Englerth, Markus, Der beschränkt rationale Verbrecher. Behavioral Economics in der Kriminologie (= Kriminalwissenschaftliche Schriften 28). LIT, Münster 2010. XII, 452 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Die Arbeit ist die von Christoph Engel betreute, vom Cusanuswerk und der Konrad-Redeker-Stiftung unterstützte, 2010 an der Universität Bonn angenommene Dissertation des während des Studiums von Recht und Wirtschaft in Bonn und London bei seinem Doktorvater als wissenschaftliche Hilfskraft und danach von 2006 bis 2008 als Mitarbeiter des Bundestagsabgeordneten Werner Hoyer tätigen Verfassers. Sie wagt sich nach dem kurzen Vorwort auf bisher weitgehend unerschlossenes Gebiet. Sie will einen Beitrag zur ökonomischen Analyse kriminellen Verhaltens liefern und verfolgt dabei die Frage, in wie weit es sinnvoll ist, kriminelles Verhalten als „rational“ im Sinne der ökonomischen Theorie zu erklären.

 

Zu diesem Zweck gliedert der Verfasser nach einer kurzen Einführung in Ökonomik und Kriminalität, Themenbestimmung und Vorgehensweise sowie Thesen seine Untersuchung in zwei Teile. Zunächst betrachtet der die Ökonomik der Kriminalität von ihren historischen Ursprüngen in der klassischen Schule der Kriminologie bis zur Wiederentdeckung im 20. Jahrhundert. Danach behandelt er die Verhaltensökonomik des Verbrechens.

 

Insgesamt geht der Verfasser von Gary S. Beckers rationaltheoretischem  Ansatz zum Verständnis kriminellen Verhaltens aus und verfolgt dessen anschließende Entwicklung vor allem auch im deutschsprachigen Raum. Dabei bejaht er wesentliche Erkenntnisfortschritte. Von daher bedauert er es, dass die Kriminologie bislang weitgehend darauf verzichtet hat, sich das Instrumentarium der Verhaltenökonomik zu Nutze zu machen, so dass man ihm nur eine Veränderung dieser Lage durch seine Ausführungen wünschen kann.

 

Innsbruck                                                                                                       Gerhard Köbler