Die deutsche Nation im frühneuzeitlichen Europa. Politische Ordnung und kulturelle Identität?, hg. v. Schmidt, Georg (= Schriften des Historischen Kollegs 80). Oldenbourg, München 2010. XIII, 344 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Alsfeld 1951 geborene, nach dem Studium der Geschichte, Politik und Pädagogik in Gießen und Tübingen 1982 bei Volker Press in Tübingen mit der Dissertation mit dem Titel Der Städtetag in der Reichsverfassung (1984) promovierte, 1989 mit der Arbeit Der Wetterauer Grafenverein habilitierte, 1993 zum Universitätsprofessor für Geschichte der frühen Neuzeit am Historischen Institut der Universität Jena ernannte Herausgeber war im Kollegjahr 2007/2008 mit Albrecht Cordes, Jörg Fisch, Jan Plamper und Martin Wrede Stipendiat des 2000 begründeten, von Staat und Stiftungen finanzierten Historischen Kollegs in München. Den Obliegenheiten der Stipendiaten gemäß hat er aus seinem Arbeitsbereich ein wissenschaftliches Kolloquium gehalten, das vom 13. bis zum 15. März 2008 stattfand. Die Ergebnisse sind im vorliegenden Band veröffentlicht.

 

Ausgehend von Lessing generalisiert der Herausgeber in seiner Einführung sein von ihm thematisiertes Problem in der Frage: Haben sich die Menschen in der frühen Neuzeit „nur“ in ihrem Stand, in ihrer Konfession, in ihrem Geschlecht oder ihrer Heimat bestimmt oder auch als deutsch? Damit will er die Lücke schließen, die sich daraus ergibt, dass die frühneuzeitliche deutsche Nation trotz des hohen Aufkommens des Wortes deutsch selten ein Thema der deutschen Geschichtsschreibung war. Dem sollen die in vier Blöcke gruppierten 15 Tagungsbeiträge dienen.

 

Sie beziehen sich zunächst auf Binnensichten mit Bezug auf Österreich, die Reichsverteidigung, den Reichspatriotismus und Rückblicke aus dem 19. Jahrhundert auf föderative Nation, kulturelle Identität und politische Ordnung sowie auf Außensichten bezüglich der russischen Ostseeprovinzen, Polen und Frankreich. Danach wird die Frage distinkt oder übergreifend gestellt und mit Adel, kultureller Toleranz, Frauenzimmerlexika und Christentum verknüpft. Am Ende des vielfältige neue Einsichten vermittelnden Bandes werden Gottsched, das Musiktheater und deutscher Barock wie Barock in Deutschland angesprochen.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler