Bogisch, Manfred, Die LDPD und das Ende der DDR. Karl Dietz Verlag, Berlin 2009. 175 S. Besprochen von Gerhard Köbler.
Der 1933 geborene, bereits 1952 mit Rudolf Agsten die Geschichte der Liberaldemokratischen Partei der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik behandelnde, habilitierte Historiker Manfred Bogisch war lange Mitarbeiter des Parteivorsitzenden Manfred Gerlach. Ab 10. Februar 1990 wirkte er mit Rainer Ortleb als Nachfolger Gerlachs zusammen. Er kennt also die Geschichte dieser Partei aus nächster Nähe und hat sich vielfach mit ihr, aber auch mit Martin Luther und deutschen Demokraten zwischen 1830 und 1945 befasst.
Sein mit einem Geleitwort des Vorsitzenden des Vorstands der Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg e. V. versehenes Taschenbuch setzt mit dem 8. Oktober 1989 und dem Beschluss eines Sofortprogramms zur Demokratisierung der DDR ein. Danach greift der Verfasser auf die 80er Jahre zurück, in denen nach seinen Erkenntnissen auf der Grundlage eines Manuskripts Manfred Gerlachs die Blockpartei um Eigenständigkeit zu ringen begann. Reformpolitische Vorstellungen verbindet er dann aber erst mit dem Sommer 1989.
Danach legt er dar, wie es an der Zeit war, Druck auf Erich Honecker zu machen. Diese späte Entscheidung konnte freilich nicht verhindern, dass am 18. März 1990 bei den ersten und letzten freien Volkskammerwahlen der Bund der Liberalen von den Wählern nur 5,3 Prozent der Stimmen erhielt, ein, gemessen an „der“ (oder besser den) Erwartungen, katastrophales (oder ernüchterndes) Ergebnis. Insgesamt bietet so der Verfasser aus der Sicht eines Beteiligten ein von der Erinnerung vieler Bürger der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik und von Klischees einer „konservativen Geschichtspolitik der alten Bundesrepublik“ verschiedenes, gleichwohl aber in Meinungsfreiheit ebenfalls veröffentlichenswertes Bild, in dem er es auch bedauert, dass es im Rahmen des westlichen „Anschlusses“ der DDR an die Bundesrepublik Deutschland statt zu einer Erneuerung Gesamtdeutschlands lediglich zu einer Abwicklung der DDR gekommen ist.
Innsbruck Gerhard Köbler