Butschek, Felix, Österreichische Wirtschaftsgeschichte - von der Antike bis zur Gegenwart. Böhlau, Wien 2011. XVI, 616 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der in Brünn 1932 in einer deutschsprachigen Familie geborene, nach dem Studium der Rechtswissenschaft in Graz 1954 promovierte, von 1955 bis 1962 im Bundesministerium Österreichs für Soziales und als Sekretär Bundespräsident Adolf Schärfs tätige Verfasser kam ab 1962 im österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung mit dem Arbeitsmarkt und der Wirtschaftsgeschichte in Berührung. Mit der 1978 erschienenen Studie über die österreichische Wirtschaft 1938 bis 1945 wurde er an der Universität Wien habilitiert. Seitdem befasste er sich vom rechten Spektrum der Sozialdemokratie aus mit der österreichischen Wirtschaft im 20. Jahrhundert (1985), mit Europa und der industriellen Revolution (2002), mit der Industrialisierung (2004) oder mit dem Weg Österreichs vom Staatsvertrag zur Europäischen Union (2004).
Dem folgt nunmehr ein umfassender Zugriff auf die österreichische Wirtschaftsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart, bei dem man unwillkürlich auch an das privilegium maius denken könnte, nach dem ja bereits Nero das kommende Österreich vorhersah. Tatsächlich wird man aber den sehr weiten Titel nicht zu ernst nehmen dürfen, da der Verfasser nach einem Überblick über die theoretische Basis und den entwicklungsgeschichtlichen Hintergrund die Römer in Österreich übergeht, Völkerwanderung und karolingische Stabilisierung auf 6 Seiten durcheilt und nach der Epoche des Protokapitalismus sich bereits auf Seite 59 im Barock befindet. Kurz nach Maria Theresia und Joseph II. ist er dann in den vertrauten Gefilden der industriellen Revolution.
Danach wendet er sich dem Liberalismus, dem Weg in das silberne Zeitalter, dem ersten Weltkrieg, den Zwanzigerjahren der ersten Republik, der Weltwirtschaftskrise, der deutschen Okkupation, dem erfolgreichen Wiederaufbau, dem goldenen Zeitalter in Österreich, dem Nachkriegswachstum, der Ostöffnung und der Europäischen Union, der Ära Schüssel und der neuen großen Koalition, den Problemzonen der österreichischen Wirtschaft (Landwirtschaft, Verkehrspolitik, Energiepolitik, Kapitalmarkt) und der Beziehung zwischen Finanzmarktkrise und Österreich zu, deren Ende freilich heute noch nicht wirklich absehbar ist. Zum Abschluss bietet der Verfasser in seinem lesenswerten, Nachweise in den Text einfügenden, durch mehr als 100 Übersichten und 37 Abbildungen aufgelockerten, durch Namenregister und Sachregister aufgeschlossenen Werk eine Zusammenfassung mit Ausblick in die ungewisse Zukunft.
Innsbruck Gerhard Köbler