Die Urkunden des Stifts Buchau. Regesten 819-1500, bearb. v. Seigel, Rudolf/Stemmler, Eugen/Theil, Bernhard (= Inventare der nichtstaatlichen Archive in Baden-Württemberg 36). Kohlhammer, Stuttgart 2009. 728 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Auf der Halbinsel im Federsee gründeten um 770 der aus Moselfranken stammende Graf Warin und seine vom Herzog Hildebrand von Spoleto abstammende Gemahlin Adelinde  ein Frauenkloster, dessen anfänglicher Status wegen der spärlichen Überlieferung nicht sicher bestimmt werden kann. Seit 1347 hatte die Äbtissin fürstlichen Rang. 1803 fiel das freiweltliche adlige Reichsstift mit seinem zwischenzeitlich erworbenen kleinen Herrschaftsgebiet an Thurn und Taxis und wurde unter seiner Auflösung mit der Reichsstadt Buchau zu einem Oberamt zusammengeschlossen, das 1806 an Württemberg und damit 1951/1952 zu Baden-Württemberg kam.

 

Dabei wurde das Archiv des Stiftes bereits im 19. Jahrhundert zerschlagen, so dass sich das Schriftgut in der Gegenwart zum größten Teil im Staatsarchiv Sigmaringen, aber auch teilweise im Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv Regensburg und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet. Im Staatsarchiv Sigmaringen liegt seit Langem ein Arbeitsschwerpunkt in der Erschließung der ihm von den Fürsten von Thurn und Taxis anvertrauten Überlieferung der fürstlichen Herrschaften in Oberschwaben. Nachdem im Zuge der entsprechenden Arbeiten 1992 die Regesten der Urkunden der Grafschaft Friedberg-Scheer und 2005 die Regesten zu den Urkunden des Reichsstifts Obermarchtal veröffentlicht worden waren, liegt nunmehr in erfolgreicher Rekonstruktion des alten Urkundenbestands ein weiterer sehr gewichtiger Band vor.

 

In seiner ansprechenden Einleitung behandelt Rudolf Seigel unter hilfreicher Beigabe von 25 Abbildungen die Geschichte des Stifts, die Registratur und das Archivwesen, das Archiv und die Erschließung des Bestands Dep. 30/14 Stift Buchau im Staatsarchiv Sigmaringen. Die Regesten setzen mit dem 22. Juli 819 ein, sind mit der dritten Nummer bereits im 13. Jahrhundert und bieten bis zum Ende des Mittelalters insgesamt 1041 Stücke. Ein fast 70-seitiger Orts- und Personenindex schließt das einladend gestaltete, mit einer Abbildung aus Matthäus Merians Topographia Sueviae von 1643 geschmückte Werk für alle Freunde Buchaus vorteilhaft für hoffentlich lange Zeit auf.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler