Collard, Franck, The Crime of Poison in the Middle Ages, übersetzt v. Nelson-Campbell, Deborah. Praeger, Westport/Connecticut 2008, VVIII, 293 S.. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser ist Professor für mittelalterliche Geschichte der Universität Paris X Nanterre und hat neben zahlreichen Artikeln 1999 das Werk Pouvoirs et culture politique dans la France médiévale und 2007 den Band Histoire d’un crime politique de l’Antiquité à nos jours vorgelegt. Sein weiteres Werk, das zunächst in seiner Muttersprache unter dem Titel Le crime de poison au moyen âge (2003) veröffentlicht wurde, hat in der Übersetzung durch Deborah Nelson-Campbell, Professorin für französische Studien an der Rice University seit 1974, das Interesse einer sehr sachkundigen Rezensentin gefunden. Da auf Grund unbekannter Umstände die Lieferung eines Rezensionsexemplars aber nicht möglich war, muss der Herausgeber wenigstens in wenigen Zeilen auf den Titel hinweisen.

 

Gegliedert ist das Werk in insgesamt sechs Abschnitte. Zunächst befasst sich der Autor mit der Giftbeibringung in den verschiedenen Quellen und weist besonders auf die Schwierigkeit der Quantifizierung des Vorkommens hin, um sich dann dem Gift als einzigartigem Werkzeug zuzuwenden. Danach stellt er soziologische Überlegungen an und fragt etwa nach dem Anteil der Frauen oder dem Vorkommen innerhalb von Familien, um danach auf dieser Grundlage zu Bewertung (abominable crime), Verfolgung Bestrafung und übergeordneten Gegebenheiten überzugehen.

 

Im Ergebnis hält er die Giftbeibringung wegen ihrer Besonderheiten für ungewöhnlich interessant (fascinating). Die ohne Blutvergießen erfolgende Giftbeibringung erweist sich als auffallender, verachteter Gegensatz zum „noble act of homicide“. In der Frühzeit wenig bezeugt, tritt sie im späteren Mittelalter an beachtlich vielen Stellen hervor, für die der Verfasser am Ende seine wichtigsten Grundlagen ebenso aufführt wie eine Bibliographie ausgewählter Literatur und ein Namensregister von Abélard bis Yolande de Nevers, so dass jeder Leser die vielfältigen Überlegungen des Verfassers überprüfen und vertiefen kann.

 

Innsbruck                                                                               Gerhard Köbler