Gehler, Michael, Europa. Ideen, Institutionen, Vereinigung. Olzog, München 2010. 750 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1962 in Innsbruck geborene Verfasser wurde nach dem Abitur in Neustadt bei Coburg in Bayern und dem Studium von Geschichte und Germanistik in Innsbruck 1999 habilitiert und 2006 an die Universität Hildesheim berufen. Er hat insgesamt eine Vielzahl von Werken zur österreichischen, deutschen und europäischen Zeitgeschichte veröffentlicht. In einer umfangreichen Gesamtdarstellung greift er  im vorliegenden Werk bis zu den Anfängen zurück, die auf der Umschlagseite vielleicht durch das Jahr 800 veranschaulicht werden sollen.

 

Dementsprechend gelangt die Spurensuche von der Antike als dem kulturellen Ausgangspunkt über Rom, Christen, Juden und Zionisten sowie Karl den Großen, das Reichskammergericht, Domschulen, Klöster und Universitäten als Prägestätten von Geist und Wissen rasch zu historischen Europa-Ideen Dantes, Dubois’, Georg Podiebrads, Sebastian Münsters, Erasmus’ von Rotterdam, Althusius’, Sullys, Penns, Leibniz’, Saint Pierres und Rousseaus, Kants, Giuseppe Mazzinis und Victor Hugos, Constantin Frantz’, Lenins, Naumann, Coudenhove-Calergis, Mayrischs, Briands und Churchills bis zur Fusion der Souveränität durch Institutionen der Supranationalität. Hier beginnt dann der Weg vom Europa der Institutionen zur Vereinigung des Kontinents in bisher 15 kleinen Schritten, die der Verfasser sorgfältig und detailliert nachzeichnet. Die nicht ausdrücklich gegenüber einer ersten Auflage des Jahres 2005 gekennzeichnete Neuauflage ergänzt und aktualisiert den Text.

 

Insbesondere sind Erasmus von Rotterdam, Leibniz und Lenin einbezogen und der Haager Gipfel des Jahres 1969 und die Balkankrisen und Balkankriege zwischen 1991 und 1999 verstärkt berücksichtigt. Unverändert ist das Gesamtziel, die Hintergründe und Zusammenhänge zwischen den älteren Europaideen und den nach 1945 verwirklichten Einrichtungen (Institutionen) aufzuzeigen( und vielleicht bis 2020 eine Vereinigung vorherzusehen). Dies ist dem Verfasser offensichtlich in gut lesbarer Form eindrucksvoll gelungen.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler