Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch
das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945, Band 7 Sowjetunion mit
annektierten Gebieten 1. Besetzte sowjetische Gebiete unter deutscher
Militärverwaltung, Baltikum und Transnistrien, bearb. v. Hoppe, Bert/Glass,
Hildrun. Oldenbourg, München 2011. 896 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch
das nationalsozialistische Deutschland 1933-1945 ist ein wissenschaftliches
Großdokumentationsprojekt, das auf insgesamt 16 Bände ausgelegt ist (Deutsches
Reich 3, Polen, West- und Nordeuropa 2, Deutsches Reich und Protektorat 2,
Sowjetunion mit annektierten Gebieten 2, Polen Generalgouvernement, Polen
eingegliederte Gebiete, Slowakei, Rumänien, Bulgarien, Südost- und Südeuropa,
Ungarn, das KZ Auschwitz und die Zeit der Todesmärsche). Hiervon sind Band 1 im
Januar 2008, Band 2 im Oktober 2009, Band 4 im Februar 2011 und Band 7 wohl vor
wenigen Monaten erschienen. Die beiden letzten Bände hatten auch rasch
sachkundige Interessenten gefunden, doch war die Lieferung eines
Rezensionsexemplars nicht möglich, so dass der Verfasser auf Grund einer
Ausleihe des Bandes 7 wenigstens in wenigen Zeilen auf das bedeutende Vorhaben
hinweisen muss.
Vorangestellt ist der Edition nach einem Vorwort des Herausgeberkreises und einer editorischen Vorbemerkung eine rund 75 Seiten umfassende Einleitung. Sie setzt mit dem Satz ein, dass mit dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am Morgen des 22. Juni 1941 der größte Vernichtungskrieg der Neuzeit begann(, dem bei einer Gesamtzahl von mindestens 2,5 Millionengestorbener bzw. getöteter Juden wohl Mittelalter und Altertum quantitativ nicht viel Vergleichbares zur Seite zu stellen haben).. Danach werden behandelt die vergleichsweise spät in das russische Reich gelangten Juden, die Juden in der Sowjetunion, die Juden in den sowjetisch annektierten Gebieten 1939-1941, Evakuierung und Flucht, der Krieg gegen die Sowjetunion, der Judenmord in den Gebieten unter deutscher Militärverwaltung, der Judenmord in Gebieten unter deutscher Zivilverwaltung Baltikum, Gebiete unter rumänischer Zivilverwaltung Transnistrien, die Juden unter Besatzung und die Reaktionen in der Besatzungsgesellschaft und im Ausland, wobei einleuchtend darauf hingewiesen wird, dass die westlichen Regierungen und ihre Geheimdienste an den Massenverbrechen nur mäßig interessiert waren, weil sie in Regionen lagen, die weit ihrer Interessensphären lagen.
Die anschließende aufklärende und bedrückende Quellendokumentation des Schreckens umfasst 332 ganz unterschiedliche, das gesamte Handeln aus verschiedenster Sicht beleuchtende, persönliche und behördliche, überwiegend bisher unveröffentlichte Dokumente von durchschnittlich zweiseitiger Länge. Sie beginnt mit der Besprechung Görings und Heydrichs am 26. März 1941 über die „Lösung der Judenfrage“ und die Kompetenzen des zukünftigen Ostministers. Am Ende des damit geplanten grauenvollen Gemetzels an unschuldigen Menschen mit seiner eigenartigen Mischung von Verbrechen und Verwaltung berichten zwei Jüdinnen am 9. Mai 1944 über das Leben im Getto und im Konzentrationslager in Transnistrien.
Innsbruck Gerhard Köbler