Dalos, György, 1956. Der Aufstand in Ungarn. Deutsche Bearbeitung v. Zylla, Elsbeth. Beck, München 2006. 246 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Ungarn unter die Herrschaft der Kommunistischen Partei. Geleitet vom Wunsch nach demokratischen Veränderungen  führten die Studenten der Universitäten in Budapest am 23. Oktober 1956 eine friedliche Großdemonstration gegen die bestehenden Verhältnisse durch. In die schnell wachsende Menge ließ die Regierung am Abend schießen, woraufhin ein bewaffneter Kampf ausbrach.

 

Der sich dieser Ereignisse annehmende ungarische Schriftsteller Gyorgy Dalos wurde in Budapest 1943 geboren, war demnach zu diesem Zeitpunkt 23 Jahre alt. Er hatte seine Kindheit nach dem Tode seines aus jüdischer Familie stammenden, 1945 an den Folgen eines Arbeitslagers sterbenden Vaters bei seiner Großmutter verbracht. Später studierte er von 1962 bis 1967 in Moskau Geschichte, arbeitete als Museumswissenschaftler in Budapest, wurde 1968 wegen maoistischer Umtriebe zu sieben Monaten Haft mit Bewährung verurteilt, arbeitete nach Berufsverbot als Übersetzer, nahm 1977 an der Begründung der demokratischen Oppositionsbewegung in Ungarn teil, wechselte in den Westen und lebte seit 1987 als freier Publizist in Wien und in Berlin. Nach einem Gedichtband des Jahres 1964 ist er durch zahlreiche zwischen Roman und Wissenschaft vermittelnde Darstellungen hervorgetreten.

 

Nach einer kurzen Einleitung behandelt sein den Aufstand in Ungarn im Jahre 1956 erfassendes, mit einem Wetterbericht in einer Gewerkschaftszeitung vom Ende Oktober beginnendes Werk den Versuch einer Rückblende, die Genesis eines Kriegszustands, das blutige Patt, den Aufstand der Namenlosen und die Ergebung der Regierung gegenüber dem Volk. Das daraus entstehende Gleichgewicht ist jedoch labil und nach einer kurzen Gnadenfrist tobt über Ungarn ein Wirbelsturm, der den Aufstand zerbricht und trotzdem die ungarische Frage bestehen lässt. Verknüpft mit zahlreichen Nachrichten und persönlichen Erlebnissen schildert der Verfasser das dramatische Geschen dieser Tage und rundet seine persönliche Darstellung mit einer kurzen Zeittafel einer einseitigen Quellenauswahl und einem Personenregister von Achille van Acker bis zu László Zólomy ab.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler