Cavallar, Georg, Imperfect Cosmopolis - Studies in the History of International Legal Theory and Cosmopolitan Ideas (= Political Philosophy NOW). University of Wales Press, Cardiff 2011. VIII, 209 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der Verfasser ist Lehrer am Bundesgymnasium Wien 9 und Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie in der Lehrerbildung und Lehrerinnenbildung und im Europalehrgang der Universität Wien. Er ist insbesondere philosophisch ausgewiesen und hat etwa 1992 unter dem Titel Pax Kantiana eine systematisch-historische Untersuchung des Entwurfs „Zum ewigen Frieden“ (1795) von Immanuel Kant und 2002 ein Werk mit dem Titel The Rights of Strangers. Theories of international hospitality, the global community and political justice since Vitoria. Ashgate, Aldershot 2002. VIII, 421 S. vorgelegt. Dem folgte 2006 eine Untersuchung der Europäischen Union als einem Wegstück von der Utopie zur Friedens- und Wertegemeinschaft.

 

Sein neues, ebenfalls englisch verfasstes und in England verlegtes Werk befasst sich mit der unvollkommenen Natur kosmopolitischer Überlegungen ausgewählter Verfasser in der europäischen Geschichte der frühen Neuzeit. Nach einer kurzen Einleitung beginnt es mit Vitoria, Grotius, Pufendorf, Wolff und Vattel, denen gegenüber der Verfasser die Frage stellt, ob sie geistige Teilnehmer der europäischen Kolonisierung oder wahre Anhänger kosmopolitischer Gedankengänge waren. Von hier aus wendet sich der Verfasser der britischen Aufklärung zu, die er als Sieg kommerzieller Bestrebungen einordnet. Kant sieht er demgegenüber als Vertreter vertraglicher Vorstellungen an.

 

Bereits für das Ende des 18. Jahrhunderts ermittelt er die Idee einer Einheit Europa. Eine weltweite Gemeinschaft findet er dabei in Werken Pufendorfs, Vattels, Bluntschlis und Verdross`. Am Ende bietet er Schlussfolgerungen, Fußnoten, eine Bibliographie und einen Index, während eine deutsche Zusammenfassung für die deutschsprachige Leserschaft leider nicht vorgenommen wird, weshalb man den Gedankengängen nur wünschen kann, dass sie trotz dieser kleinen Unvollkommenheit möglichst viele Leser finden wird.

 

Innsbruck                                                                   Gerhard Köbler