Briesen, Detlef, Das gesunde Leben. Ernährung und Gesundheit seit dem 18. Jahrhundert. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2010. 392 S. Besprochen von Gerhard Köbler.

 

Der 1957 geborene Verfasser wurde nach dem Studium 1990 in Köln mit einer Dissertation über Berlin - die überschätzte Metropole (über das System der deutschen Hauptstädte von 1850 bis 1950) promoviert und 1998 in Siegen habilitiert. Nach Tätigkeiten in Köln, Siegen und Neu Delhi wurde er 2009 Privatdozent in Gießen. Seine Habilitationsschrift betraf Warenhaus, Massenkonsum und Sozialmoral (. Zur Geschichte der Konsumkritik im 20. Jahrhundert, 2001).

 

Auch sein 2010 erschienenes Werk über das gesunde Leben behandelt einen wichtigen sozialgeschichtlichen Gegenstand, haben doch verbesserte Ernährung und umsorgte Gesundheit im Untersuchungszeitraum schätzungsweise fast eine Verzehnfachung der Weltbevölkerung zur Folge gehabt. Gegliedert ist die auf breiter Literaturgrundlage flott geschriebene, mit einem Tabellenanhang versehene Studie in acht Kapitel, die mit den Dilemmata gesunden Lebens im modernen Zeitalter beginnen und mit einem Nachschlag enden. Dabei erörtert der Verfasser die Herausbildung des modernen Gesundheitsdilemmas (von der Antike! bis zu den modernen Naturwissenschaften), gesundheitliche Revolutionen (z. B. Alkoholprohibition?, Gesundheits- und Hygienerevolution), den modernen Massenkonsum, dem die Massenernährung in Amerika von 1900 bis 1930 zu Grunde gelegt wird, goldene Zeiten (Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg) und transatlantische Partys (mit Alkohol und Rauchen), das schnelle Ende der schönen neuen Welt (Schatten auf der Lunge, die ersten? Lebensmittelskandale) und die Frage der Gesundheit durch Gesundheitspolitik (Rauchen, Alkohol).

 

Insgesamt will das Werk von den Versuchen der Menschen (wo wirklich?) in den letzten 200 Jahren (seit dem 18. Jahrhundert?) handeln, ein gesundes Leben zu führen. Ausgewählt wurden dafür die alltägliche Ernährung, das Alkoholtrinken und das Zigarettenrauchen. Trotz einzelner Fragezeichen wird man dabei uneingeschränkt der Erkenntnis zustimmen können, dass es angesichts der globalisierten Lebensmittelindustrie, für die es fraglich sein könnte, ob Tabak und Alkohol wirklich zu ihr gezählt werden sollten, unerlässlich ist, sich mit den Verlockungen des Massenkonsums (in Form von Fett und Zucker sowie Fleisch?) auseinanderzusetzen.

 

Innsbruck                                            Gerhard Köbler