KöblerDaviesdiegroßekatastrophe20111030 Nr. 13831 ZRG GA 129 (2012) 70

 

 

Davies, Norman, Die große Katastrophe. Europa im Krieg 1939-1945, aus dem Englischen v. Stadler, Harald.Droemer/Knaur, München 2009. 847 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der in Bolton in Lancashire 1939 geborene, in Oxford in Geschichte ausgebildete, durch eine Visaverweigerung der Sowjetunion zunächst auf Polen verwiesene, deswegen in Krakau 1973 mit einer Untersuchung über die britische Außenpolitik gegenüber Polen 1919-1920 (mit dem sachlichen Inhalt des von der Sowjetunion verleugneten sowjetisch-polnischen Krieges) promovierte, bis 1996 an der University of London tätige Verfasser ist vor allem durch eine 1981 erschienene zweibändige Darstellung der Geschichte Polens bekannt geworden. Dem folgten Untersuchungen über die Geschichte Europas (1996) und der britischen Inseln (1999), die besonderes Gewicht auf die Einbeziehung der Randgebiete legten. Sein Werk über die große Katastrophe erschien im Original 2006 unter dem Titel Europe at War (1939-1945) - No Simple Victory.

 

Es gliedert sich insgesamt in sieben Abschnitte. Sie gehen von fünf Faktoren aus, behandeln die Kriegführung (Kampfhandlungen in Europa), die Politik (vor, im und nach dem Krieg), die Soldaten und Zivilisten zwischen Leben und Tod, und die Darstellungen des zweiten Weltkriegs in Medien, Künsten und in der Geschichtsschreibung. Am Ende werden uneindeutige Schlüsse behandelt.

 

Insgesamt versucht der Verfasser eine eigenständige Stellungnahme gegenüber bisher überwiegenden Vorstellungen. Zu diesem Zweck betont er das Bündnis Stalins mit Hitler, das beiden die Aufteilung und Besetzung Polens ermöglichte. Außerdem hebt er, was andernorts aber auch bereits geschehen ist, die besondere Bedeutung des Ostens für den Ausgang des Zweiten Weltkriegs hervor, so dass der gewichtige, mit Bildern, Anmerkungen, Bibliographie und Register ausgestattete Band den Krieg in Europa zwar mit anerkennenswertem Aufwand einleuchtend beschreibt, letztlich aber doch nicht grundlegend neu erklären kann.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler