Gedenkstätten des NS-Unrechts und Bundeswehr. Bestandsaufnahme und Perspektiven, hg. v. Wrochem, Oliver von/Koch, Peter. Schöningh, Paderborn 2010. 253 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Nach den Schulklassen stellt die Bundeswehr nicht ganz unerwartet in den meisten deutschen Gedenkstätten an Opferorten wie Täterorten der nationalsozialistischen Herrschaft die größte institutionelle Besuchergruppe dar. Dies brachte den inzwischen verstorbenen ehemaligen Leiter des Studienzentrums der Konzentrationslagergedenkstätte Neuengamme 2005 auf den Gedanken, das bisher weitgehend unerforschte Verhältnis beider Einrichtungen zueinander zu ermitteln. Die zu diesem Zweck geplante Tagung fand in Herbst 2007 in Hamburg statt.
Die in diesem Zusammenhang erstatteten 17 Beiträge stellt der vorliegende Band der Öffentlichkeit vor. Sie sind in drei Abteilungen gegliedert, die Herausforderungen und Konfliktlinien, die historisch-politische Bildung und die Arbeit an Gedenkstätten von und mit Bundeswehrgruppen betreffen. Leider sind sie nicht durch ein Register erschlossen.
Die in diesen Zusammenhängen insgesamt von den engagierten Tagungsteilnehmern vorgetragenen Gedanken sind weitgespannt und anregend. Außer Neuengamme treten dabei etwa das Ehrenmal der Bundeswehr, der Sinn, Soldat zu sein, die Gedenkstätte Fünfeichen, das Konzentrationslager Dachau oder die militärischen Schlüsselbegriffe Treue und Kameradschaft im Selbstverständnis der SS besonders ins Blickfeld. Zusammenfassend ergibt sich als allgemeine Einsicht, dass es nicht nur auf die äußerliche Gestaltung der Erinnerungsorte ankommt, sondern auch auf die inhaltliche Art und Weise der dauerhaften und möglichst professionellen Vermittlung der dort veranschulichten Vergangenheiten in die Gegewart der heutigen Gesellschaft.
Innsbruck Gerhard Köbler