicht ein europäisches Zivilgesetzbuch stehen könnte. Als Felder einer systematischen Vereinheitlichung werden dabei etwa das allgemeine Vertragsrecht, einzelne Vertragstypen, das Rechts der Kreditsicherheiten, das Bereicherungsrecht und das Deliktsrecht behandelt, weil für eine europäische Zuständigkeit eine Erforderlichkeit zur Verwirklichung des Binnenmarkts gegeben sein muss, wofür wiederum grenzüberschreitende Vorgänge notwendig sind.

 

Für eine angestrebte Rechtsvereinheitlichung ist dabei eine wissenschaftliche Vorbereitung sinnvoll. Zu diesem Zweck will der Verfasser für die persönliche Surrogation einen Beitrag zur Erarbeitung europäischer Rechtsprinzipien für den Derivativregress ermitteln.  Ausgehend von den Rechtsfiguren des römischen Rechts stellt er dementsprechend Surrogationsfälle und die dahinter stehenden Rechtsvorstellungen im deutschen, spanischen und englischen Recht dar.

 

Die historische Entwicklung der Surrogation führt er in seinem ersten kurzen Teil der Arbeit mit der vorliegenden romanistischen Literatur auf das beneficium cedendarum actionum und die successio in locum creditoris im römischen Recht sowie ihre spätere Rezeption zurück. Danach betrachtet er sorgfältig das Vorkommen und die rechtliche Konstruktion der Surrogation im deutschen Recht mit seinem häufigen gesetzlichen Forderungsübergang, im spanischen Recht und im englischen Recht, den Zeitpunkt und den Umfang der Surrogation sowie den Einfluss der Parteien auf die Surrogation. Am Ende fasst er seine vielfältigen Erkenntnisse zusammen, gibt in einem Anhang wichtige Quellen des spanischen, englischen und europäischen Rechts wieder und schließt seine gelungene Studie über den Regressbedarf nach einer Zahlung mit einem angemessenen Sachverzeichnis ab.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler