Contracts for a
Third-Party Beneficiary. A Historical and Comparative Account, hg. v. Hallebeek,
Jan/Dondorp, Harry (= Legal History Library 1). Brill , Leiden 2008.
VIII, 171 S. Besprochen von Filippo Ranieri.
Der Vertrag
zugunsten Dritter verdankt seine endgültige Anerkennung im modernen Recht den
neueren kontinentalen Zivilrechtskodifikationen. Auch im englischen Common Law
erlangte diese Rechtsfigur erst im Jahre 1999 dank einer spezifischen
gesetzlichen Regelung Akzeptanz. Den historischen und rechtsvergleichenden Aspekten
dieser Entwicklung ist der vorliegende Sammelband gewidmet. Er ordnet sich in die
reiche Literatur ein, die zu diesem Thema in den letzten Jahren bereits
erschienen ist. Erwähnt seien
hier J. Hallebeek, Contracts for a third-party beneficiary: a brief sketch from
the Corpus Iuris to present-day civil law, in: Fundamina (University of South Africa),
2007, Bd. 13, no. 2, S. 12-32 und, vor allem, Eltjo J. H. Schrage (Ed.), Ius
quaesitum tertio. (Comparative Studies in Continental and Anglo-American Legal
History Bd. 26), Berlin 2008 (siehe hier, gerade aus der Feder der Herausgeber
unseres Bandes, J. Hallebeek, Ius quaesitum tertio in medieval Roman law, S.
61-107; H. Dondorp, Ius quaesitum tertio in medieval Canon law, S. 109-133). Das
hier angezeigte Buch hat bereits eine sehr positive Stellungnahme von W. Swain,
in: Edinburgh Law Review Bd. 13 (2009), S. 350-351 erfahren. Einiges sei nun zu
Struktur und Inhalt des Sammelbandes mitgeteilt. Er besteht aus einer
Einleitung und sieben Kapiteln. Aus der Feder des ersten Herausgebers Jan
Hallebeek, Professor für Europäische Rechtsgeschichte an der Freien Universität
Amsterdam, stammen die Einführung (S. 1-5) und die ersten zwei Kapitel. Im
ersten Kapitel (S. 7-20) werden die römisch-rechtlichen Hintergründe des Themas
geschildert. Im Vordergrund
steht hier das Festhalten der römischen Quellen am Grundsatz „alteri stipulari nemo potest“
(I. Roman Law; 1.1 introduction; 1.2 Justinian’s Institutes: alteri
stipulari nemo potest; 1.3 classical Roman law: alteri stipulari dari
nemo potest; 1.4 later developments; 1.5 the stipulator has an interest
himself; 1.6 mandatum alteri and pacts in favour of a third party; 1.7
per extraneam personam nihil adquiri posse; 1.8 acquisition of remedies through
slaves and children under paternal control; and similar cases; 1.9 exceptional
cases where a third-party beneficiary has an action; 1.10 conclusion). Das
zweite Kapitel (S. 21-46) ist dem mittelalterlichen Recht und den ersten
Durchbrechungen der römischen Regel vor allem im kanonischen Recht gewidmet (II.
Medieval Legal Scholarship; 2.1
alteri stipulari nemo potest; the medieval approach in general; 2.2 the
example of Canon law; 2.3 the example of Castile; 2.5 developments in civilian
legal scholarship; 2.6 conclusions). Harry Dondorp, ebenfalls Dozent der
Rechtsgeschichte an der Freien Universität Amsterdam, verantwortet das dritte
und vierte Kapitel, wobei ersteres (S. 47-68) die wachsende Relativierung der
römischen Regel „alteri stipulari nemo potest“ in der
gemeinrechtlichen Praxis des 17. und 18. Jahrhunderts behandelt
(III. The Seventeenth
and Eighteenth Centuries; 3.1 introduction; 3.2 influence of the Canon law of
contract; 3.3 third-party rights: the Castilian alternative; 3.4 Natural law; 3.5
legal practice; 3.6 ,ius hodiernum’ and
legal scholarship; 3.7 conclusions). Das vierte Kapitel (S. 69-91) ist
um die Entwicklungen während des 19. Jahrhunderts zentriert. Hier steht
insbesondere die endgültige Anerkennung des Vertrages zugunsten Dritter bei der
Ausgestaltung der Rechtsfigur des Lebensversicherungvertrages in der deutschen
und französischen Rechtspraxis im Vordergrund. Ferner geht die Darstellung auf
die Behandlung des Vertrags zugunsten Dritter
in der Dogmatik der deutschen Pandektistik bis zu dessen Aufnahme in §
398 BGB ein (IV. The
Nineteenth Century; 4.1 introduction; 4.2 alteri stipulari; the
nineteenth century approach in general; 4.3 renewed influence of Roman law in
Germany; 4.4 renewed influence of Roman law in France; 4.5 influence of
indigenous legal practice in France and Germany; 4.6 dogmatic explanations; 4.7
life insurance and the stipulation in favour of a third party; 4.8 from the
contractual clause in the benefit of a third party to the modern third party
contract). Die Präsentation des Common Law stammt aus der Feder des englischen
Rechtshistorikers David Ibbetson, Regius Professor an der Universität Oxford. In
einem fünften Kapitel (S. 93-113) wird zunächst das Problem im historischen
Common Law präsentiert. Hier liegt der Schwerpunkt der Darstellung insbesondere
bei der Entwicklung der „privity of contract doctrine“. (V. English Law before 1900; 5.1 introduction; 5.2
formal contracts and third party rights; 5.3 informal contracts and third party
rights; 5.4 property rights; 5.5 privity of contract in the nineteenth century).
Das sechste Kapitel (S. 117-136) führt dann in das englische Recht
während des 20. Jahrhunderts ein und reicht bis zur grundlegenden Reform durch
den Contracts (Rights of Third Parties) Act 1999 (VI. English Law: Twentieth Century; 6.1
introduction; 6.2 compensatory damages and indirect enforcement; 6.3 direct
enforcement and commercial practice: complex contracts; 6.4 direct enforcement:
avoiding the effects of the restriction; 6.5 reform of the law; 6.6 the
Contracts (Rights of Third Parties) Act 1999; 6.7 Common law and Civil law). Das
siebte und letzte Kapitel (S. 137-159) aus der Feder von Hendrik Verhagen,
Privatrechtler an der Universität Nijmegen, schließt die Darstellung mit einem
rechtsvergleichenden Überblick zu den wichtigsten Aspekten des heute in Europa
geltenden Rechts auf dem Gebiet des Vertrags zugunsten Dritter (VII. Contemporary Law; 7.1 introduction; 7.2
towards a fully emancipated contract in favour of a third party; 7.3 the
intention to confer a right upon the third party; 7.4 acceptance, renunciation
and confirmation; 7.5 the identification of the third party; 7.6 content of the
stipulation for a third party; 7.7 the legal relationships between stipulator,
promisor and third party; 7.8 dogmatic explanations for the acquisition of
rights by the third party). Das Werk wird abgerundet durch umfassende
bibliographische Angaben (Bibliography, S. 161-163) und durch einen Quellen-
und Personenregister (Index of persons, S. 167-169; Index of sources, S.
170-171). Insgesamt bietet der Sammelband eine lesenswerte und reichhaltige
Einführung zum Thema aus der Perspektive des Europäischen Zivilrechts in
Geschichte und Gegenwart. Er liefert zugleich ein gelungenes Beispiel, wie
Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung verbunden werden können und sollen.
Saarbrücken Filippo
Ranieri