Der Südwesten im Spiegel der Namen. Gedenkschrift für Lutz Reichardt, hg. v. Greule, Albrecht/Hackl, Stefan (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B Forschunten 184). Kohlhammer, Stuttgart 2011. VIII.263 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der am 29. April 2009 verstorbene Lutz Reichardt, ehemals Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Stuttgart, war bereits in seiner von Joachim Göschel in Marburg betreuten Dissertation über die Siedlungsnamen der Kreise Gießen, Alsfeld und Lauterbach in Hessen mit den Ortsnamen in Berührung gekommen. Dem folgten seit 1982 Ortsnamenbücher über die Kreise Esslingen, Stuttgart/Ludwigsburg, Böblingen, Göppingen, Heidenheim, Tübingen, Reutlingen, den Rems-Murr-Kreis, den Ostalbkreis und den Alb-Donau-Kreis mit Ulm, die er 2003/2004 durch ein dialekthistorisches Register verband: In Würdigung dieser vorbildlichen Leistungen fand am 10. Dezember 1999 in Stuttgart ein Festkolloquium statt und verabredeten sich Freunde und Bewunderer zu einer inhaltsreichen Gedenkschrift, die Bilanz über die Geschichte, den Stand und die Planungen der südwestdeutschen Ortsnamenforschung zieht.

 

Von den insgesamt 18 Beiträgen beginnt Martina Winner mit einer sachkundigen Übersicht über Baden-Württemberg in Ortsnamenbüchern, während Anja Makrutzki und Jörg Riecke das Projekt eines südwestdeutschen Ortsnamenatlasses skizzieren und Wolfgang Janka Anmerkungen zur Gestaltung von Namenartikeln in historischen Ortsnamenbüchern insgesamt vorlegt. Weitere Beiträge betreffen einzelne Orte wie Heidelberg, Keltern, Neulingen, Remchingen, Straubenhardt, Zürich, Birtis, Rattis oder Rämpis , einzelne Landstriche wie Mittelbaden, das badische Hanauerland, das Elztal und obere Kinzigtal oder den Landkreis Neu-Ulm, besondere Namenbestandteile wie (h)lar, heim oder Personennamen und Sonderfragen wie Fernwegenamen, Wüstungsflurnamen oder Familiennamen. Einrahmende Ausläufer reichen sogar bis zu Mercedes und dem Markennamen Uhu.

 

Insgesamt wird auf diese Weise sehr deutlich, was Lutz Reichardt bereits als Einzelner geleistet hat, was aber auch allgemein noch zu tun bleibt. Viele Projekte gehen von vielen Einzelheiten kleinerer Bereiche aus, während größere Zusammenfassungen sich naheliegenderweise auf besonders wichtig Erscheinendes beschränken. Damit bleibt auch mehr als hundert Jahre nach Ernst Förstemann noch immer Platz für ein umfassendes Geschichtliches Ortslexikon Deutschlands im Internet, wie es nach einem Historischen Lexikon deutscher Länder trotz aller dabei noch gegebener Unvollkommenheit hoffentlich bald in einem ersten Arbeitsschritt vorgestellt werden kann.

 

Innsbruck                                                                        Gerhard Köbler