Frankfurt im Schnittpunkt der Diskurse. Strategien und Institutionen literarischer Kommunikation im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. v. Seidel, Robert/Töpfer, Regina (= Zeitsprünge. Forschungen zur frühen Neuzeit 14 [2010], Heft 1/2). Klostermann, Frankfurt am Main 2010. 250 S.
An der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit schuf die steigende Zahl der in einem begrenzten Raum zusammenlebenden Menschen in der Stadt zu einem neuen Bedarf an pragmatischer Schriftlichkeit. Er war bisher für die Reichsstadt Frankfurt am Main nicht gesondert untersucht. Aus diesem Grunde fand vom 9. bis 10. Oktober 2008 eine am Institut für deutsche Literatur und ihre Didaktik der Universität Frankfurt am Main in Verbindung mit dem Zentrum zur Erforschung der frühen Neuzeit veranstaltete Tagung über literarisches Leben statt, an der sich Germanisten, Judaisten, Historiker, Kunsthistoriker und Pädagogen beteiligten.
Die zugehörigen 18 Beiträge werden im vorliegenden Sammelband der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei wurden vier Abteilungen gebildet. Sie betreffen Literaturrezeption (Leser und Besitzer), Aufführungstradition (Spiel und Drama), Literaturproduktion (Messe und Buchdruck) und literarische Repräsentation (Selbt- und Fremdbilder).
Dabei beginnt Christoph mit dem anfangs sehr wenig ausgeprägten literarischen Profil Frankfurts im ausgehenden Mittelalter. Tina Ternahe zeigt dann aber Frankfurts Aufstieg zur Druckmetropole des 16. Jahrhunderts (Christian Egenolff, Sigmund Feyerabend), die noch heute in der Frankfurter Buchmesse nachwirkt. Insgesamt entsteht hierbei über Bürgerbibliotheken, Passionsspiele, jüdische Theaterkultur, Schwankbücher, die Historia von D. Johann Faust, Matthäus Merian, Historiographie, Frühhumanismus und Ständesatire ein vielseitiges literarisches Profil einer lange einer Universität entbehrenden deutschen Handelsstadt, das durch ein Register von Adelmann von Adelmannsfelden bis Zwingli erschlossen wird.
Innsbruck Gerhard Köbler