Faulwetter, Stephan, Von der Zunft zur Handelskammer. Zur Entwicklung des Gewerberechts in thüringischen Staaten (= Rechtshistorische Reihe 422). Lang, Frankfurt am Main 2011. XLVIII, 394 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Arbeit ist die von Gerhard Lingelbach betreute, im Jahre 2010 von der Jenaer rechtswissenschaftlichen Fakultät angenommene Dissertation des 1979 geborenen, als Rechtsanwalt in Weimar tätigen Verfassers. Ihr Ziel besteht, wie der Verfasser in seinem kurzen Vorwort ausführt, darin aufzuzeigen, dass zwischen der Einführung der Gewerbefreiheit und dem Entstehen der Handelskammern ein Bezug besteht, bzw. Geschichte und Wesen der Handelskammern im Zusammenhang mit der Gewerbefreiheit zu untersuchen. Die Entwicklung des Gewerberechts in dem Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha und das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach wurden nach den Worten des Verfassers einerseits auf Grund ihrer industriellen und gewerblichen Stärke sowie andererseits wegen ihrer Größe in dem thüringischen Staatenverbund als Schwerpunkt ausgewählt, da Eisenach, Gotha und Jena sowie die preußischen Gebiete im 19. Jahrhundert Zentren der gewerblichen Entwicklung in Mittelthüringen bildeten.
Gegliedert ist die Untersuchung in sechs Kapitel, von denen das erste Kapitel im Eingang Gewerbe aus heutiger Sicht als Betriebe versteht, deren Tätigkeiten - anders als beim Handel - im Be- und Verarbeiten bestimmter Grundstoffe besteht. Hier bringt der Verfasser eine Fußnote an, für die man eigentlich einen Literaturhinweis als Beleg erwartet. In der Anmerkung findet sich freilich als Inhalt nur die Wendung: Daher auch die Bezeichnung „produzierendes Gewerbe“.
Danach geht der Verfasser zur Gewerbefreiheit und dem Entstehen der Handelskammern in Preußen über und greift dabei auf die Ursprünge zurück. In der Folge untersucht er die Entstehung der Handelskammer im Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha sowie die Gewerbegerichte und fasst seine Ergebnisse im sechsten Kapitel zusammen. Insgesamt ein fleißiger, auch Ungedrucktes verwertender, Satzzeichen einigermaßen individuell setzender Versuch, der die gewerbliche Entwicklung als Grund für eine neue, nur mit einer Zwangsmitgliedschaft erfüllbare Wirtschaftsverwaltung ermittelt.
Innsbruck Gerhard Köbler