Ferk, Janko, Brief an den Staatsanwalt. Edition Atelier, Wien 2008. 86 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Sankt Kanzian am Klopeiner See 1958 geborene, nach dem Studium der Rechtswissenschaft, deutschen Philologie und Geschichte in Wien als Richter des Landesgerichts Klagenfurt und als Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Universität Klagenfurt wirkende Verfasser ist seit 1981 (Der verurteilte Kläger) literarisch tätig und hat etwa 1999 den Titel Recht ist ein Prozess - über Kafkas Rechtsphilosophie vorgelegt. Von ihm auf das schmale Werk eigens aufmerksam gemacht, hat der Herausgeber auch Interessenten für den Band gefunden. Da ihm der Erhalt eines Rezensionsexemplars aus unbekannten Gründen leider nicht gelang, muss er nach Ausleihe wenigstens in einigen Zeilen auf den Recht und Literatur vereinigenden Band aufmerksam machen.

 

Vom Verfasser selbst ist das mit einem Akt einer Justizia geschmückte Buch als eine forensische Novelle charakterisiert, die sich von Montesquieu, John Rawls und Sándor Márai angesprochen fühlt. Es beginnt mit der Anrede Sehr geehrter Herr Staatsanwalt und endet mit der Feststellung; was uns zerstört, ist der Wunsch nach Zerstörung. Dazwischen versucht der Schreiber die Aufnahme eines Verständnis erheischenden Bezugs zu einem Staatsanwalt mittels eines einzigen langen Briefes.

 

Der sechsunddreißigjährige Schreiber ist an einem Septembertag von Schergen oder Helfershelfern, Bütteln oder Mitmachern des Staatsanwalts festgenommen worden und bestreitet eine nicht näher genannte Tat, deretwegen ihn der Staatsanwalt für einen arbeitsscheuen Betrüger, hinterhältigen Fälscher, mitleidlosen Räuber und kalten Mörder hält, nicht, hat aber nichts aus bösem Willen getan und will nur seine Geschichte, die er hat, erzählen.. Ausgehend von der elterlichen Herkunft entspinnt er literarisch eine zeitlose zarte Liebesgeschichte, die rechtsgeschichtlich am ehesten die Vorstellung eines gegenwärtigen österreichischen Juristen über das heutige Strafverfahren dokumentiert.

 

Innsbruck                                Gerhard Köbler